Kleintierpraxis Dr med vet Birgit Weigl

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10/11/2025

Vögel füttern, aber bitte richtig!

Eine paar wichtige Tipps für Anfänger.
Vielleicht entdeckt ihr dabei auch noch ein paar wichtige Dinge, die ihr noch nicht wusstet.

Wer im Winter auch an unsere gefiederten Freunde denkt, der macht schon einmal etwas Wesentliches richtig.
Die meisten Menschen jammern ja nur über das Artensterben, aber sind nicht bereit, selbst ein bisschen Hilfestellung zu leisten, damit die Tiere überleben können.

Was viele aber nicht wissen,
an den meisten Futterstellen überwiegt leider oft mehr "gut gemeint" als "wirklich hilfreich".
Es beginnt schon einmal damit, dass in vielen Supermarktmischungen mehr Abfall als Nahrung steckt.
Weizenkörner, billige Hirse, gepresste Füllstoffe oder bunt gefärbte Knödel in Plastiknetzen – lasst davon bitte die Finger.

Während die Menschen denken, sie hätten etwas Gutes getan, sitzen die Rotkehlchen, Zaunkönige und Meisen vor den Futterstellen und picken frustriert zwischen leeren Spelzen herum.

Was die Vögel wirklich brauchen

Geschälte Sonnenblumenkerne oder gehackte Nüsse, ungesalzen und ungeröstet, das mögen viele Arten.
Haferflocken, ungeschwefelte Rosinen und Apfelstücke für die Weichfresser.
Fettfutter möglichst ohne Netz, und wer kann, macht das selbst, vielleicht aus Kokosfett, Haferflocken und Nüssen.

Wichtig wären auch verschiedene Futterhöhen für verschiedene Bedürfnisse.
Ein Silo für die Körnerfresser weiter oben, eine Schale für die Bodenfresser weiter unten.
So kommen sich die Arten nicht in die Quere.
Sauberkeit sollte selbstverständlich sein.
Die Futterplätze müssen regelmäßig mit heißem Wasser gereinigt werden.

Vor vollen Tellern verhungern ...

Viele glauben, an den Futterstellen würden nur Meisen und Spatzen profitieren.
In Wahrheit ist das oft kein Zeichen mangelnder Artenvielfalt, sondern eine Frage des richtigen Futters.

Kohl- und Blaumeisen sind kräftige Vögel, sie können die harten Schalen der Sonnenblumenkerne problemlos aufhämmern.
Auch Sperlinge und Finken schaffen das.
Doch kleinere, zartere Arten wie Rotkehlchen, Zaunkönige oder Heckenbraunellen haben keine kräftigen Schnäbel, sie können die festen Schalen gar nicht öffnen.
Sie verhungern vor vollen Tellern.

Wer wirklich allen helfen möchte, bietet gemischte Futterstellen an.
Eine mit geschälten Kernen oder Haferflocken am Boden oder in Schalen, eine zweite mit Körnern in Silos für die kräftigeren Arten.
Und plötzlich sind auch die kleinen, scheuen Besucher da.

Warum Nüsse die besseren Körner sind

Ja, sie sind etwas teurer. Aber gehackte Walnüsse oder Mandeln sind für viele Wildvögel ein Festmahl.
Sie sind reich an Fett und Eiweiß, also genau das, was im Winter dringend gebraucht wird.
Nicht nur Meisen, auch Kleiber, Spechte, Eichelhäher, Gimpel, Buchfinken und Amseln nehmen das dankbar an.

Wichtig ist nur, ungesalzen und ungeröstet.
Und Mandeln nur in kleinen Mengen, und nur Süßmandeln.
Nüsse bitte immer zerkleinern und nicht mahlen.
Lieber kleine Portionen auslegen, damit sie nicht feucht werden.

Eine gute Mischung für alle Vögel würde zum Beispiel aus einem Teil gehackter Walnüsse, einem Teil geschälter Sonnenblumenkerne, einem Teil Haferflocken und ein paar getrockneten Beeren oder Rosinen bestehen.

Obst? Ja gerne, aber das Richtige

Äpfel, Birnen, Trauben, Beeren, gerne etwas weich, so mögen es Amsel, Drossel und Rotkehlchen am liebsten.
Immer frisch anbieten, nicht angefault.
Und natürlich Zitrusfrüchte und exotische Sorten aus naheliegenden Gründen lieber weglassen.

Mehlwürmer sind pures Eiweiß

Sie sind im Winter besonders für die Insektenfresser wie Rotkehlchen, Zaunkönig und Heckenbraunelle und im Frühling bei der Jungaufzucht enorm wertvoll.
Getrocknete Mehlwürmer vorher kurz in lauwarmem Wasser einweichen, das macht sie für die Vögel bekömmlicher.
Wichtig ist jedoch das Gleichgewicht.
Mehlwürmer haben wenig Calcium, sie sollten also nicht als Alleinfutter gegeben werden.

Vorsicht Katze

Auf dem Balkon am besten hängende Silos oder Schalen außen am Geländer verwenden.
Im Garten sollten die Futterstellen möglichst hoch und frei und fernab von Versteckmöglichkeiten der Katzen aufgestellt werden.

Und dann wäre noch das Wasser

Das wird im Winter tatsächlich oft vergessen.
Trinken ist genauso wichtig wie Futter.
Selbst wenn es schneit, brauchen die Vögel Flüssigkeit, Schnee allein reicht nicht.
Eine flache Tonschale mit einem Stein als Landestelle reicht schon.
Wer möchte, kann morgens lauwarmes Wasser einfüllen, lauwarm, nicht heiß, das bleibt dann einige Stunden flüssig.

Zuverlässigkeit rettet Leben

Wer füttert, trägt Verantwortung.
Vögel lernen sehr schnell, wo sie zuverlässig Nahrung finden.
Schon nach wenigen Tagen merken sie sich feste Routen und kehren immer wieder dorthin zurück.
Das ist ein überlebenswichtiges Energiesparprogramm.

Ein kleiner Vogel verbraucht im Winter so viel Energie, dass schon wenige Stunden ohne Nahrung kritisch werden können.
Wenn er also in klirrender Kälte zu einem Futterplatz fliegt, an dem er sonst immer etwas findet, und dort plötzlich nichts mehr liegt, verliert er nicht nur wertvolle Zeit, sondern auch Körperwärme.
Sein kleiner Organismus kann diesen Verlust kaum ausgleichen, weil die Fettreserven minimal sind.
Bleibt die Nahrung länger aus, sinkt die Körpertemperatur, und der Vogel kann in der Nacht schlicht erfrieren.

Wer über Weihnachten oder Neujahr verreist, sollte jemanden beauftragen, die Futterstelle zu betreuen, so wie man jemanden bittet, die Katze zu füttern oder die Blumen zu gießen.

Was den Vö**ln eher schadet als nutzt

Futterstellen, die zu klein für größere Vögel sind. Viele Vogelhäuser sind nicht für Eichelhäher, Krähen und Tauben zugänglich, die auch Hunger haben.

Kein Brot, keine Essensreste, kein Fett aus der Küche.

Keine Plastiknetze, die sind gefährlich für Beine und Schnäbelchen.

Kein Futter an Orten, an denen sich Katzen verstecken könnten.

Niemals alte oder feuchte Körner, denn Schimmelpilze können ganze Vogelbestände krank machen.

Kein Winterfutter mit zu viel Weizen, Reis oder Mais, das sind billige Füllstoffe und keine nahrhafte Vogelnahrung.
Daran verdient einzig die Industrie.

Artgerechtes Füttern ist eigentlich ganz einfach.
Wer das im Winter tut, leistet wichtige Hilfe, die dankbar angenommen wird.

Dann traut sich nicht nur die Blaumeise,
dann kommt auch das Rotkehlchen und irgendwann der Specht
und sagen Dankeschön,
dass sie dank eurer Hilfe den harten Winter überleben dürfen.

Wenn ihr noch Tipps habt, schreibt sie gerne in die Kommentare 💕

Bettina Marie Schneider - Gutes Karma to go

22/10/2025

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❗Wir machen Urlaub ❗

Von Samstag 01.11.2025 bis einschließlich Sonntag 09.11.2025 ist die Praxis geschlossen.
Ab Montag 10.11.2025 sind wir wieder für Sie da.

Im Notfall oder in dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an die
Kleintierpraxis Dr. Burkhardt, Goethestr. 6,
92237 Sulzbach Rosenberg
Bitte telefonische Terminvereinbarung unter
Tel. 09661-810755
Notfallnummer 0170-4158088

🍂🐿️🍁🦔🍂🐿️🍁🦔🍂🐿️🍁

❗We take vacation ❗

Saturday 01.11.2025 to including Sunday 09.11.2025 our practice is closed.
We are there again for you on
Monday 10.11.2025.

In urgent cases or emergency please turn to
Kleintierpraxis Dr. Burkhardt, Goethestr. 6,
92237 Sulzbach Rosenberg

Please call for an appointment
Phone 09661-810755 Emergency Phone 0170-4158088

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92249 Vilseck, Mozartstraßeunkastrierter Kater überfahren,war sofort tot. Keine Tätowierung, KEIN Mikrochip.Falls er ein...
23/09/2025

92249 Vilseck, Mozartstraße
unkastrierter Kater überfahren,war sofort tot. Keine Tätowierung, KEIN Mikrochip.
Falls er einen Besitzer hat, oder jemand den Kater kennt, er befindet sich in der Kleintierpraxis Dr. Birgit Weigl

07/09/2025

Darf ein Tierheilpraktiker einen Hund einschläfern?

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Kürzlich meldete eine Regionalzeitung, dass in Bielefeld ein Tierheilpraktiker vor Gericht stünde, weil er (mit was für einer Substanz auch immer) einen Hund per Injektion getötet haben soll, nach Aussage der Besitzer:innen unter schweren Qualen für das Tier.

Das ist für sich genommen natürlich ein bemerkenswerter Vorgang, der rechtlich hoffentlich entsprechend gewürdigt wird. Noch bemerkenswerter aber erscheint mir die Tatsache, dass die Besitzer:innen des Hundes dem Tierheilpraktiker einen entsprechenden Auftrag erteilt haben, ganz offenbar in völliger Unkenntnis der Tatsache, dass Tierheilpraktiker:innen Euthanasien weder durchführen können noch dürfen.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder waren das völlig ignorante Leute, die gar nix blicken, also ein kompletter Ausnahmefall, oder es gibt da irgendeine diffuse und vielleicht sogar allgemein verbreitete Wahrnehmungsstörung in der Öffentlichkeit, in dem Sinne, dass Tierärzt:innen und Tierheilpraktiker:innen irgendwie als gleichwertig gesehen werden. Letzteres würde mich irritieren und beunruhigen. Aber nachdem man in Tierhaltergruppen auf Social Media bei Notfällen immer mal wieder den verwegenen Ratschlag hören kann, sofort einen Tierarzt ODER einen Tierheilpraktiker aufzusuchen, ist es vielleicht tatsächlich notwendig, mal den einen oder anderen Bilderrahmen wieder gerade zu rücken.

Wie wird man Tierärztin oder Tierarzt?
Man studiert (mindestens) elf Semester, also fünfeinhalb Jahre, an einer tiermedizinischen (und natürlich staatlich anerkannten) Universität und schließt dieses Studium mit einem Staatsexamen ab. Mit dem Examenszeugnis in der Hand beantragt man dann seine staatliche Zulassung als Tierarzt, die sogenannte Approbation. Wenn man zusätzlich durch ein polizeiliches Führungszeugnis einen unbescholtenen Lebenswandel nachweisen kann, bekommt man dann auch seine Approbationsurkunde, und das ist der Zeitpunkt, ab dem man die (natürlich staatlich geschützte) Berufsbezeichnung „Tierärztin“ oder „Tierarzt“ führen und in diesem Beruf tätig werden darf.

Wie wird man Tierheilpraktiker:in?
Um möglichst neutral und nüchtern zu bleiben, zitiere ich einfach Wikipedia:
„Die Berufsbezeichnung „Tierheilpraktiker“ kann von jedermann geführt werden, ein Befähigungsnachweis ist hierfür nicht erforderlich (…) Während die Ausbildung von Tierärzten zahlreichen staatlichen Vorgaben unterliegt und Studenten diverse Prüfungen unter staatlicher Aufsicht ablegen müssen, bevor sie die staatliche Zulassung zur Berufsausübung beantragen können, unterliegen die Ausbildungsangebote für Tierheilpraktiker keinerlei staatlichen Vorgaben. Zahlreiche Institutionen bieten miteinander kaum vergleichbare Kurse unterschiedlichster Dauer (von einem Wochenende bis zu mehreren Jahren) und Qualität an, bei denen häufig als „Diplom“ bezeichnete Abschlussurkunden verliehen werden. Die staatlich nicht anerkannten Abschlüsse, welche die privaten Ausbildungsanbieter vergeben, bergen dabei die Gefahr in sich, Tierbesitzern einen falschen Eindruck vermeintlicher Professionalität zu vermitteln.“

Also, was braucht man, um Tierheilpraktikerin oder Tierheilpraktiker zu werden? Genau gar nix! Jede und jeder von Ihnen, die das hier jetzt lesen, kann sofort heute beschließen, sich ein entsprechendes Schild an die Tür zu schrauben, eine Website online zu stellen und sich fürderhin als THP zu verdingen. Als Tierbesitzer:innen haben Sie angesichts einer solchen Pseudo-Berufsbezeichnung genau KEINE Möglichkeit, irgendeine tatsächliche Qualifikation für die Diagnostik und Therapie erkrankter Tiere voraussetzen zu können.

Warum können und dürfen Tierheilpraktiker:innen auf gar keinen Fall Tiere euthanasieren? Eigentlich ganz einfach: Weil Sie, die Leserinnen und Leser dieses Blogs, das auch nicht dürfen! Es gibt da zwischen Ihnen und Tierheilpraktiker:innen aus juristischer Sicht absolut keinen Unterschied. Paragraph 4 des Tierschutzgesetzes verlangt für das Töten eines Wirbeltieres „die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten“, und die haben weder Sie als Normalbürger:innen noch irgendwelche Tierheilpraktiker:innen.

Der gleiche TSchG-Paragraph fordert auch, dass ein Wirbeltier „nur unter wirksamer Schmerzausschaltung (Betäubung) in einem Zustand der Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit“ getötet werden darf. Dies ist für Tierheilpraktiker:innen natürlich eine nicht erfüllbare Forderung, da sie (ebenso wie alle Normalbürger:innen) keinen legalen Zugang zu den entsprechenden sedierenden bzw. narkotisierenden Medikamenten haben, ganz zu schweigen von den für die Euthanasie regelmäßig verwendeten Barbituraten, die sogar dem Betäubungsmittelrecht unterliegen und nur von Mediziner:innen gehandhabt werden dürfen, die im Besitz einer entsprechenden Erlaubnis sind.

Also: Ich weigere mich zu glauben, dass es da draußen allzu viele Tierbesitzer:innen gibt, die auf die absolute Schnapsidee verfallen würden, Tierheilpraktiker:innen den Auftrag zur Euthanasie ihres Tieres zu erteilen. Aber wie immer gibt es offenbar die berüchtigten Ausnahmen von der Regel. Deshalb diese schnelle Klarstellung. Jedes arme Haustier, das da mit irgendwelchen Substanzen qualvoll zu Tode gebracht wird, ist natürlich eines zu viel.

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

© Ralph Rückert
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Junger Kater, ca 12 Wochen alt, schwarz-weiß, keine Kennzeichnung, wurde soeben in 92249 Vilseck auf Höhe des Nahkaufs ü...
05/09/2025

Junger Kater, ca 12 Wochen alt, schwarz-weiß, keine Kennzeichnung, wurde soeben in 92249 Vilseck auf Höhe des Nahkaufs überfahren.
Er befindet sich in der Kleintierpraxis Dr. Weigl in Vilseck, falls er einen Besitzer hat, der ihn abholen möchte

01/09/2025
FundKatze 92249 Vilseck, Bahnhofstraßeweiblich, vermutlich schon älter, Langhaar brauntiger mit weißen Pfoten, kein Tatt...
01/09/2025

FundKatze 92249 Vilseck, Bahnhofstraße
weiblich, vermutlich schon älter, Langhaar brauntiger mit weißen Pfoten, kein Tattoo oder Mikrochip. Sie befindet sich bei mir in der Kleintierpraxis Dr. Weigl
Wer kennt oder vermisst diese Katze?

28/08/2025
28/08/2025

Throwback Thursday: Ein 13 Jahre alter Artikel darüber, was bezüglich Erster Hilfe beim Hund aus meiner Sicht wirklich wichtig ist:

Erste Hilfe mal ganz anders gesehen

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Als ich vor einiger Zeit um Themenvorschläge für Blog-Artikel bat, wurde mehrfach „Erste Hilfe“ genannt. Eigentlich offensichtlich! Warum habe ich bisher noch nichts dazu geschrieben? Ehrlich gesagt habe ich mich davor gedrückt, denn bei kaum einem anderen Thema klaffen Erwartungen und Realität so weit auseinander. Warum ist das so?

Denken Sie doch bitte mal an den Begriff „Erste Hilfe“. Was geht Ihnen als erstes durch den Kopf? Na klar, Mund-Nase-Beatmung und Herzdruckmassage! Heroische Lebensrettung bzw. Wiederbelebung ist die Hauptassoziation, die wir bezüglich Erster Hilfe im Kopf haben. Gibt man als Tierärztin oder Tierarzt Erste-Hilfe-Kurse, stellt man unweigerlich fest, dass das höchste Publikumsinteresse dann zu bemerken ist, wenn man auf das Thema Wiederbelebung zu sprechen kommt. Blöd nur, dass das mit der Realität nicht das Geringste zu tun hat.

Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass irgend jemand (inklusive Ihres Tieres) in Ihrer Anwesenheit einfach mit einem Herzstillstand umfällt oder so schwer verletzt wird, dass es zu einem solchen kommt, liegt im astronomischen Bereich. Und wenn es doch passiert, sind Ihre Chancen, daran etwas zu ändern, im besten Fall minimal. Ich will Sie nicht komplett entmutigen, und natürlich sollen Sie, wenn ein Mensch mit Herzstillstand vor Ihnen liegt, das tun, was Sie mal im entsprechenden Kurs in grauer Vorzeit gelernt haben. Sollte das mit einem Tier passieren, können Sie eigentlich auch gleich aufgeben, denn Sie haben (von absolut exotischen Ausnahmen abgesehen, bei denen meist gar kein echter Herzstillstand vorliegt) keine realistische Chance. Eine Herzdruckmassage ist derartig anstrengend, dass ein einzelner Ersthelfer nur wenige Minuten durchhält. Das macht dementsprechend nur dann Sinn, wenn man weiß, dass Notarzt und Rettungswagen mit Sirene und Blaulicht unterwegs zu einem sind.

Für Tiere gibt es kein echtes Rettungswesen. Auch die im Fernsehen gezeigten und in Großstädten aktiven Tierambulanzen können ein solches nicht ersetzen, da für Tiere keine Einsatzfahrten mit Blaulicht und Sirene erlaubt sind. Hat also Ihr Tier einen Herzstillstand, wird Ihnen niemand zu Hilfe eilen. Es liegt an Ihnen, das Tier in eine Praxis oder Klinik zu bringen, und das geht nicht unter Beibehaltung der Herzdruckmassage. Auch wenn Sie einen Tierarzt erreichen, der mit seinem Privatfahrzeug unter Einhaltung der Verkehrsregeln in vertretbarer Zeit am Ort des Geschehens eintreffen könnte, würde das nicht viel bringen. Ohne Hilfspersonal und ohne die enormen technischen Möglichkeiten eines modernen Noteinsatzfahrzeuges gibt es nicht viel, was man tun kann, Profi hin oder her. Das ist der Grund, warum Sie in so einer Situation auch gleich aufgeben können und warum die Beschäftigung mit diesem Teilbereich der Ersten Hilfe bestenfalls Unterhaltungswert hat. In den von verschiedenen Organisationen oder von Kolleginnen und Kollegen angebotenen Kursen für Erste Hilfe bei Tieren wird der Reanimation trotzdem oft und unsinnigerweise viel Zeit eingeräumt.

Ich werde in diesem Artikel auf keine Details der Ersthilfe bei Tieren eingehen. Das Thema ist zu umfangreich, um in einem Blog mal kurz abgehandelt zu werden. Dafür ist die Buchform bestens geeignet, und da gibt es ein breites und meist ganz brauchbares Angebot, wie man auf Amazon sehen kann. Mir geht es vielmehr um den für mich wichtigsten Gesichtspunkt der Ersthilfe: Vorausdenken und Vorbereitung! Und genau da hapert es bei den meisten Tierbesitzer:innen ganz gewaltig.

Stellen Sie sich vor: Ein schöner Sommertag, Sie fahren mit Ihrem 35 kg schweren Hund auf einen Waldparkplatz und machen einen schönen Spaziergang, zuerst einen halben Kilometer bergab und dann noch zwei Kilometer weiter in ein nicht mit dem Auto befahrbares Tal hinein. Und genau da hinten tritt Ihr Hund in eine Glasscherbe und verletzt sich dabei eine Arterie an der Beugeseite der Pfote. Ihr Hund blutet beängstigend stark und kann nicht mehr laufen. Und jetzt? Haben Sie Verbandszeug dabei? Wenn nicht: Haben Sie wenigstens Ihr Handy? Auch nicht? Dann wird es echt problematisch. Sie werden improvisieren müssen. Ein zerrissenes Kleidungsstück könnte helfen, vorausgesetzt Ihr Hund lässt Sie die stark schmerzende Pfote überhaupt berühren. Hat er das gelernt? Auch nicht? Dann haben Sie Ihren Hund in einem Naherholungsgebiet und ein paar wenige Kilometer Luftlinie von der nächsten Tierarztpraxis entfernt in eine lebensbedrohliche Notlage gebracht, die eigentlich leicht vermeidbar gewesen wäre. Und wenn Sie einen Druckverband mit was auch immer hinbekommen: Können Sie Ihr schweres Tier 2,5 Kilometer weit tragen, den letzten halben Kilometer bergauf? Duldet Ihr Hund das Tragen überhaupt?

Ich denke, Sie alle verstehen, was ich sagen will. Bezüglich solcher banalen und im Gegensatz zu Herz-Kreislauf-Stillständen enorm häufigen Notfälle wäre viel gewonnen, wenn man entsprechend vorausdenken würde. Das Material für einen schnellen Druckverband passt in die kleinste Tasche und sollte immer dabei sein, auch beim täglichen, halbstündigen Routinespaziergang. Und das Handy ist für uns Hundebesitzer sowieso ein absolutes Muss. Einer meiner Hunde wurde vor Jahren nur 150 Meter von unserem Haus entfernt angefahren. Er war bewusstlos, mit unklarem Verletzungsbild, ich konnte ihn also weder allein lassen noch transportieren. Ohne Handy ist man da wirklich aufgeschmissen, mit eventuell tragischen Folgen.

Bedenken Sie immer das Verhältnis zwischen dem Gewicht Ihres Hundes, Ihrer Körperkraft, den zurückzulegenden Wegstrecken und der Geländebeschaffenheit. 2012 ging im Internet ein schwerer Sh*tstorm über ein US-amerikanisches Paar nieder. Die beiden hatten mit ihrem Rottweiler eine technisch unschwierige, aber sehr lange Wandertour in den Rocky Mountains angefangen. Nicht bedacht hatten sie die besondere lokale Geländebeschaffenheit mit sehr scharfkantigem Gestein. Auf halber Strecke konnte der Hund nicht mehr weiter, da alle vier Pfoten unbrauchbar geworden waren. Das Ganze spielte sich in fast 4000 Meter Höhe ab, der Weg ins Tal war noch über 4 Stunden lang. Der Besitzer versuchte mehrfach, den 55 Kilogramm schweren Rottweiler zu tragen, was natürlich hoffnungslos war. Also mussten die Leute den Hund letztendlich zurücklassen, denn für eine Nacht in den Bergen waren sie absolut nicht ausgerüstet. Eine ganz schlimme Situation, die bei entsprechender Planung nie eingetreten wäre. Nur zur Beruhigung: Der Rottweiler wurde später von einer Bergsteigergruppe gerettet.

Je schwerer also Ihr Hund ist, desto mehr müssen Sie sich darüber Gedanken machen, ob Sie bei dieser oder jener Unternehmung Ihr Tier im Notfall noch transportieren können. Es mag schon sein, dass ein Rettungshubschrauber sogar für einen Hund in Not kommt, aber diesen Einsatz wird man im Anschluss sicher sehr teuer bezahlen müssen. Demzufolge würde ich mit einem Hund, den ich aufgrund seines Gewichts nicht tragen kann, niemals irgendwo rumlaufen, wo man nicht zur Not mit dem Auto rankommt.

Sollten Sie je in die Verlegenheit kommen, Ihren Hund über größere Strecken tragen zu müssen, so wird das meist nur unter Zuhilfenahme des sogenannten Gamstragegriffes halbwegs kraftsparend funktionieren. Und das bringt mich zum weiter oben schon mal angedeuteten Thema des vorsorglichen Trainings mit dem Hund. Die schönsten Verbandsmaterialien und Pläne sind keinen Pfifferling wert, wenn Sie sie mangels Kooperation Ihres Tieres nicht zur Anwendung bringen können. Es ist den Hunden nicht von vornherein gegeben, Manipulationen an schmerzenden Wunden oder ungewohnte Tragetechniken widerspruchslos hinzunehmen. Das muss vorausschauend geübt werden. Zumindest bei Hunden mit guter Grundausbildung ist das nicht besonders schwierig. Unser Terrier Nogger (siehe Foto), der ja durch ein von klein auf zerstörtes Hüftgelenk schwerbehindert war, ließ sich auf jede Art und Weise tragen und sogar im Rucksack transportieren.

Ein letzter Punkt: Vorsorgliche Planung bedeutet auch, in einem dringenden Notfall in einer fremden Gegend nicht erst noch ewig mit dem Smartphone nach der nächstgelegenen Tierarztpraxis suchen zu müssen. Im Idealfall haben Sie diese schon vorher ermittelt und gespeichert. Ich weiß, irgendwie wirkt das jetzt superpedantisch, aber es kann Ihnen im Ernstfall genau die Minuten ersparen, auf die es ankommt.

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert


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