08/05/2025
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Der Eichenprozessionsspinner
Es gibt unterschiedliche Arten von Prozessionsspinnern, welche stets nach den Bäumen benannt sind, in denen sie auch ihr Nest bauen. In Deutschland und Europa sind neben dem bekanntesten Eichenprozessionsspinner, der seine Nester eben in Eichen baut, auch der Kiefernprozessionsspinner und der Pinienprozessionsspinner gängig.
Der Eichenprozessionsspinner, lateinisch Thaumetopoea processionea, wird in unseren Breitengraden, durch Massenvermehrungen und wohl auch bedingt durch die Klimaerwärmung, immer mehr zum Problem und von Städten und Gemeinden teilweise intensiv bekämpft. Überall, wo Eichen stehen, egal ob Stieleiche, Traubeneiche und Roteiche, ist eine Besiedelung möglich, gehäuft im Flachland an lichten, trockenen Orten. Er ist im Grunde eine harmlose, unscheinbare Schmetterlingsart, die sich in verschiedenen Stadien entwickelt. Die Eier werden im Herbst in den Eichenkronen abgelegt, daraus schlüpft im Frühjahr die Larve/ Raupe, die dann mit fortschreitendem Wachstum in Gruppen beginnt je nach Witterung (es sollte längere Zeit trocken und warm gewesen sein, insofern meist erst im Mai) auch von der Heimateiche weg im Gänsemarsch wie bei einer Prozession auf Nahrungssuche zu gehen – daher rührt auch ihr Name.
Ab Juni bauen Eichenprozessionsspinner-Raupen ihre typischen Gespinstnester in Astgabeln und an Eichenstämmen und häuten sich dort. Die Nester können eine Größe bis zu 1,5 Metern erreichen.
Ende Juni / Anfang Juli beginnt die Verpuppung in den Gespinstnestern, bei der die Gifthaare zwar abgestoßen werden, aber in den Nestern verbleiben und dort weiterhin eine langanhaltende Gefahr darstellen. Deshalb müssen auch leere Nester umgehend beim zuständigen Gesundheits- oder Grünflächenamt der jeweiligen Stadt oder Gemeinde gemeldet und vom Fachmann unter Schutzkleidung entsorgt werden.
Ab etwa Mitte August erfolgt der Schlupf der Eichenprozessionsspinner als braungraue, nachtaktive Falter, die im Spätsommer dann wieder ihre Eier in die Baumkronen der Eichen legen.
Im gefährlichsten Raupenstadium hat der Eichenprozessionsspinner eine dunkle, breite Rückenlinie mit samtartig behaarten Feldern und rotbraunen, langbehaarten Warzen. Diese langen Brennhaare bilden die eigentliche Gefahr für Mensch und Hund, denn sie enthalten ein allergieauslösendes Gift. Wenn sich die Raupe bedroht fühlt, kann jede einzelne ihre Nesselhaare abschießen, wobei die Reichweite bis zu drei Meter beträgt. Durch ihre Widerhaken bleiben die Haare dann an Haut und Fell des „Feindes“ hängen und verbreiten hier ihr Nesselgift.
Aber auch bei ihrer Wanderung verlieren die Raupen eine große Anzahl Härchen, die dann im Unterholz liegen, in der Luft schweben oder auch vom Wind oft bis mehrere hundert Meter weit verteilt werden.
Diese Brennhaare enthalten das Eiweiß Thaumetopoein und sind das eigentliche Problem. Sie dringen mechanisch in die Haut ein (ähnlich wie bei der Brennessel), beim Hund sind besonders die haarlosen Stellen an der Schnauze, im Maul, den Augen und den Pfoten gefährdet. Neugierige Individuen, die ihre Nase in jedem Unterholz haben oder womöglich sogar Raupen fressen, sind besonders gefährdet, denn dann sind auch Reizungen/Schwellungen der Zunge und der Speiseröhre möglich.
Auch Hunde, die nach dem Spaziergang gründlich ihr eigenes Fell ablecken, können so mit anhaftenden Härchen in Berührung kommen.
Die potenzielle allergische Reaktion kann beim Hund individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Zu den Symptomen gehören:
- Lokale Hautausschläge mit Hautrötungen, Schwellungen, Juckreiz, Brennen bis hin zu Bläschenbildung.
- Reizungen im Schnauzen-/ Nasenraum und der Atemwege bis hin zu Atemnot, Husten und Asthma. (Manche Hunde reiben ihre Schnauze dann wie wild beständig am Boden).
- Bindehautentzündung der Augen
- Schwindel, Fieber, Müdigkeit und in seltenen Fällen allergische Schocks.
Als erste Hilfe sollte die Schnauze mit lauwarmem Wasser abgespült werden, damit die Raupenhaare so gut es geht weggewaschen werden. Kälte ist ein effektives Hausmittel gegen Nesselsucht und Raupendermatitis, also Stellen am besten mit nassen, kalten Lappen oder Kühlelementen kühlen.
Auch das Fell kann durch Abspülen mit warmem Wasser gereinigt werden oder man kann versuchen, die Gifthaare mit Klebeband oder sogar einem Staubsauger zu entfernen.
Wenn der Hund einen allergischen Schock hat, besteht Lebensgefahr – sofort den Tierarzt verständigen, dessen Anweisungen befolgen und solange erste Hilfe leisten:
Den Hund auf die Seite legen, wenn er noch wach ist etwas zu trinken geben, den Kopf leicht (!) in den Nacken legen um das Atmen zu erleichtern, den hinteren Teil höher lagern, zudecken, um Wärmeverlust zu vermeiden…
Ein Tierarztbesuch sollte immer erfolgen, wenn sich Symptome zeigen. Der kann über die weitere Behandlung mit Medikamenten (oft Cortison), Infusionen oder Salben entscheiden.
Leider gibt es für Hundebesitzer wohl keinen hundertprozentigen Schutz vor dem Eichenprozessionsspinnerkontakt. Bekannte Befallsgebiete sollten gemieden werden.
Hält man sich doch dort auf, den Hund an kurzer Leine halten und Schnüffeln im Unterholz vermeiden, von Nestern großräumig Abstand nehmen. In vielen Fällen sind die Folgen eines Kontakts zwar sehr unangenehm, aber zum Glück nur von kurzer Dauer. Jedoch ist es von großem Vorteil, über das Aussehen und Vorkommen und die typischen Symptome Bescheid zu wissen.
Prinz; Rundumhund-Ostalb