
02/04/2025
Frau Bernick spricht mir aus der Seele. 🙏
Das Leben ist kein Wunschkonzert! Oder doch?! Ich tue einfach mal so als ob: 🔟 Dinge, die ich mir für den Bereich der Tiermedizin wünsche.
Nummer 3️⃣:
Der letzte gemeinsame Weg - Keine leichtfertige Entscheidung!
Die Einschläferung von unseren Haustieren bleibt das absolut schwierigste Thema für alle Halter:innen und auch für viele Tierärzt:innen.
Sich mehr oder weniger geplant von seinem engsten Vertrauten und Begleiter der letzten Jahre zu verabschieden, ist die größte Herausforderung.
Bewegen wir uns auf die Zielgerade zu und wissen ganz rational, dass die kommenden ein bis zwei Jahre sehr wahrscheinlich die letzten gemeinsamen sind, begleitet einen automatisch der Gedanke an den Abschied. Manchmal stehen wir jedoch auch ohne jegliche innerliche Vorbereitung an diesem
Punkt und es herrscht eine gewisse Eile, wenn der klinische Zustand des Tieres keinen Aufschub erlaubt.
Die Entscheidung für den richtigen Zeitpunkt ist höchst individuell und muss von allen Seiten kritisch betrachtet werden. Wenn wir Tierärzt:innen diesen finalen Rat aussprechen, dann tun wir das nur nach absolut genauer Abwägung und niemals leichtfertig! Wir wissen, wie es euch geht und versuchen maximal empathisch vorzugehen.
Für mich persönlich bleibt die Begleitung bei diesem letzten Weg dennoch etwas schönes. Denn sie bedeutet auch eine gewisse Erleichterung für unsere Patienten. Leider ist das Thema Tod in unserer Gesellschaft sehr negativ belegt, was den Umgang mit einer Entscheidung für den Tod enorm erschwert. Von vielen Halter:innen kommt der Satz „Ich fühle mich als ob ich Gott spielen würde!“. Nein, ihr spielt nicht Gott und dennoch ist diese Entscheidung maximal final. Ihr trefft diese Entscheidung nach genauer Abwägung mit eurer Tierärztin/eurem Tierarzt des Vertrauens. Genau genommen trefft ihr diese Entscheidung aus Liebe. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass die Entscheidung einer der größten Liebesbeweise ist, die man seinem
Tier gegenüber erbringen kann. Es ist eine selbstlose Entscheidung. Als Tierhalter:in stellt ihr eure eigenen Gefühle in den Hintergrund und versucht die richtige Entscheidung für euer Tier zu treffen. Wenn es nach uns Tierhalter:innen geht, dann würden unsere Tiere nie sterben. Ein klares Signal, welches die als Art Anmeldung eines Todeswunsches interpretiert werden kann, gibt es meistens nicht. Und wenn doch, dann bedeutet es häufig schon ein zu langes Warten. Die Abwägung wann genau der richtige Moment erreicht ist, ist wie gesagt alles andere als leicht. Was jedoch sehr viel schwerer ist, ist es diesen Zeitpunkt zu überschreiten und sich dies im Nachgang eingestehen zu müssen. Denn warten wir zu lange, muten wir dem Tier somit vermeidbares Leid zu. Der berühmte Satz von Shakespeare „Lieber drei Stunden zu früh als nur eine Minute zu spät.“ muss für diesen Fall ausgeweitet werden zu: „Lieber einen Tag, eine Woche oder einen Monat zu früh als nur eine Minute zu spät.“.
Dramatisch und auch traumatisierend wird es für euch, eure Tiere und auch uns, wenn ihr diese Regel nicht befolgt. Wenn die letzten Minuten nach einem glücklichen Leben purer Stress und Panik beinhalten.
Unser Ziel ist es ein schönes Leben auch schön und vor allem würdevoll abzuschließen. In ruhiger Atmosphäre und ohne einen vorangegangenen Tod auf Raten. Dass eurer Tier zu Hause die Augen schließt und friedlich einschläft bleibt eine weit verbreitete Hoffnung, die jedoch sehr viel häufiger als angenommen mit langanhaltenden Schmerzen einhergeht und eben nichts mit einem würdevollen Tod zu tun hat.
Ich weiß ich wiederhole mich, aber es ist mir wirklich wichtig: Lieber einen Tag, eine Woche oder einen Monat zu früh als nur eine Minute zu spät!
Eure Johanne Bernick