09/11/2025
Flexileine vs. Schleppleine –
Freiheit, Kontrolle und die Sache mit der Kommunikation
Kaum ein Thema spaltet Hundemenschen so sehr wie die Frage: Flexileine oder Schleppleine?
In der einen Ecke: die „böse“ Flexileine – angeblich gefährlich, unkontrollierbar und der natürliche Feind jeder Hundeschule.
In der anderen Ecke: die Schleppleine – pädagogisch wertvoll, trainingsorientiert und (meist) voller Matsch.
Doch wie so oft im Leben (und im Hundetraining) gilt: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen – und vor allem: hängt am anderen Ende der Leine. 😉
Die Flexileine – Freiheit auf Knopfdruck
Sie liegt gut in der Hand, rollt elegant auf und ab, und verspricht Freiheit bei gleichzeitigem Sicherheitsgefühl. Klingt nach dem perfekten Kompromiss, oder?
🔍Schauen wir uns einmal die Vorteile an:
➕Bequemlichkeit pur: Kein Aufwickeln, kein Knotenknäuel – einfach losspazieren.
➕Saubere Sache: Kein nasses Band zwischen den Fingern, kein Schlamm bis zum Ellbogen.
➕Anpassungsfähig: Mit dem Feststellknopf lässt sich die Leinenlänge jederzeit regulieren – kurz in der Stadt, länger auf der Wiese.
☝️Aber:
➖Die Flexileine ist kein Selbstläufer. Ein Hund, der plötzlich losstartet, kann mit Schwung in die Leine donnern – und das ist für beide Enden unangenehm. Außerdem verführt die „automatische“ Leine dazu, unaufmerksam zu werden.
➖Viele Halter vergessen, dass die Flexileine genauso "Führung" und "Anleitung" braucht wie jede andere Leine.
Die Schleppleine – Trainingspartner mit Charakter
Die Schleppleine hat ein anderes Image: Sie ist das Werkzeug der Profis. Sie symbolisiert Kontrolle, Sicherheit und Arbeit am Rückruf. Und ja – sie macht Dreck, sie wickelt sich um Beine und gefühlt verknotet sie sich alle 50 Meter aufs Neue. Aber: wer eine Schleppleine benutzt ist augenscheinlich ein verantwortungsvoller Hundehalter. Oder? 🤔
🔍Werfen wir auch hier einen kurzen Blick auf die Vor- und Nachteile:
➕Ideal fürs Training: Perfekt für Rückruf, Orientierung und "kontrollierte Freiheit".
➕Das Gefühl von "Freiheit": Durch das "schleppen lassen" der Leine bekommt der Hund das Gefühl von Freilauf. Er sieht auch dass der Mensch keine Leine in den Händen hält.
➕Sicherheitsnetz: Besonders hilfreich bei jagdlich motivierten oder unsicheren Hunden.
Die Nachteile:
➖Handling: Ohne Technik wird sie schnell zur Stolperfalle.
➖Dreck: Wer Schleppleine sagt, muss auch „Schlamm“ sagen.
➖Alltagstauglichkeit: Nur für Wald, Park und Wiese geeignet, in der Stadt jedoch in der Regel fehl am Platz.
🧍🐕Und jetzt das große Missverständnis meines Erachtens:
Kommunikation ist keine Leinenfrage
Oft heißt es, die Flexileine verhindere jede Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Doch das stimmt so nicht.
Kommunikation entsteht nicht durch das Material, sondern durch Bewusstsein.
Wer mit einer Flexileine aufmerksam spazieren geht, kann durch Kommunikation und Anleitung genauso feine Signale senden:
Ein bewusstes Blockieren des Rollmechanismus nach vorheriger Ankündigung, ein leichtes Nachgeben nach Absprache – all das sind Informationen für den Hund (physische und akkustische). Die Flexileine kann also durchaus wie eine Schleppleine genutzt werden – wenn man sie bewusst führt, anstatt sie einfach rollen zu lassen. Anders gesagt: Die Flexileine ist kein Freifahrtschein für „Mach, was du willst“, sondern ein Werkzeug – und wie jedes Werkzeug hängt seine Wirkung davon ab, wer es benutzt.
Das Fazit – kein Schwarz-Weiß, sondern viele Grautöne (und ein bisschen Schlammbraun)
Die Schleppleine ist das Trainingsgerät der Wahl, wenn du an Orientierung, Rückruf oder Impulskontrolle arbeitest. Die Flexileine ist ein bequemer Alltagsbegleiter, wenn dein Hund zuverlässig, achtsam und bereits das Laufen an der Leine verstanden hat.
Und beide können – richtig eingesetzt – Kommunikation ermöglichen, statt sie zu verhindern.
Die Leine ist nur die physische Verbindung.
Die eigentliche Verbindung entsteht im Kopf – und im Herzen. ❤️
Mit anderen Worten: Die Schleppleine ist vielleicht das ehrlichere "Werkzeug", die Flexileine der bequemere "Alltagsgegenstand".
Aber keine von beiden ist gut oder böse – sie sind nur so gut, wie der Mensch, der sie einsetzt. Eines jedoch gilt für beide Leinenarten: gerade bei jungen und noch stürmischen Hunden - die sich noch im Leinen-Training befinden - gehören die Leinen an ein gut sitzendes Hundegeschirr und nicht ans Halsband.
Und wer das verstanden hat, hat nicht nur die „richtige“ Leine gefunden – sondern vielleicht schon den ersten Schritt zu echter Teamarbeit gemacht. 🐾
Wie seht ihr das? Was ist eure Meinung zu dem Thema? Ich freue mich über konstruktive Beiträge in den Kommentaren 👇