
10/09/2025
Ich werde im Frühling geboren. Ein Fohlen voller Neugier, frei an der Seite meiner Mutter. Die ersten Monate verbringe ich auf der Wiese – spielend, rangelnd, wachsend, so wie es sein sollte.
Später komme ich auf die Hengstweide. Wir toben, wir messen unsere Kräfte. Ich glaube, das Leben bleibt so: frei und voller Leichtigkeit.
Doch eines Tages holen sie mich ab. Plötzlich bin ich nicht mehr frei. Ich laufe im Kreis, Tag für Tag. Sie nennen es Vorbereitung. Für mich fühlt es sich an wie ein Abschied von meiner Kindheit.
Dann die Körung. Ich bin zweieinhalb Jahre alt. Vor fremden Augen soll ich laufen, traben, springen. Alles ist laut, fremd, bedrängend. Ich verstehe nicht, warum – ich weiß nur: Gefallen ist jetzt wichtiger als Sein.
Nach der Körung kommt der Sattel. Ich bin noch nicht drei Jahre alt und doch beginnt für mich eine Welt voller Erwartungen, bevor ich überhaupt erwachsen bin.
Im Januar stehe ich bei der Hengstschau unter dem Sattel, vor Publikum, vor Musik, vor fremden Blicken. Ich fühle mich klein, obwohl sie Größe von mir verlangen.
Im Frühjahr gehe ich in meine erste Reitpferdeprüfung. Wieder fremde Halle, wieder Richter, wieder Druck. Ich soll Bewegungen zeigen, die mein Körper noch gar nicht tragen kann – weil er noch wächst, weil er noch nicht reif ist.
Dann das Landeschampionat. Dort entscheidet sich, wer weiter darf nach Warendorf. Für Menschen ein Wettbewerb – für mich nur ein weiterer Schritt weg von Freiheit.
Und schließlich: das Bundeschampionat. Ich bin drei Jahre alt. Für Menschen ein Höhepunkt. Für mich ein Moment, in dem ich mich alt und müde fühle, bevor mein Leben richtig begonnen hat.
Ich war ein Fohlen. Frei.
Heute bin ich drei – und schon so sehr belastet. Teile, verlinke und kommentiere, lade dir den Musterbrief an die Fn hier herunter : https://drive.google.com/file/d/1uAlYiFrYkYn6HO5GSNDQHGPHEEXftcii/view?usp=drivesdk
Je mehr von uns das tun, desto klarer wird: Pferde brauchen Zeit, bevor sie Leistung zeigen müssen.