22/11/2025
Rumänien – Land der Gesetzlosen? Oder ein Land, das wir verstehen müssen?
Rumänien ist das Land mit den europaweit meisten Streunern, ca. 600.000 Hunde kämpfen täglich auf den Straßen um ihr Überleben. Dabei ist es keineswegs so, dass die sogenannten Straßenhunde auch wirklich auf der Straße geboren, aufgewachsen, und seit Hundegenerationen in Rudeln oder als Einzelkämpfer unterwegs sind. Die allermeisten Streuner stammen aus Privathaushalten. Ungewollt, ungeliebt, nicht mehr gebraucht oder einfach zu viel - vor allem Welpen werden nach wie vor in ganzen Würfen ausgesetzt und rücken immer wieder nach, sodass das Hundeproblem nie wirklich gelöst werden konnte.
Nun könnte man meinen, dass ein Staat in der Lage sein müsste, Gesetze zu erlassen, die geeignet sind, komplexe Problemlagen zu lösen.
Auch wenn man es nicht vermuten würde, wenn man in bestimmten Regionen Rumäniens unterwegs, und mit den unzähligen Straßenhunden konfrontiert ist, - Rumänien hat solche Gesetze.
Artikel 13, Absatz (2) der Legea 258/2013 besagt: „Este obligatorie sterilizarea câinilor cu sau fără stăpân...“ , was heißt: „Die Sterilisation (Kastration) ist verpflichtend für Hunde mit oder ohne Besitzer...“. Weiterhin legt das Gesetz die Chip- und Registrierpflicht im nationalen RECS System fest und benennt Sanktionen und Strafen bei Nichteinhaltung, wie z.B.
bei Identifikations- und Mikrochip-Pflichtverletzungen: Bußgelder von 5.000 bis 10.000 Lei; bei Vernachlässigung, mangelhafter Unterbringung, mangelhafter Pflege: Bußgelder zwischen 3.000 und 12.000 Lei. Schwere Verstöße wie Tierkämpfe, bewusste Misshandlung oder Todesfälle können sogar strafrechtliche Verfahren nach sich ziehen.
Nachdem im Jahr 2013 in Bukarest ein kleines Kind von Straßenhunden getötet worden war, stampfte die rumänische Regierung im Schnelldurchlauf ein Gesetz aus dem Boden, das u.a.das Einfangen und (nach 2wöchiger Aufbewahrungsfrist) Töten von Hunden erlaubt. Vor allem die Vorschrift dieses Gesetzes, dass Straßenhunde nach der Kastration nicht wieder auf die Straße zurück dürfen, ist für ein nachhaltiges Konzept zur Reduzierung der Hundepopulation komplett kontraproduktiv. Hunde, die eingefangen und anschließend getötet werden, machen den Platz für nachrückende Hunde frei - ein ewiger Kreislauf.
Einzig das Modellprojekt "TNVR": Trap=einfangen, Neuter=kastrieren, Vaccinate= impfen, Return=freilassen verspricht auf mittelfristige Sicht nachhaltigen Erfolg.
Die Tierhilfe Hoffnung e.V., die in Rumänien das größte Tierheim der Welt, die "Smeura", betreibt, und seit vielen Jahren unermüdlich Hunde und Katzen kastriert, hat gerade im Landkreis Arges in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tierschutzbund dieses Modellprojekt gestartet. Beispiele aus Italien, der Ukraine, Rumänien und Asien zeigen, dass genau dieses Konzept aufgeht.
Im Oktober 2020 wurde in Rumänien die "Poliția Animalelor", die Polizei für Tierschutzfälle ins Leben gerufen, die Verstöße gegen Tierschutzvorschriften überwachen und verfolgen soll— insbesondere Fälle von Tierquälerei, Vernachlässigung, Tierkämpfen, Misshandlungen oder unkontrollierter Haltung von Tieren.
Die Tierschutzpolizei, deren Gründung von rumänischen und internationalen Tierschützern mit großen Hoffnungen verbunden war, hat jedoch nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Das liegt zum einen sicher daran, dass die Gemeinden einerseits weder Personal noch finanzielle Mittel haben, um flächendeckend und effektiv auch die Hunde auf dem letzten Hinterhof kontrollieren zu können; andererseits behaupten böse Zungen, dass einige Gemeinden bestimmte Gelder, die sie für das Fangen, Aufbewahren und anschließende Töten der Hunde erhalten, als willkommene Nebeneinnahme verbuchen würden.
Aber auch das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. In einem Land, in dem im Jahr 2025 noch immer zwei Drittel!!! der Bevölkerung Selbstversorger sind, und die Renten sich auf einem monatlichen Niveau zwischen 200 und 400 Euro bewegen, (bei Lebensmittelpreisen, die denen in Deutschland in nichts nachstehen), ist es nicht verwunderlich, dass die ältere Landbevölkerung sich ihre ganz eigenen, nicht immer schönen - aber überlebenswichtigen - Wahrheiten schafft, die mit der Einhaltung von Gesetzen nicht viel gemeinsam haben.
Ein Hund, meist zwei oder drei, gehören auf einen Hof. Sie haben eine Funktion zu erfüllen. Dass Hunde Nachwuchs produzieren, ist eine unerwünschte Nebenwirkung, die eben irgendwie gelöst wird - meist mit aussetzen.
Und nein. Wir können uns darüber kein Urteil erlauben. Wir sind nie in den Schuhen dieser Menschen gelaufen. Wir mussten nie mit 200 Euro im Monat auskommen, davon Strom, Wasser, Steuern, Kleidung und Lebensmittel bezahlen. Wir haben nie von früh bis spät auf dem Feld gearbeitet, um Kartoffeln, Mais und Gemüse anzubauen; wir haben nie morgens um 5 den Ofen angeheizt, um das Eis von den Fenstern zu tauen; wir haben nie Wasser über den Hof geschleppt, um uns waschen zu können; wir haben nie Vieh, Hof und Acker versorgt, um für den Winter vorzusorgen, und das 365 Tage im Jahr.
Die Häuser schief, die Öfen alt, an ein Auto niemals auch nur zu denken. Wie bringe ich da meine Tiere zum kastrieren in die Stadt? Und vor allem, wovon bezahle ich die Kastration?
Tierschutz heißt immer und überall auf der Welt auch Menschenschutz.
Solange Rumänien sich nicht um seine Landbevölkerung kümmert, wird es ein Land der Gesetzlosen bleiben.
Wir fahren in die abgelegensten Dörfer Rumäniens und bieten kostenlose Kastrationen an. Nur so können wir den Kreislauf aus Leid, Aussetzen und Überpopulation durchbrechen!
Eine einzige Kastration kostet uns 25 €.
25 €, die darüber entscheiden, ob weitere Würfe geboren, ausgesetzt oder getötet werden.
25 €, die langfristig Leid verhindern – für Tiere und für Menschen, die mit ihrer Armut täglich kämpfen.
Wenn du kannst, bitte unterstütze uns.
Jede einzelne Kastration zählt. Jeder Euro hilft.
Spendenkonto:
IBAN: DE68 1505 0200 0301 0507 24
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