30/09/2025
Bist du die Dogge oder die Bulldogge?
Die Sache mit dem Status …!
„Lass den Hund beim Fressen bloß in Ruh!“
Dieser Satz sorgt ganz indirekt dafür, dass so viele Menschen eher die Bulldogge, statt die Dogge sind, aber fangen wir mal vorne an.
Unser Augustus hier, der hat mit Beginn der Pubertät, oder besser gesagt, des Erwachsenwerdens, eine Aufgabe gestellt bekommen, nicht von uns, sondern von der Natur. Jeder Hund muss diese Aufgabe lösen, übrigens auch jeder Mensch, wenn er erwachsen wird:
finde deinen Platz in deiner Familie
(oder suche/gründe eine neue!).
Es geht also um den Status. Und um die individuelle Funktion der einzelnen Gruppenmitglieder, in Abhängigkeit der eigenen Fähigkeiten und Stärken.
Jeder Haushund macht diese Phase durch, unabhängig ob er nur mit Menschen, nur mit Artgenossen oder mit Artgenossen und Menschen zusammenlebt, und wir sehen in diesem Clip (Reel) hier wie stark der Status das Verhalten untereinander beeinflusst …
Schaut dazu mal, wie Augustin auf Dogge Jonathan reagiert und dann auf Bulldogge Mikkel. Achtet auf die Körpersprache, wir haben hier bewusst das Knurren stumm geschaltet.
An Augustins Verhalten sehen wir ganz genau, welchen Status er (das Pubertier) gerade innehat-
vor allem können wir aber bemerken, dass er in der Gruppe schon ranghöher ist als Bulldogge Mikkel - ein Umstand der unheimlich entscheidend im Zusammenleben mit Hunden ist, denn die allermeisten Vorfälle sind statusbedingt (intra- und interspezifische Konflikte!).
Durch diesen Clip hier können wir euch das prima verdeutlichen: stellt euch vor, Jonathan (Deutsche Dogge) würde Augustin den Fleischknochen wegnehmen - das wäre ok, Augustin würde kurz etwas meckern, dann aber beschwichtigen und nachgeben.
Bei Mikkel (Französische Bulldogge) würde das Ganze aber anders aussehen, Augustin würde nicht einfach seinen Knochen aufgeben, weil? Ja weil Mikkel nicht das Recht dazu hat - vom Status gesehen (und durch diesen geregelt!).
So und jetzt stellen wir uns das mal in der Familie vor, wenn Mutti (sorry!) den lieben Zeus (Rotti!) vom Sofa verweisen möchte, weil heute die Nachbarin zum Quatschen kommt … na merkt ihr worauf wir hinaus wollen?
Und warum der Satz „Lass den Hund beim Fressen bloß in Ruhe gefährlich“ ist?!
Wenn, müsste er nämlich so heißen: „Weise deinem Hund seinen Knochen zu und“ …?! Genau- „ACHTE darauf, dass er ihn in Ruh fressen kann!“
Denn dazu bist DU da!
Und DAS zeigt euren Status, eure Bindung.
Es ist ein Riesenunterschied ob Hundi seinen Knochen frisst und die ganze Family ihn hierbei fügsam in Ruh lässt - oder ob du deinem Hund die Sicherheit vermittelst, den Knochen - dank DIR- in Ruhe fressen zu können.
(Übrigens stört Stören nur wenn Stören stört 😉 ) schau mal hier
Wie uns Augustin und Gruppe hier vorführt, ist der Status nicht nur beim Wolf, auch bei unseren Hunden nach wie vor unheimlich wichtig und sehr bedeutend für das ganze Hundeleben und Verhalten, dagegen hilft auch noch so viel positives Hundetraining nichts.
Und eigentlich - ist das doch auch überhaupt nicht schlimm oder?
Also, dass jeder Hund seinen Platz und seine Aufgabe innehat- genau wie in einer menschlichen Familie. Genau dank dieser Ähnlichkeiten (Familienstruktur), haben wir aus dem Wolf ja überhaupt den Hund machen können. Und genau diese Statusgeschichte sorgt doch für die Gruppenharmonie, dafür dass wir überhaupt so mit Hunden zusammenleben können.
Wie in jeder „normal gesunden“ Familie hat der Status auch nichts mit Unterdrückung zu tun, sondern mit den Fähigkeiten, dem Alter, den eigenen Stärken … und dem individuellen Charakter.
Bei unseren Haushunden kommt noch ein Faktor hinzu, nämlich die Größe - so kann es sein, dass ein Chihuahua mit einer Deutschen Dogge eine familiäre Gruppe bildet, wie hier bei uns.
Und: der Status ist überhaupt nicht abhängig von der Größe - das sehen wir hier sehr gut an dem Chihuahua-Dackel Florian, der weit weit (weit!) über Augustin steht und dem „Wolf“ (und auch der Dogge!) genau sagen darf, wo es lang geht.
Diese Situation kann sich selbstverständlich jederzeit ändern, und ist zum Beispiel abhängig von neuen Familienmitgliedern (z.B. Welpen/Babys!), den angebotenen Ressourcen, dem Erwachsenwerden, ein Wegfall eines Alttieres oder auch eine Kastration.
Ja, diese kann(!) den Status des Tieres verändern. Muss aber nicht, denn auch Kastraten können prima eine Gruppe leiten (und aktiv sein … ihr wisst schon … !)- genau das haben wir über viele Jahre und bei so vielen tausend Hunden sehr gut beobachten dürfen.
Diese Eignung (Anzuleiten) ist viel mehr charakter- als hormonabhängig!
Warum wir aber dennoch nicht ganz so gerne (sehr) kleine Hunde zu größere Artgenossen vermitteln, können wir nochmal wann anders vertiefen, obwohl es genau hier rein passt, denn es hat eben absolut mit dem Status zu tun, den viele Menschen aber außer Acht, und somit den kleinen Hund ungeschützt lassen.
(Die Zwerge stehen unter UNSEREM Schutz!).
Zusätzlich ist ein fehlgeleitetes Beutefangverhalten nicht zu unterschätzen- darüber wollen wir ja noch einige Clips machen!
Aber was bedeutet das für euch und eure Hunde?
Achtet auf die altersentsprechende Entwicklung und auf diese kleinen, subtilen Anzeichen. Bei Mikkel und Augustin sehen wir diese Veränderung täglich in unterschiedlichsten Situationen.
Warum haben wir da nicht eingeschritten?
Hier müssen wir natürlich unbedingt zwischen Hund und Mensch unterscheiden- denn der Mikkel, der findet das nicht schlimm, also dass Augustus ihm etwas sagen darf, der braucht kein Mitleid, denn er erhält durch die anderen Mitglieder ja nicht nur Struktur, und darf Verantwortung abgeben, sondern bekommt auch Schutz!
Bei der Mensch-Hund-Beziehung sieht das natürlich ganz anders aus!
Wie schon erwähnt, passieren viele Unfälle aus Statusgründen, und auch die Leinenaggression, Ressourcen-Themen und und und sind hier oft begründet. (Hund fühlt sich verantwortlich).
Und: die meisten Hunde sind sehr sehr froh, nicht anleiten zu müssen, da ihnen die Erfahrungen und Fähigkeiten und das Alter fehlen.
Besonders die Hunde, die aus dem Ausland hier in eine neue Welt kommen- brauchen NICHT Mitleid und „In-Ruhe-Ankommen“!
Das ist tierschutzwidrig!
Zeigt eurem Hund doch bitte wo er steht, mach ihn stark mit seinen individuellen Fähigkeiten- und stolz, in dem er in eurer Gruppe/Familie eine Aufgabe erfüllen darf.
Unser Augustin hier ist sehr sozialkompetent und hat seine Aufgabe als Nanny gefunden.
Bleibt am Ende nur die Frage:
Bist du die Bulldogge oder doch die Dogge?
Übrigens, sind Wölfe und auch noch unsere Hunde überhaupt nicht die „Unterdrücker“, wie uns manche Trainer weismachen wollen, im Gegenteil. Bei ihnen dreht sich ganz viel um individuelle Stärken, also „Begabungen“, und wenn ein Jungtier etwas besonders gut kann, darf er dafür verantwortlich sein. Ist das nicht wunderbar?
Leider werden unsere Hunde von uns immer unsozialer gemacht und so verliert sich diese soziale Veranlagung mehr und mehr …
Wie die Sache mit Augustus ausgeht? Das bleibt spannend. Es kann nämlich gut sein, dass er von der Gruppe nochmal etwas „zurückverwiesen“ wird, oder dass Mikkel die Sache mit dem Status doch noch mal klären möchte …
PS
Was Augustin hier geklaut hat, und warum unsere Tierschutzhunde sich so sehr gefreut haben, erzählen wir euch noch!