
09/08/2025
Eine schockierende Entdeckung im Herzen der afrikanischen Wüste
Unter der gnadenlosen Sonne der Sahara, in den kargen, verlassenen Tiefen der Takarkori-Felsenschutzhöhle im Südwesten Libyens (Tadrart Acacus), haben Archäologinnen und Archäologen ein Rätsel entdeckt, das die Grundlagen unseres Verständnisses der Menschheit auf den Kopf stellen könnte. Dort wurden zwei über 7.000 Jahre alte, naturmummifizierte Frauen in außergewöhnlich gutem Erhaltungszustand geborgen – die ältesten bislang genetisch untersuchten Mumien der Sahara.
Doch was die Wissenschaftswelt tatsächlich aufhorchen lässt, ist nicht nur das Alter dieser Frauen – es ist ihr Erbgut.
Die genetischen Analysen, veröffentlicht in Nature am 2. April 2025, offenbaren etwas bislang völlig Unbekanntes: Diese Frauen gehörten offenbar einer vorher unentdeckten Linie des Menschen an, einer isolierten, tief verwurzelten nordafrikanischen Abstammungslinie, die sich bereits vor etwa 50.000 Jahren von Populationen südlich der Sahara abspaltete – ungefähr zur gleichen Zeit, als sich moderne Menschen über Afrika hinaus verbreiteten.
Ihre DNA weicht deutlich ab – sie zeigt kaum genetische Verbindungen zu bekannten Menschengruppen: weder zu Populationen der subsaharischen Regionen, noch zu Völkern des Nahen Ostens oder Europas. Stattdessen besteht ihr genetisches Erbe zu etwa 93 % aus dieser unbekannten nordafrikanischen Linie und etwa 7 % aus natufischen Genanteilen aus dem Nahen Osten.
Interessanterweise enthält ihre DNA nur sehr wenig Neandertaler-Erbgut – deutlich weniger als bei jungsteinzeitlichen Levante-Bewohnern, aber immer noch etwas mehr als bei heutigen Subsahara-Afrikanern.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Pastoralismus (Viehwirtschaft) in der „Grünen Sahara“ nicht durch großflächige Migrationen verbreitete, sondern eher durch kulturellen Austausch, ohne intensiven genetischen Austausch.
Die Takarkori-Fundstelle – ein wichtiger archäologischer Abri im Wadi Takarkori, das in feuchteren Holozän-Zeiten eine grüne, wasserreiche Savanne war – ist auch reich an Artefakten: Stein- und Holzwerkzeuge, Keramik, gewebte Körbe, geschnitzte Figuren und mehr. Die außergewöhnliche Trockenheit und der Schutz der Höhle ermöglichten die seltene Erhaltung von Gewebe und DNA.
Die Erkenntnisse eröffnen einen bislang unbekannten Ast unseres menschlichen Stammbaums – eine Linie, die tief verwurzelt und weitgehend isoliert in Nordafrika existierte und bis heute Spuren in der Genetik nordafrikanischer Bevölkerungen hinterließ.
Wie eine vergessene Seite, die vom Wüstenwind lange verborgen blieb, wurde nun ein Kapitel der menschlichen Evolution wieder aufgeschlagen – eines, das zeigt, wie viel wir noch über unsere eigene Herkunft zu lernen haben.
Quellen: Nature, Max-Planck-Gesellschaft, Reuters, Live Science, Science(Punkt)org, Science Focus, Anthropology(punkt)net, Wikipedia, SciTechDaily