28/03/2025
Was darf ein Hundefriseur kosten? – Ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen
Es ist immer wieder spannend zu erleben, welche Vorstellungen es davon gibt, was ein Hundefriseurbesuch kosten „darf“.
Oft soll es möglichst günstig sein – aber bitte mit bestem Service, viel Geduld, Liebe zum Tier und einem perfekten Ergebnis.
Verständlich. Jeder möchte für seinen Liebling nur das Beste.
Aber genau hier sollten wir gemeinsam einmal innehalten und überlegen, was hinter einem guten Hundesalon wirklich steckt.
• Ein professioneller Haarschnitt dauert mindestens 1 Stunden – bei zappeligen Hunden oder stark verfilztem Fell auch deutlich länger.
• Der Groomer soll dabei ruhig, liebevoll und geduldig sein – auch wenn der Hund die Pflege nicht mag und sich wehrt.
• Der Salon soll sauber, modern und einladend wirken.
• Der Hundefriseur bitte freundlich, bestens gelaunt und top ausgebildet.
• Viele möchten während der Pflege gern dabei bleiben – am besten mit einem Kaffee in der Hand.
• Und wenn irgendetwas nicht ganz den Vorstellungen entspricht, folgt oft schnell eine negative Bewertung in den sozialen Medien.
Doch was bedeutet es eigentlich, als Hundefriseur selbstständig zu sein?
Es bedeutet, jeden Tag mit Herzblut, Know-how und voller Verantwortung zu arbeiten – für das Tier, für den Kunden, für die eigene Existenz.
Es bedeutet auch:
• Die kompletten Kosten des Salons selbst zu tragen: Miete, Einrichtung, hochwertige Pflegeprodukte, Werkzeug, Strom, Wasser, Heizung, Steuern, Versicherungen.
• Fortbildungen aus eigener Tasche zu bezahlen, um fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben.
• Für Krankheit, Urlaub, Altersvorsorge und Notfälle privat vorzusorgen – es gibt keinen bezahlten Urlaub, keine Lohnfortzahlung, keine garantierte Rente.
• Selbst und ständig zu arbeiten – oft unter körperlicher Belastung, mit viel Verantwortung und wenig Pausen.
Und dann kommt noch ein weiterer Punkt dazu, über den kaum jemand spricht:
Der Hund selbst.
In unserer heutigen Zeit ist der Hund ein festes Familienmitglied – was wundervoll ist.
Doch leider bedeutet das auch immer häufiger: Er ist Prinz oder Prinzessin zuhause, bekommt viel Liebe, aber wenig Grenzen.
Das zeigt sich sehr deutlich am Pflegetisch:
Hier wird plötzlich erwartet, dass der Hund stillsteht, sich überall anfassen lässt, nicht zappelt oder knurrt.
Doch genau das fällt vielen schwer – sie wehren sich, zittern, versuchen sich zu entziehen oder zeigen deutlich, was sie von der Pflege halten.
Und obwohl wir Groomer in solchen Situationen professionell, ruhig und liebevoll reagieren, spüren wir häufig unterschwellig den Vorwurf: „Dem Hund gefällt das nicht – der fühlt sich hier nicht wohl.“
Dabei fordern wir lediglich für kurze Zeit ein bisschen Disziplin und Kooperation – im Sinne des Hundes, seiner Gesundheit und eines guten Pflegeergebnisses.
Wir geben täglich unser Bestes.
Mit Fachwissen. Mit Geduld. Mit Leidenschaft. Und mit Liebe.
Doch Liebe allein zahlt keine Rechnungen.
Unsere Arbeit verdient Respekt, Vertrauen – und faire Bezahlung.
Vielleicht hilft dieser kleine Einblick, beim nächsten Besuch im Hundesalon mit einem neuen Blick auf das zu schauen, was wir tun.
Denn: Qualität hat ihren Preis – und sie ist es wert.
Für deinen Schatz. Für dich. Und für uns.
Herzlichst,
Anita Döring – World of Groomers
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