Feine Reiterei

Feine Reiterei Unterricht in der klassisch-barocken Reitweise mit Elementen der iberischen Arbeitsreitweise (Doma Vaquera), Arbeit an der Hand und Freiarbeit

26/08/2025

Überall lungenkranke Pferde und jede zweite Anzeige in Social Media dreht sich um kostenfreie Webinare rund um COPD oder equines Asthma. Weiß also wirklich jeder inzwischen, dass Pferd plus Luft eine schwierige Kombi sind.

Jeder? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern besetztes Dorf … ach nee, das war ja ne andere Geschichte.
Und trotz all dieser neudeutsch „Awareness“ schaffenden Berieselung komme ich immer wieder zu Kundenpferden und höre:
Der ist ein bisschen erkältet seit vorletztem Wochenende.
Hustet aber fast nicht, nur beim ersten Trab.
Ja neee, keinen Tierarzt dagehabt, ich bin momentan ja auch erkältet, ist ja frisch morgens. Und ich gehe ja auch zum Sport. Ich reite den ganz normal.

Leute! Echt jetzt?
Ich bin früher, zu meinen aktiven Laufzeiten, auch die 10 Kilometer gerannt, sobald meine Erkältung mir wieder ansatzweise genug Luft gelassen hat. Und seht mich an, es hat mir nicht geschadet!
Sehr blödes Argument.

Ich bin immer schon sehr entspannt gewesen mit meinen eigenen Wehwehchen (Tendenz: zu entspannt). Ähnlich relaxt bin ich nach 35 Jahren mit Pferden und einigen therapeutischen Ausbildungen mit bspw. Verletzungen. Das meiste heilt auch so wieder zusammen, ohne Tinkturen und Sprays und Salben. Dicken Beinen. Ausgebrochenen Hufen. So Zeug. Meine Einsteller verzweifeln da manchmal an meiner Einstellung (die, wohlgemerkt, nur für meine eigenen Pferde gilt).

Aber es gibt zwei Dinge, da ist bei mir ganz schnell Alarmstufe rot: Augen und Lunge. Weil mitohne Augen ist echt doof für so ein Pferd, und mitohne Lunge auch, kurz gesagt.

Das Pferd, zu dem ich kürzlich kam und bei dem ich die oben zitierten Sätze hörte, stand bei diesem Gespräch neben uns. „Die oberen Luftwege sind verschleimt“, sagte ich, und die Besitzerin fragte völlig verwundert, woher ich das wisse.
Weil ich telepathisch begabt und hyperempathisch bin!
… nicht.
Weil man es hört. Lange nicht so deutlich wie bei Luars Seufzer im Video, aber das leise Blubbern hört man doch.
Und wer wirklich nicht gut hören kann, der muss halt gucken. In aller Regel, wenn ich Besitzer frage: „Sind die Nüstern bei deinem Pferd öfter so weit?“, „Hat er beim Traben öfter dieses sehr offene Genick?“, „Sein Blick wird im Trab starr, hat er das öfter?“ oder „bei meinem letzten Besuch hier hat man die Schulterblattkante nicht so klar gesehen, seit wann ist das so?“ gibt es genau eine Antwort: „Weiß ich gar nicht, hab ich nie drauf geachtet.“

Davon sind unsere Pferde aber abhängig: Dass wir darauf achten. So viele Probleme kündigen sich subtil an, und dann könnten wir eingreifen. Warten wir auf die großen klaren Zeichen, dann ist die Trageschwäche da, das chronische Lungenproblem, der Fesselträgerschaden.

Luar lief die erste Runde Schritt bereits mit geweiteten Nüstern, und schon beim Putzen war mir aufgefallen, dass ihre Kreuzhöcker spitzer wirkten als sonst. Mehr muss ich nicht sehen um zu wissen, dass es ihr nicht gut geht.
Der Schnorchler am Ende des Videos bestätigte es, aber auch ohne ihn: hätte ich das Programm reduziert. Hätte sie locker joggen lassen, vielleicht kurz galoppieren für das wirklich tiefe Durchatmen, hätte sie nicht geritten, hätte ihr ein Mash mit Kräutern vom Boden gefüttert und geschaut, ob der Mukus durch die Bewegung verflüssigt wurde und aus der Nase tropft. Und das täglich, bis sie garantiert wieder fit ist. Kommt Husten dazu, läuft oder klebt gelber Rotz, läuft trotz Bewegung mehrere Tage nichts ab, aber die Nase ist hörbar nicht frei, kommt Fieber dazu - steht sogar bei „geht schon, der hat doch noch drei Beine!“-Kay ganz fix der Tierarzt auf dem Hof.

Denn das „ich laufe doch auch“ ist Blödsinn. Ich habe ein nicht nur absolut, sondern auch relativ zur Körpermasse viel kleineres Lungenvolumen (6 versus bis zu 55 Litern). Da puste ich täglich gerade mal 15.000 Liter Luft durch versus 90.000 beim Pferd. Ich bin ja auch kein Fluchttier. Wenn mir nach der Joggingtour der Kopf brummt, lege ich mich halt hin. Und tatsächlich komme ich auch einfach viel besser mit verringerter Lungenleistung klar als das Pferd. Plus: Ist die Nase dicht, atme ich einfach durch den Mund. Und so weiter …

Also, Leute: Echt jetzt. Bitte hinhören und hinschauen und nicht einfach ignorieren, wenn das Pferd blubbert oder zieht. Die vielen Lungenpferdkurse sind ja nur auf dem Markt, weil der Markt es leider braucht - und sie helfen sicher auch vielen Pferden. Aber noch genialer wäre es doch, wenn die Pferde gar nicht Lungenpferde würden.

Nicht vergessen ... für Leute wie euch und mich, die immer noch mehr wissen und verstehen wollen rund ums Pferd, gibt es...
19/08/2025

Nicht vergessen ... für Leute wie euch und mich, die immer noch mehr wissen und verstehen wollen rund ums Pferd, gibt es etwas ... nicht von der Pharmaindustrie, sondern aus dem Buchhandel, über Videoplattformen oder, noch krasser, live vor Ort 😆

Klar, ich lerne auch noch jeden Tag dazu. (Vermutlich würde ich mir sonst ein neues Hobby suchen müssen, weil ich mich langweilen würde.) Aber die durchaus beachtliche Menge des bereits angestauten Wissens möchte auch mal raus, atmen und neue Köpfe befallen. (Das klingt jetzt sehr ... halbseiden, oder?)

Lieber ohne schlüpfrige Metaphern: Ich biete im Herbst noch mal die Chance, eine ganze Menge Wissen & Gefühl aufzusaugen rund um gesunde und zufriedene Pferde. Man muss nicht mal ein Pferd mitbringen - habe ein paar hier, zufälligerweise ...

Erster Termin: Blickschulung - erst die Theorie, worauf man im Stand und in der Bewegung achten sollte, will man z.B. die Trag- und Leistungsfähigkeit beurteilen - dann viele verschiedene Pferde zum "Sehen üben".

Mein Fokus liegt darauf, dir nicht nur die Probleme und Schwachstellen aufzuzeigen, sondern auch Ideen und andere Perspektiven mitzugeben, um mit neuen Ansätzen Probleme zu beheben.

✔️28.9.2025 - 10-17 Uhr - Feine Reiterei in 16515 Schmachtenhagen - Preis für eine Einzeltermin-Buchung 120,-
.. Weitere Infos, auch über die folgenden 3 Termine rund um die optimale Ausrüstung, Sattelpassform, Reitersitz, Trainingsideen und mehr findest du unter https://www.feine-reiterei.de/anmeldung

P.S.: Ich finde diese Bilder mit Pfeilen und Linien und Zeug wirklich ... nicht so richtig gut, weil das mit der Natur so wenig zu tun hat. Aber wenn alle von der Klippe springen ... bin ja auch nur ein Lemming 😏

Meine Pferde sind alle auf Kandare gezäumt. Die schön schweren, „barocken“ Kandaren mit langem Unterbaum, oder Vaqueroka...
12/08/2025

Meine Pferde sind alle auf Kandare gezäumt. Die schön schweren, „barocken“ Kandaren mit langem Unterbaum, oder Vaquerokandaren aus schwarz brüniertem Eisen. Folterinstrumente!!!

Zumindest für meine armen Schüler, die lernen müssen, mit vier Zügeln umzugehen. „Kann ich denn nicht mit Wassertrense…?“ seufzen sie anfangs oft.
Nein, können sie nicht. Und zwar aus gleich zwei Gründen.
Der eine ist, dass keines meiner Pferde gebrochene Gebisse mag. Die eine, sonst so sensibel, wird Beton in der Hand; der andere klappert hektisch und rollt sich ein. Mit einer schweren, gut balancierten Kandare sind sie fein und zufrieden und reagieren ohne Stress auf leiseste Hilfen. Da darf mir jedes Lehrbuch was über „scharf“ und „mild“ bei den Gebissen erzählen – ich lasse das dann doch lieber die Pferde entscheiden.

Zum anderen ist es unglaublich schwierig, eine konstante, sanfte, passive Verbindung mit einem Trensengebiss zu halten. Oder, wo wir dabei sind, mit irgendeinem Gebiss. Bei mir reiten zwar keine Anfänger, aber mal ehrlich: Wer hat in seiner Reitkarriere wirklich eine konsequente Handschulung erhalten? Mit mehr als ein paar halb passenden Bildern für die Hilfengebung?
Nehmen wir den beliebten Tipp „Schwamm ausdrücken“ für die halbe Parade.
Ich habe einen Spülschwamm, einen Autowaschschwamm und einen Badeschwamm, und dann habe ich noch so ein Stahlwolleding, das sich meines Wissens auch Schwamm schimpft.
Jeder dieser Schwämme drückt sich völlig anders. (Keinen dieser Schwammdrücker würde ich als halbe, ganze oder sonstige Parade einsetzen.) Wie es genau geht, lernt man nur mit vielen vielen Wiederholungen auf feinen Pferden. Irgendwann nimmt man das Leder zwischen den Fingern in jedem Augenblick wahr und spürt darüber, was die Zunge des Pferdes gerade tut. Aber die vielen Wiederholungen – die sollen die Pferdemäuler mitmachen, bis es funktioniert?

Weit verbreitet ist auch die Angst vor dem Zügel. Da wird das „Zügel aus der Hand kauen lassen“ in jeder Sekunde praktiziert, die man nicht aufpasst. Und vor der Einleitung beispielsweise des Schulterhereins wird aufgenommen. Und hoppla, das Pferd versammelt sich etwas, da muss ich ja nochmal aufnehmen. Und oh, das Pferd biegt sich, dann muss ich ja noch einen Zentimeter …
Grundsätzlich: Ist das so. Die Zügellänge wird ständig verändert, weil ja die Form, Aufrichtung, der Rahmen des Pferdes sich ständig verändert. Aber bis man dieses Rauslassen und Nachfassen so entspannt beherrscht wie die eigene Unterschrift, dauert es. Bis dahin passiert das ruckelig, zu spät, zu doll, oder man verzichtet aus Bequemlichkeit ganz darauf und führt die Hand einfach etwas weiter nach hinten, gemeinsam mit dem Ellbogen, und noch etwas und voilà, schon haben wir wunderbares Zügelziehen.

Und wenn die Reiter schon am Zügel ziehen, sollen sie das bitte an einer Kandare machen.

Nein! Das war ein WITZ!

…dann sollen sie das bitte an einem Lederriemen auf der Pferdenase tun. Und wenn das Pferd sich heraushebt, wenn es noch etwas runder werden darf, wenn es sich noch etwas anheben soll, dann darf man zusätzlich am leicht durchhängenden Zügel der Kandare klingeln. Das Gewicht des Zügels, in Verbindung mit dem Eigengewicht der Kandare, muss genügen. Wer ein Kandarengebiss auf Dauerkontakt reitet, hat die intendierte Wirkung nicht verstanden.

Und wenn meine Schüler dann über das Lederriemchen auf der Nase alle Lektionen abfragen können und in jedem Moment wissen, was ihre Hände tun, wie viel Spannung auf dem Zügel ist, wie sie auf welche Aktion des Pferdes reagieren sollten, und die Hände endlich unabhängig vom Rest des Körpers vor sich tragen und sie dem Pferd zu seiner Verfügung schenken können – dann dürfen sie irgendwann auch mal auf Gebiss reiten.

Das Maul des Pferdes ist heilig, heißt es nicht umsonst. Ich stand früher mit Soleil in einem Stall, da saß die ambitionierte Ich-will-ins-Kader-Jugendliche nach der Einheit mit Blasen zwischen den Fingern vom Pferd ab. Blasen an den Händen – es braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, wie das viel weniger robuste Maul des Pferdes danach aussah … Aber das war ja nur eine milde Wassertrense gewesen, also was rede ich.

Ich werde nie verstehen, mit welcher Selbstverständlichkeit an Metall auf Haut und Knochen herumgezogen wird.
Und deshalb reiten bei mir alle mit Kandare 😎

Das nächste Mal erzähle ich euch, warum Reitschüler bei mir ab der ersten Einheit Sporen tragen müssen.

Nein! Das war ein WITZ!!

Heute mal so gar nicht Pferd - außer auf dem Foto.Außerhalb der Pferdewelt …… haben vermutlich die meisten noch ein Arbe...
30/07/2025

Heute mal so gar nicht Pferd - außer auf dem Foto.

Außerhalb der Pferdewelt …
… haben vermutlich die meisten noch ein Arbeitsleben, und ich auch.

Ich bin Text. Also, ich mache nicht Text; ich bin es. Wo immer ich hinsehe, was immer ich erlebe wird in meinem Kopf zu einer Headline, einer Geschichte, einem Wortspiel.

Einige von euch haben ja bereits „du solltest ein Buch schreiben!“ geschrieben, und klar - sobald ich mal 3.715 Stunden übrig habe, mach ich das glatt auch noch.

Bis dahin aber schreibe ich im Leben neben Hof und Reitunterricht und Seminaren - oder vor diesen - für andere. Oder verbessere die Texte anderer (deren Haupterwerb nicht Schreiben ist), sprich: Ich lektoriere.

Schonmal ein Deutschwörterbuch vorm Druck lektoriert? Been there, done that. Danach darf man sein Hirn erstmal auswringen und auf Werkseinstellung zurücksetzen.

In den letzten Jahren habe ich vor allem in der Energiebranche getextet und bildbearbeitet und videogeschnittet oder für den Mittelstand lektoriert, aber was so eine Redakteurin ist, die arbeitet sich eh in alles ein, was ihr vorgesetzt wird. Da waren Hochschulen dabei, Versicherungen und Schulbuchverlage. Ich mache auch 80 Seiten Geschäftsbericht lesenswert (jepp, oft genug). Neuestes Hobby: ESG-Reports. Müsst ihr nicht wissen, was das ist. Aber wenn ihr es wisst - oh, dann wisst ihr es …

Erzähle ich, weil …? Das ein sehr seltsames Jahr ist. (Ein anderes Adjektiv würde besser passen, aber Jammern ist nicht so meins.) Und ich nun überraschend Kapazitäten frei habe oder einen neuen Job suche.

Das kann was mit Pferden zu tun haben, muss es aber nicht - ich bin für sowieso fast alles zu begeistern. Probiert es aus und stupst mich zu irgendeinem Thema an. Challenge accepted, immer 😁

Wenn also jemand jemanden kennt, der eine Buchstabenschubse, Textfee oder noch besser: eine erfahrene und extrem vielseitige Redakteurin sucht - und, ich gebe zu, weil die Welt so klein ist, gerne in einem großen Unternehmen (entsprechende Referenzen gibt es natürlich) - ihr wisst, wo mein Haus steht!

(Und wenn ihr selbst Unterstützung braucht - von Website-Text bis Flyer-Entwurf - dann ist auch da mein ganzes Texterherz-Blut (Texter-Herzblut?) garantiert! 🤓)

Foto: Catherine Rocke / Fotografia Centauro

Auf dem ersten Foto seht ihr Luar und Hugo. Luar, meine hier gebisslos gezeigte Cremellinde, lebt glücklich in der Feine...
16/07/2025

Auf dem ersten Foto seht ihr Luar und Hugo. Luar, meine hier gebisslos gezeigte Cremellinde, lebt glücklich in der Feinen Reiterei. Hugo, das Warmblut mit dem Wellengebiss und dem Wolfszahn, lebt … naja, ihr seht es selbst. Bevor einer fragt: Ich kannte Hugo nicht höchstselbst und weiß auch nicht, wie er wirklich hieß. Ich erwarb ihn vor Jahren gebraucht (das klingt seltsam bei einem Schädel), damit er in meinen Gebisskursen Vorzeigeobjekt ist.

Warum die beiden? Eigentlich nur, weil ich das Foto einfach ästhetisch finde 😄 Denn hier geht es nur um Hugo. Und um Cafelita, die maulige Schönheit aus meinem letzten Beitrag. Die ja, würde ich nur endlich das Gebiss mal richtig verschnallen, nicht mehr maulig wäre. Oder?

Da dachte ich mir: Ich verbreite mal ein wenig anatomisches Wissen und - ein wenig von meiner Philosophie der Bezäumung von Pferden.

Bekanntermaßen liegt das Gebiss im Diastema (generell: Lücke zwischen Zähnen, beim Pferd: Lücke zwischen den Incisivi und den Molaren, also Schneide- und Backenzähnen), auf den Laden. Die sind mit Haut überzogen und mit … nein. Nur mit Haut. Keine Muskeln, kein Fett. Und darauf kommt das Gebiss zu liegen. Ich kannte Reiter, die mit Blasen an den Händen nach einer Einheit absteigen, und ich könnte heulen, wenn ich mir das Maul des Pferdes dazu vorstelle.
Ich bin aber auch ehrlich überrascht, wie man ein Pferd überhaupt auf Gebiss einreiten und ausbilden kann. Dazu später mehr.

Das Gebiss liegt also auf den Laden und auf der Zunge, die ein ziemlich dickes Polster und zudem ein recht starker Muskel ist. Die Lage des Gebisses bemisst sich nach verschiedenen Faktoren: Reitweise, Zahnstand, Zahnzustand, Maulspalte, persönlicher Vorliebe (des Pferdes), Gebisstyp usw.
Oder nach der alten Regel, dass zwei (drei) Falten im Maulwinkel zu sehen sein sollen ... Aber das nur, wenn man eine einfache, einheitliche und manchmal passende Regel braucht.

Das Diastema bietet ja einige Möglichkeit zur Verschnallung. Zu weit unten wird das Pferd vermutlich die Zunge übers Gebiss nehmen, zu weit oben schlägt das Gebiss bei jeder Hilfe an die Backenzähne. (Man möge einen Suppenlöffel in den Mund nehmen und genüsslich draufbeißen: Metall an Zahnschmelz ist ein herrliches Freizeitvergnügen.)

Wie man am Foto von Cafelita sieht, hat sie eine sehr kurze Maulspalte. Noch lustiger ist es nur bei Emigrante, der diese kurze Maulspalte in Verbindung mit außergewöhnlich weit hinten sitzenden oberen Hengstzähnen hat. Da bleiben Millimeter zwischen „Gebiss schlägt an Hengstzähne“ und „Pferd grinst fröhlich sabbernd, weil es das Maul nicht mehr schließen kann“.

Wenn mich keine Hengstzähne zu etwas zwingen, verschnalle ich das Gebiss gerne so, wie das Pferd es am liebsten mag. Einige möchten sich das Gebiss selbst platzieren (Westernreiter verschnallen oft recht tief), einige Pferde haben es gerne stabil und ohne viel Spiel. Das kann ich so handhaben, weil ich die die meiste Zeit nicht mit Anlehnung am Gebiss reite - sondern wenn, dann mit Anlehnung am Kappzaum.

Und das vor allem bei jungen Pferden, die die Hilfen noch nicht aus dem Effeff umsetzen, weil sie immer noch nachdenken müssen, was so ein Zügelanzug denn sagen soll. Die Wirkung des Gebisses im Pferdemaul ist vollständig erlernt - auf Druck / Schmerz im Maul hin langsamer zu werden oder abzuwenden, ist kein natürlicher Reflex. In der Lernphase - aber auch in jeder weiteren Ausbildungsphase, wenn ich neue Lektionen beibringe - kann es sein, dass ich mal deutlicher weisen oder formen muss - und sei es nur, damit wir nicht gemeinsam im Zaun landen. Und das will ich nicht über das Maul des Pferdes tun. Daher habe ich mich entschieden, die Ausbildung grundsätzlich vierzügelig, mit Gebiss (nach Wahl des Pferdes) und Kappzaum, durchzuführen.

Ich lasse mir gerne sagen, dass die FN das anders vorschreibt. Darf sie, muss ich ja nicht so machen. Die FN vertritt eine Sichtweise, eine Reitweise und einen Ausbildungsweg - von vielen.
Was aber einfach nicht stimmt, ist: Anders ist es immer falsch. Das Pferd, seine Erfahrungen, seine individuelle Anatomie, seine Vorlieben sind für mich der Gradmesser dessen, was richtig und was falsch ist. Und was beim einen Pferd ein (!) Loch länger besser funktioniert, funktioniert beim anderen ein (!) Loch kürzer besser.

Bei Hugo wird leider gar nichts funktioniert haben, denn sein Gebiss ist eine Katastrophe. Armes Tier … Cafelitas dagegen ist tiptop, vor einem Monat erst nachgearbeitet. Also, das Zahngebiss. Dass das Metallgebiss auch tiptop wird für sie, das braucht halt noch Zeit - und die habe wir.

P.S.: Jaaaaa, Hugo war eine Stute. Ich weiß. 😅

13/07/2025

Ausrüstungsprobleme – oder nicht?

Sehr viele Pferdebesitzer erzählen mir, dass ihr Pferd dieses oder jenes Equipment-Teil nicht mag. Gar nicht mag. Überhaupt gar nicht, und deshalb kann man nicht damit arbeiten.

Nehmen wir den Kappzaum. Da bin ich immer etwas erstaunt. Sehr viele Pferde, zu denen ich zur Handarbeit komme, mögen einfach wirklich nichts auf der Nase. Zuhause habe und hatte ich dagegen nur Pferde stehen, die damit keine Probleme haben. Das ist doch dann ein komischer Zufall, denn ich kaufe die Pferde nicht erst nach einem bestandenen Kappzaumtest.

Eigentlich stimmt „keine Probleme“ auch nicht: Suerte beispielsweise fand es völlig schrecklich, dass ich sie am Kappzaum arbeiten und ihren Kopf positionieren wollte. Also schlug sie ununterbrochen mit dem Kopf und schnappte auch mal. Ich hätte natürlich auf den Kappzaum verzichten und mich damit eines wichtigen Ausbildungshilfsmittels berauben können – oder ich arbeite einfach mit ihr daran. Fürs Schnappen gab es einen Anranzer (Stimme), das Kopfschlagen wurde ignoriert, für (zu Beginn) drei Sekunden (!) Stillhalten wurde gelobt. Sie begriff langsam, was gefordert war, und gewöhnte sich daran. Es hat zwei Monate gedauert, bis sie meine Hand am Naseneisen relativ gut toleriert hat, und weitere Monate, bis es selbstverständlich wurde.

Die meisten Pferdebesitzer, die mir sagen „aber der mag den Kappzaum nicht“ oder „geht nicht, der kommt mit Gebiss gar nicht klar“, ziehen diesen Schluss aus einigen wenigen Versuchen. Hintergrund ist natürlich, dass es dem Pferd gut gehen soll – es soll nichts anhaben müssen, was es nicht mag!

Wenn ich richtig informiert bin, wollen viele Kinder erstmal keine Hosen tragen. Weil das einengt und unbequem ist. Was ich sicher weiß ist, dass alle Pferde erstmal kein Gebiss im Maul haben wollen. Das sieht dann so aus wie bei Cafelita im Video – sie ist zwar schon sieben und wurde in Spanien auch angeritten, aber so richtig dran gewöhnt hat sie sich noch nicht. Da müssen wir jetzt durch, so ist das eben im Leben.
Und die Kinder tragen irgendwann dennoch Hosen und die Pferde Gebisse, und beide haben vergessen, wie furchtbar das war. Oder sie finden es mitunter immer noch manchmal blöd – aber sie haben verstanden, dass man sich nicht in jedes „ist ein bisschen blöd“ hineinsteigern muss. Das Kind wirft sich irgendwann nicht mehr schreiend auf den Boden, das Pferd toleriert frustrierende Dinge an seinem Körper.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Frustrationstoleranz der Menschen immer geringer wird und sie daher auch bei ihren Pferden immer weniger die Selbstregulierung bei Frust fördern möchten. (Dass „Frustrationstoleranz“ nicht der exakt passende Ausdruck ist, möge man mir nachsehen – ich bin hier nur populärwissenschaftlich unterwegs.🤪)
Zu lernen, dass man sich unangenehmen Dinge nicht sofort entziehen muss, ist aber nicht nur essenziell für ein Tier, das einen Menschen auf dem Rücken tragen soll (was auch nicht per se ein Vergnügen ist). Es ist schon für den Alltag in einer mit vielen Grenzen versehenen, menschgemachten Umwelt essenziell, zur Sicherheit von Mensch und Tier.

Doch zurück zur mauligen Cafelita. Ich bin auch dagegen, Pferden einfach Equipment dranzubinden und zu sagen: Der gewöhnt sich schon dran! Natürlich fängt man langsam an, legt eine Sc******ke auf den Rücken, schließt mal vorsichtig einen Longiergurt, lässt das Pferd den Sattel untersuchen, bevor man irgendwann langsam sattelt. Wir sind ja nicht auf der Yellowstone Ranch 🤠, wo man irgendeine alte Pritsche draufschnallt und das Pferd sich ausbocken und hinschmeißen lässt, bis es aufgibt.

Aber nicht auf jede Unwilligkeitsreaktion darf man gleich reagieren mit „ist ok, armer Schatz, ich nehme es weg!“. Vermutlich würden dann die meisten Pferde nicht mal ein Halfter tragen können. Cafelita wird später entscheiden dürfen, ob sie lieber ein gebrochenes oder ungebrochenes Gebiss möchte – aber ein Gebiss wird sie tragen, ziemlich sicher. Armer Schatz.

Wer wie ich immer wieder Jungpferde in der Hand hat, der weiß das alles. Aber viele Reiter gehen davon aus, dass ihr erwachsenes Pferd ähnlich differenzierte Meinungen äußert wie sie selbst im Möbelhaus: Ja, doch, der blaugraue Teppich in 200 mal 130, die Dreisitzerveloursledercouch und dazu der weiße Kleiderschrank mit Kassettentüren, das gefällt mir!

Und so könnte das Pferd doch auch (am besten durch Anschauen) entscheiden, ob es lieber die doppelt gebrochene Aurigan-Bauchertrense haben möchte oder doch Sweet-Iron-D-Snaffle – oder?

Was der Schrank und das Snaffle miteinander zu tun haben? Nix, genau, und das ist der Punkt. Denn der Schrank wäre auch nur halb so schön, wenn wir ihn auf die Nase geschnallt bekämen. Wir dringen beim Pferd immer mit unserem Equipment in die sensibelsten Körperregionen ein. Das ist immer eigentlich unangenehm. Das hat immer was mit Gewöhnung und Tolerieren zu tun, und nicht mit Begeisterung für das schicke Sprengergebiss und den teuren Hillbury-Kappzaum. Und diese Gewöhnung – das sagt der Begriff ja schon – dauert, ist immer etwas Überwindung und sieht halt dann auch mal maulig aus. Das ist kein Beinbruch und das wird kein lebenslanges Trauma.

Also: Einfach mal dranbleiben, einer Sache etwas Zeit geben und dem Pferd auch, sich daran zu gewöhnen! (Meist ist die Ausrüstungsvariante allerdings gar nicht so entscheidend, wie wir denken – da muss nicht das 27. Gebiss ausprobiert werden, um das eine zu finden, bei dem das Pferd vor Freude piaffiert, wenn es auf alle gut läuft. Eine wirkliche Alternative zu einem Kappzaum gibt es aber bspw. nicht.)
Und: Statt das Pferd zu bemitleiden, ihm lieber die Sache versüßen oder es ablenken, bis aus „ooohhh doofdoofdoof!!!“ ein „war da was?“ geworden ist.

P.S.: Das gilt natürlich nicht für unpassende Sättel oder überhaupt unpassende Ausrüstung!
P.P.S.: … und natürlich nicht für Pferde, die körperliche Probleme haben (alte Brüche von Kiefer oder Nasenbein, zum Beispiel).
P.P.P.S.: Für euren Anruf beim VetAmt: Das Pferd heißt Cafelita und wohnt in Schmachtenhagen. 😁

30/06/2025

I’m supposed to be expanding, but I’m shrinking instead -

Email newsletters, instagram, facebook, TikTok - you’re bombarded with flashy videos, exciting content, calls to action. Horses at liberty doing amazing things, people standing on top of them, whole herds jumping over another herd or whatever the hell they’re doing

I’m supposed to get in front of you and keep up with all this, to keep you engaged and excited. Play mind games with wording to make you feel like time is running out! If you don’t act now you’ll suffer from FOMO!

Softwares and advertising and a million alerts on my phone. One thousand hours of effort to reel in one client with the same tactics that someone else will inevitably catch their attention with better-

I don’t want to play that game. It’s exhausting, and it’s losing sight more and more of what this is about.

It’s about good riding, it’s about solid horsemanship. If you don’t find that exciting as it is, I will not be able to convince you. All the nice color schemes and calls to action will only hold you as long as you have FOMO that all your friends are doing it.

I want to be more fulfilled, not busier begging people to care. I want people to be happy, safe, and experience the beauty of connecting with a horse. If it’s for you, you know where to find me. If it’s not, I’m happy for you if you’ve found someone you love working with. That’s it. That’s how simple I want it to be.

If people need to be persuaded by photos of horses laying on the ground and barefoot people kissing them with the right wording to evoke emotion, rather than watching how someone rides, how they treat their students, how they handle the most difficult horse in the clinic - well I just don’t want to be part of that rat race anyway. I want meaning, and substance, and real change - and I love the people I work with who love those things too. I think we have a pretty good thing going on without making anything more complicated than it needs to be.

Facebook: Was machst du gerade?Ich: Luxus leben: Sattelkissen polstern in Hundegesellschaft. Muss nicht jetzt sein und h...
29/06/2025

Facebook: Was machst du gerade?

Ich: Luxus leben: Sattelkissen polstern in Hundegesellschaft. Muss nicht jetzt sein und hat keinen Zeitdruck. Das ist schon fast dekadentes Lotterleben, nach der letzten Woche…

Das beste Pferd der Welt ... wird dieses Jahr stolze 29! Das Video entstand vergangenen September, aber wer beim letzten...
17/02/2025

Das beste Pferd der Welt ... wird dieses Jahr stolze 29! Das Video entstand vergangenen September, aber wer beim letzten Kurs zu den Seitengängen in der Handarbeit dabei war, kann bestätigen, dass sie auch heute kein bisschen ruhiger ist. Im Gegenteil, sie büffelt mich immer noch mehr durch die Halle, um alle Kunststücke abspulen zu können, die sie beherrscht. Sie ist einfach eine Rampensau 😆

Natürlich hat sie auch einen erheblichen Altersbonus. Auch, was die Präzision von Lektionen angeht - wir machen das zum Spaß und damit die Hüfte nicht so wehtut. Sie ist fast 29! Natürlich krittele ich da nicht mehr herum, sondern sage ihr eher, dass sie auf sich aufpassen soll.

Und natürlich hört sie mit fast 29 kein Stück mehr auf mich. 🤪

Davon abgesehen beweist sie aber, was die vielseitige Ausbildung und lebenslange Gymnastizierung, auch vom Boden aus, für die langfristige Fitness bringt.
Wer sich in das Thema einlernen möchte: Im März findet der nächste Workshop "Seitengänge in der Handarbeit" statt. Und wenn sie einen guten Tag hat, darf man im Rahmen dieses Kurses auch der Königin Soleil huldigen. 💖

TERMINESo ein Feiertag ist für einen Selbstständigen ja auch nur ein Arbeitstag, an dem er nicht im Supermarkt schnell w...
11/02/2025

TERMINE

So ein Feiertag ist für einen Selbstständigen ja auch nur ein Arbeitstag, an dem er nicht im Supermarkt schnell was für unterwegs mitnehmen kann ... und ich wundere mich noch, dass keine Anmeldungen kommen 🤣

Daher habe ich mir mal den Kalender genommen und die Daten glattgezogen. Die Seminarreihe im April findet nicht statt - sie läge fast komplett in den Osterferien -, stattdessen habe ich mein Herzensthema Blickschulung und Trainingsansätze extrahiert. Die Teilnehmer*innen können so deutlich tiefer in das Thema eintauchen und die Zusammenhänge sicher noch leichter verstehen - plus Ideen mit nach Hause nehmen für das Training ihres Pferdes.

Vorher findet aber noch einmal das Einstiegs-Nachmittagsseminar "Seitengänge in der Handarbeit" statt, weil dieses Format auf so viel Interesse stieß.
Und danach ...
Ach, einfach mal der Reihe nach:

15. März 2025 - 13-17 Uhr

-- Seitengänge in der Handarbeit --
Theorie und praktische Ideen, vom Start bis zu den weiterführenden Lektionen. Theorie im Seminarraum und am Pferd. Ohne eigenes Pferd. Beitrag: 45 € p.P.

26. & 27. April 2025, jeweils 10-17 Uhr

-- Intensivwochenende Blickschulung & Training --
Gesunde Bewegungsmuster und ein tragfähiges Exterieur erkennen, Kompensationsmuster identifizieren & einen Überblick über Trainingsansätze vergleichen, um Trageschwäche & Co. erfolgreich zu begegnen. Theorie im Seminarraum und am Pferd. Ohne eigenes Pferd. Beitrag: 229 € p.P.

10. Mai 2025, 10-15 Uhr
-- Reitersitz & Sattelwahl --
Zur Vervollständigung des April-Wochenendes sinnvoll, aber auch separat: Einfluss von Sitz und Sattel auf die Tragfähigkeit des Pferdes, Mythen und Fehllehren über den Reitersitz, wie der Sattel den Sitz und der Sitz das Pferd beeinflusst. Theorie im Seminarraum und auf dem "Holzpferd". Ohne eigenes Pferd. Wer möchte, kann im Anschluss als Ergänzung die Grundlagen der Sattelpassformbeurteilung erlernen (2 Stunden). Beitrag: 60 € p.P.

14. / 15. Juni 2025, 9-17 Uhr

-- Handarbeit - von den Anfängen bis zur Piaffe --
Wochenendkurs mit eigenem Pferd (2 Lehrpferde verfügbar)
In diesem Seminar wird jeder dort abgeholt, wo er mit seinem Pferd gerade steht - ob bei den ersten Tritten Schulterherein oder bei der Erarbeitung der Piaffe. Beitrag Praxisteilnehmer: 159 € p.P. zzgl. Box / Lehrpferd

7. / 14. / 21. / 28. September 2025, jeweils 10-17 Uhr

-- Gesunde & motivierte Pferde --
Intensive Wissens-Seminarreihe über 4 Sonntage, die einen Bogen spannt über die vielen "Baustellen" und Herausforderungen, die Pferdebesitzer erleben. Blickschulung: Gesunde und kompensatorische Bewegungsmuster, was ist Trageschwäche genau, können Gebäudemängel durch Training korrigiert werden ... // Sattel & Zaumzeug: welcher Sattel für welchen Zweck und welches Pferd, Sattelpassform selbst beurteilen, Material und Wirkung von Gebissen, gebisslose Zäumungen und ihre Handhabung ... // Pferdemassage & Reitersitz: Verspannungen selbst entdecken und lösen - und beim späteren Reiten dank eines elastischen, überlegten Sitzes nicht wieder hervorrufen // Training: verschiedene Ausbildungs- und Trainingsansätze und konkrete Trainingsideen für die häufigsten Probleme - plus: selbst beurteilen lernen, welche Lehre sinnvoll ist ...
Ohne eigenes Pferd. Beitrag: 420 € p.P. / 115 € pro Tag bei Buchung einzelner Tage

Hinweis: Die Seminarreihe und das Wochenende "Blickschulung" überschneiden sich inhaltlich. Wer das Reiten und Trainieren ganzheitlich betrachten können will, sollte sich die "große" Seminarreihe gönnen :)

Fragen? Jederzeit gerne!

Ich freue mich auf viele lernfreudige, neugierige, kritische und diskussionsliebende Gäste in der Feinen Reiterei!

Adresse

Schmachtenhagener DorfStr. 23
Schmachtenhagen
16515

Telefon

01629138843

Webseite

http://www.feine-reiterei-reha.de/

Benachrichtigungen

Lassen Sie sich von uns eine E-Mail senden und seien Sie der erste der Neuigkeiten und Aktionen von Feine Reiterei erfährt. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht für andere Zwecke verwendet und Sie können sich jederzeit abmelden.

Teilen

Kategorie