05/06/2025
Eine gute Erklärung über das Trinkverhalten unserer Mitgeschöpfe. Das Thema beschäftigt ja so einige von uns 😅 und es erklärt auch gut, warum viele Stubentiger lieber aus Wasserbrunnen trinken 💙
Warum trinkt mein Hund immer aus der dreckigsten Pfütze?
Ein paar interessante Dinge über dieses Phänomen und über Trinkverhalten unserer Tiere, die ihr vielleicht noch nicht wusstet.
Zu Hause steht eine blitzblanke Schüssel mit frischem Wasser, gefiltert, abgestanden (wie es viele Hunde mögen), liebevoll bereitgestellt.
Und was macht der Hund?
Er zieht beim Spaziergang zielstrebig zur nächsten Pfütze.
Aber nicht zu irgendeiner, nein.
Es muss die am meisten befahrene Pfütze zwischen zwei Autos sein.
Mit Blättern drin, vielleicht sogar mit etwas Unidentifizierbarem, das darin schwimmt.
Warum?
Aus Hundesicht gibt es ein paar gute Gründe.
Die Pfütze ist kühler als das Wasser zu Hause, besonders im Sommer.
Sie riecht spannender, organisch, „lebendig“, nach "Natur".
Viele Hunde sehen Wasser im Napf schlechter als in der flachen, dunklen Pfütze.
Und nicht zuletzt:
Die Instinkte sagen vielleicht einfach „ yeah, Wildnis. Mag ich!“.
Hund und Katze. Wer trinkt wie, und warum?
Der Hund ist ein Nachfahre des Wolfs.
Er stammt aus offenen Landschaften, wo die Wasserquellen wechselten.
Mal ein Tümpel, mal ein Fluss, mal eine schmutzige Pfütze.
Er musste lernen, aus allem zu trinken, was sich ihm bot. Seine Instinkte sind pragmatisch, robust und flexibel geprägt.
Ganz anders die Katze.
Sie stammt von der afrikanischen Falbkatze ab, einem Tier, das in Halbwüsten und trockenen Savannen lebte.
Dort war Wasser selten und oft sogar gefährlich.
Stehende Wasserstellen waren Brutstätten für Insekten, lagen nahe bei Aas, sie waren verunreinigt oder durch Verdunstung konzentriert.
Die sichere Wahl war immer frisches, fließendes Wasser oder gar keins.
Bis heute sind Katzen etwas heikel im Trinkverhalten.
Sie trinken nicht gern aus Schüsseln, die zu nah am Futter stehen.
Sie meiden abgestandenes Wasser mit Chlor oder Geruch.
Sie reagieren empfindlich auf chemische Rückstände, viel sensibler als Hunde.
Und sie decken im günstigsten Fall einen Großteil ihres Flüssigkeitsbedarfs über Beute. Mäuse bestehen zu etwa 70 % aus Wasser.
Trockenfutter allein reicht oft nicht aus, um den Flüssigkeitsbedarf von Katzen zu decken – gerade weil ihr Trinkverhalten so selektiv ist und viele die zusätzlich bereitgestellten Wasserquellen meiden.
Genau deshalb sehen wir bei Wohnungskatzen oft chronische Flüssigkeitsdefizite, die auf Dauer Nieren und Blase belasten.
Sind die Trinkgelage an Pfützen für den Hund gefährlich?
Ein gesunder, erwachsener Hund mit stabiler Abwehr kommt mit dem Bestand an Mikroben in einer unbedenklichen Pfütze meist gut zurecht.
Manche Tierärzte sagen sogar, es stärkt das Immunsystem, natürlich nur, wenn die Pfütze nicht mit Streusalz, Pestiziden, Fäkalien oder Ölresten belastet ist, was gerade in Städten häufig vorkommt.
Nebenbei bemerkt:
Auch unser Leitungswasser ist nicht immer unbelastet. In einigen Regionen enthält es Nitrat aus der Landwirtschaft oder Rückstände von Medikamenten und Chlorverbindungen, was erklärt, warum einige Tiere instinktiv andere Quellen bevorzugen.
Gefährlich wird es, wenn in der Pfütze Urin von Ratten ist (Stichwort Leptospirose),
wenn der Hund alt, geschwächt oder ungeimpft ist,
oder nicht nur trinkt, sondern darin badet und das Wasser mit Haut und Haaren aufnimmt.
Oder wenn sich Giardien oder andere Einzeller in warmem, stehenden Wasser angesiedelt haben, was vor allem für Welpen oder immungeschwächte Tiere riskant sein kann.
Manche Hundebesitzer haben längst einen siebten Sinn dafür entwickelt, wann man auch einmal bremsen muss.
Was bleibt denen, die keine Wahl haben?
Heimatlose Katzen trinken in der Not selbst aus verunreinigten Pfützen oder aus schmutzigen Baugruben,
wenn sie ihren Durst nicht durch Tau und Kondenswasser stillen können.
Am frühen Morgen lecken sie Tropfen von Pflanzen, Fensterscheiben, Autodächern oder Steinen.
Diese feinen Wasserspuren sind für sie sicherer als stehende, abgestandene Wasserflächen. Wie oft sie nicht nur Hunger haben sondern auch an quälendem Durst leiden, ist eine traurige Wahrheit.
Heimatlose Stadttauben, die gestrandeten Brieftauben, nutzen jede noch so kleine Wasseransammlung:
Pfützen auf Parkplätzen, Lachen auf Wellblechdächern, defekte Fallrohre.
Nicht, weil das gut für sie wäre – sondern weil sie nichts anderes haben.
Sauberes Wasser würde nicht nur ihren Durst stillen.
Sie benötigen es auch zur Pflege des Gefieders und zur Thermoregulation. Stadttauben sind niemals freiwillig "schmutzig".
Dabei wäre es selbst in der Stadt so einfach, zu helfen.
Ein Blumenunterteller mit Wasser auf dem Balkon. Oder auf dem Fensterbrett. Oder neben der Garage. Am Friedhof ... besonders an heißen Tagen.
Wenn der Sommer wirklich so heiß wird, wie angekündigt,
ist es jetzt schon wichtig, auch den Tieren in unseren Gärten zu zeigen, wo es Wasser gibt.
Igel, Vögel, Insekten, Stadttauben, Blindschleichen, heimatlose Katzen –
sie alle merken sich solche Stellen.
Sie kommen wieder.
Sie orientieren sich daran.
Und überleben vielleicht einzig deshalb, weil ihr an sie gedacht habt.
Vielleicht habt ihr ja noch andere Ideen,
wie man Tieren in der Stadt das Leben ein bisschen leichter machen kann.
Wie man helfen kann, ohne viel Aufwand, aber mit großer Wirkung.
Vielleicht stellt heute ja schon jemand den ersten Unterteller mit Wasser auf, der das bisher noch gar nicht auf dem Schirm hatte 💕
🦔🐿🐸🦋🐞🪶🐈
Bettina Marie Schneider - Gutes Karma to go