13/10/2023
Es ist immer wieder schön, wenn die ganze Arbeit sich dann doch lohnt:
In der LPO 2024 werden die Begriffe "Ungehorsam", "Widersetzlichkeit" oder "Verweigerung" nicht mehr vorkommen.
Begründet wird dies von der FN damit, dass die Ursachen "nicht nur auf das Pferd zurückzuführen" seien. "Nicht nur".
Das ist natürlich wieder eine sehr weichgespülte Formulierung, man wollte wohl den Reitern nicht zu sehr auf die Füße treten. Daher möchte ich noch einmal meinen Leitsatz für alle Reiter wiederholen:
Der Fehler liegt nie beim Pferd.
Wenn ein Pferd aufgrund von Reiterfehlern, Schmerzen oder Überforderung nicht springt, ist das kein "Ungehorsam", sondern eine Reaktion auf: Reiterfehler, Furcht vor Schmerz, psychische oder physische Überforderung.
Nicht mehr und nicht weniger.
Es ist die Pflicht und Verantwortung des Reiters, die Ursache zu finden und abzustellen - und nicht etwa, das Pferd mit Sporen und Gerteneinsatz zum Springen (oder einer anderen gewünschten Leistung) zu zwingen, wie wir es leider so häufig sehen.
Durch die Abschaffung der o.g. Begriffe fällt es einigen Reitern eventuell leichter, die Schuld für die misslungene Aufgabe dort zu suchen, wo sie meiner persönlichen Erfahrung nach (und da schließe ich mich ausdrücklich mit ein) zu 99% zu finden ist: Im Sattel. Sei es durch das Übertragen eigener Unsicherheit, mangelnde Konzentration oder Körperbeherrschung, weil wir das Pferd stören oder schlecht kommunizieren. Abgesehen davon bestehen meiner Erfahrung nach fast IMMER auch körperliche Ursachen (die am Ende natürlich ebenfalls durch den Reiter hervorgerufen sind).
Ich glaube, das ist für viele Reiter das Schwerste am Reiten: Sich selbst mit der gebotenen Ehrlichkeit zu reflektieren.
Was wäre es doch schön, wenn diese Selbstreflektion, das sich bewusst machen der positiven oder negativen Auswirkungen, die man auf andere Lebewesen in seiner Umgebung hat, jedem Menschen inne wäre.
Es wäre eine vollkommen andere Welt. Nicht nur für die Pferde. ©Julie von Bismarck