21/07/2025
Fallbeispiel - Drei Tage Intensivtraining mit Zuri
Drei intensive Tage mit Rhodesian Ridgeback-Hündin Zuri und ihrer Halterin liegen hinter uns. Drei Tage, in denen nicht nur Probleme "trainiert" wurden, sondern Beziehung neu gedacht - vom Fundament her.
Der Grund, warum sie kamen
In der ersten Anfrage schrieb die Halterin:
„Ich bin ihre Ressource, keiner soll mir zu nahe kommen, ob draußen oder drinnen. Besuch eher nicht willkommen. Bewegt der Besuch sich zuviel, will sie Maßregeln. Vor dem Haus dreht sie durch, wenn jemand auf uns zukommt. Neulich ist sie mir an der Wohnungstür entwischt und hat fast den Briefträger gefressen. Gebissen hat sie zum Glück nie, aber heftig gedroht. Ins Restaurant geht gar nicht, alles wird ihr Terrain. Kommt ein Hund, schießt sie nach vorne. Tja, das sind unsere Baustellen. Diverse Trainer haben wir ausprobiert. Wir lieben sie, wie sie ist, aber wenn es einfacher ginge, soooo gerne.“
Was wir gesehen haben, jenseits der Symptome
Am ersten Tag haben wir genau hingeschaut, ohne Kamera. Ich war so im Moment, dass ich den Status-Check nicht filmte. Deshalb zeigt das Video Ausschnitte vom zweiten und dritten Tag.
Viele der auffälligen Verhaltensweisen wie Drohen, Kontrollieren, Bellen, Begrenzen sind keine Ursachen. Sie sind Symptome. Was draußen sichtbar wird, entsteht in der Basis durch das, was drinnen gelebt wird.
Im scheinbar belanglosen Alltag wird die Beziehung geprägt. Ein Beispiel:
Während eines kurzen Gesprächs stellte sich Zuri vor ihre Halterin, blockierte deren Bewegung, fixierte den offenen Raum Richtung Hofplatz, weil von dort Reize hätten auftauchen können.
Als ein Kollege sich näherte, ging Zuri gezielt dazwischen, schnüffelte übergriffig an ihm, stellte sich frontal vor ihn und drohte, als er den Kontakt erwiderte - sie nahm für sich in Anspruch, übergriffig zu sein, während sie es umgekehrt nicht erlaubte.
All das war kein Zufall, sondern gelebte Beziehung. Sie verwaltete den Raum, den Menschen und letztlich auch die Verantwortung - und nahm sich selbst heraus, was sie anderen unter Androhung unangenehmer Konsequenzen untersagte.
Meinem Hund wollte sie mit gefletschten Zähnen ins Gesicht springen und musste an der Leine zurückgehalten werden, weil sie es nicht in Ordnung fand, dass wir Menschen uns auf 'Wir-sagen-Hallo'-Abstand näherten.
Beziehung beginnt Zuhause
Ein Hund entscheidet nicht spontan, ob er folgt. Er entscheidet das im Alltag immer wieder neu.
Wer ständig um den Hund kreist, fragt, bittet, belohnt in der Hoffnung, endlich gehört zu werden, wird eher als Kumpel wahrgenommen, nicht als Partner.
Führung beginnt nicht auf dem Spaziergang, sondern bei kleinen Dingen:
In jedem persönlichen nahen Kontakt miteinander. Genauso beim „Geh mal zur Seite.“ Beim „Jetzt nicht.“
Klarheit, Haltung, Präsenz - das ist, was Beziehung trägt. Keine Überemotionalität. Kein ständiges sich selbst Verfügbarmachen.
Erste Veränderung - kleine Momente, große Wirkung
Nachdem wir Grenzen neu gesetzt und die sozialen Rollen zwischen Mensch und Hund geklärt hatten, begann Zuri, sich zu verändern.
Nicht, weil plötzlich die nächste Methode endlich wirkte, sondern vor allem deshalb, weil ihre Halterin begonnen hat, sich auf eine neue Weise zu zeigen.
Dafür brachte sie von Anfang an genau die richtige Einstellung mit. Dadurch fiel es ihr leicht, Klarheit in die Beziehung zu bringen und sich selbst gegenüber Zuri sozial neu zu positionieren.
Eine liebevolle, stabile und warmherzige Persönlichkeit, die weiß, wofür sie steht, sich nicht vereinnahmen und kontrollieren lässt und im richtigen Moment deutlich wird.
Was im Alltag dafür konkret nötig war, hatte ihr bisher nur niemand aus Hundesicht verständlich gemacht. Doch genau das brachte plötzlich Klarheit - auf beiden Seiten.
Zuri ist ein sehr geliebtes Familienmitglied. Und sie soll sich auch so fühlen.
Aber sie ist kein Wesen, das umgarnt werden muss.
Wir leben miteinander. Und das bedeutet auch, Entscheidungen treffen zu dürfen, wenn es nötig ist.
Im Zusammenleben geht es daher nicht in erster Linie um Trainingsmethoden oder Korrekturen.
Entscheidend ist, wer man für den Hund ist und wie man sich im Alltag zeigt.
Nur dann kann das, was man im Training tut, auch wirklich wirken.
Nach ihrer Rückkehr schrieb die Halterin:
„Meine Schwiegermutter hat gefragt, ob der Hund nicht da ist. 😅🤓😅 Die Gärtner laufen frei rum und sie hört kein empörtes Bellen.“
🥳🥳🥳
Trainingsrahmen & Termine
Gearbeitet wird in 24811 Brekendorf auf "Seibels Ranch" mit möglichen Ablenkungen von Hunden, Pferden, Katzen. Es gibt eine geschlossene Reithalle – praktisch bei Regen und für sicheres Ableinen.
Für die Arbeit am häuslichen Verhalten komme ich gern zu euch in die Unterkunft, die ich empfehle. Auch Wald, Stadt und sogar Strand sind gut erreichbar – perfekt für realitätsnahes Alltagstraining.
Anschließend ist auch die Weiterbetreuung online möglich.
Wer neben dem Hundetraining auch eigene Stressmuster verändern möchte – z. B. Unsicherheit bei Hundebegegnungen, innere Anspannung oder Überforderung – kann zusätzlich ein wingwave®-Coaching buchen.
Diese effektive Kurzzeitmethode hilft, emotionale Blockaden zu lösen und mehr innere Ruhe und Souveränität im Alltag mit Hund zu gewinnen. Dazu bald mehr.
Als besondere Ergänzung ist außerdem ein Führungscoaching mit Pferden unter der Leitung von Jule Seibel (Seibels Ranch) möglich.
Hier geht es um klare Kommunikation, innere Haltung und authentische Führung – wertvoll für alle, die mit ihren Hund(en) arbeiten oder ihr eigenes Auftreten reflektieren und stärken möchten.
2025 gibt es noch freie Termine für mehrtägige Intensivtage.
Bei Interesse meldet euch gern per E-Mail für weitere Infos und Terminvereinbarungen:
📧 [email protected]