Tako Bello Ihre Hundeschulen in Duisburg / Essen / Mülheim a.d.Ruhr

Tako Bello Ihre Hundeschulen in Duisburg / Essen / Mülheim a.d.Ruhr ...mehr als nur Erziehung von Hunden! Lassen Sie uns Ihnen einen Einblick in die fantastische und aufregende Welt Ihres Hundes geben.

09/04/2025

DR DORIT FEDDERSEN-PETERSEN HAT VERMUTLICH RECHT

Sie spricht von einer Entfremdung in der Mensch-Hund-Beziehung. Sie spricht davon, dass der Mensch zunehmend verlernt den Hund als Hund zu sehen. Und das was sie sagt, das liest sich traurig.

Dr. Dorit Feddersen-Petersen sagt :

"Es steckt dahinter, dass in sehr, sehr vielen Hund-Mensch-Beziehungen eine ganz starke Naturentfremdung vorhanden ist, dass viele Menschen nicht wissen, was ein Hund überhaupt ist. Sie finden einen Hund schön, holen ihn sich ins Haus, weil so ein Hund womöglich gut zum Mobiliar oder zum Auto passt – vielfach ist es ja tatsächlich so. Oder sie vermenschlichen einen Hund sehr konsequent und sagen: 'Ich mag die Menschen nicht mehr, ich hole mir jetzt einige Hunde, mit denen ich zusammenleben möchte.' Und das, obwohl diese Menschen von Hunden und deren Bedürfnissen überhaupt keine Ahnung haben. Das sind dann vielfach auch Hunde, die besondere Ansprüche haben, wie z. B. Laufhunde oder Jagdhunde oder Schutzhunde, die wirklich eine sehr gute Erziehung brauchen. Es ist vielfach so grotesk, wie Hunde gehalten werden, dass man sich fragt, wieso eigentlich nur so wenig passiert. Es kommt sehr, sehr häufig vor, dass ein Hund gar nicht erzogen wird und stattdessen im Stile von Laisser-faire mit ihm umgegangen wird. Es kommt auch sehr häufig vor, dass Hunde sozial verkommen, was ebenfalls ganz, ganz schlimm ist: Sie werden alleine gelassen, häufig zu mehreren, und man macht nur ab und zu etwas mit ihnen."

Dr. Dorit Feddersen-Petersen

Sie weiß viel von Hunden und sie hat viele kluge Sachen über Hunde gesagt und geschrieben. Ihre Vorträge sind gut, ihre Bücher auch.

Ihr Eindruck deckt sich mit unserem. Ja, der Mensch verlernt was ein Hund ist. Die Wirtschaft (Hundefuttermittelhersteller, Zoozubehör, Hundetrainer, Hundeflüsterer, Hundekommunikatoren, Hundepsychologen) haben den Hund als kommerziellen Faktor entdeckt und die Werbung gaukelt ein Bild vom Hund vor, das unser Vierbeiner oft nicht ist.

Für viele Menschen ist der Hund Ersatz - Ersatz für eine Welt mit der sie nicht zurecht kommen. Der Mensch flüchtet in eine "Hundewelt" und erwartet, dass der Vierbeiner seine emotionalen Bedürfnisse abdeckt.

Auch wir sind manchmal besorgt, in welche Richtung sich die Mensch-Hunde-Beziehung entwickelt ...

Bild: Dr.Dorit Feddersen-Petersen

Ich habe meinem Hund auch in den letzten Lebensmonaten Librela geben lassen. Ich kann da nichts gegenteiliges sagen. Ich...
05/04/2025

Ich habe meinem Hund auch in den letzten Lebensmonaten Librela geben lassen. Ich kann da nichts gegenteiliges sagen. Ich kann den Artikel nur zustimmen, dass ich da auch eher den wissenschaftlichen Publikation Glaube als Facebook.

Librela: Paranoia, schlechter Journalismus, mal wieder Social-Media-Hysterie

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Diesen Artikel schreibe ich gegen meinen Willen und wirklich nur auf vielfachen Wunsch von Leserinnen und Lesern! Ich habe eigentlich überhaupt keinen Bock auf das Thema, weil ich dabei automatisch „Brandolinis Gesetz“, also dem „Bu****it-Asymmetrie-Prinzip“ zum Opfer falle.

„The amount of energy needed to refute bu****it is an order of magnitude bigger than to produce it.” („Das Widerlegen von Schwachsinn erfordert eine Größenordnung mehr Energie als dessen Produktion.“)

Das mit dem Bu****it bezieht sich in diesem Fall auf den in meinen Augen sowohl wissenschaftlich als auch journalistisch unglaublich schwachen Zeitungsartikel eines Friedemann Diederichs mit dem Titel „Ein tödliches Wundermittel macht Hundebesitzern Angst“, der vor einigen Wochen in irgendeiner Regionalzeitung erschienen ist. Dieser Artikel scheint wohl der Anlass dafür zu sein, dass ich gerade jeden Tag mehrere PNs bekomme, die mich nach meiner Meinung zu dem Präparat „Librela“ (Wirkstoff Bedinvetmab, Hersteller Zoetis) fragen.

Gut, wenn ich ausschließlich meine aus vielhundertfacher Anwendung des Präparats gewonnenen Erfahrungen kundtun soll: Es hat nicht allen, aber den meisten Hunden, denen wir Librela wegen ihrer Osteoarthritis-Schmerzen verabreicht haben, sehr befriedigend geholfen. Wirklich nennenswerte Nebenwirkungen haben wir dabei nicht erlebt, von unerklärlichen Todesfällen ganz zu schweigen. Nach allem, was ich weiß – und ich kann im Gegensatz zu dem oben genannten Journalisten Zulassungsunterlagen, Fachinformationen und Arzneimittelagentur-Meldungen nicht nur lesen, sondern auch verstehen – kombiniert mit meinen persönlichen Erfahrungen halte ich Librela für ein vergleichsweise sicheres Präparat, das ich zum Beispiel seinerzeit auch meinem eigenen Hund gegen Ende seiner Lebensspanne mit gutem Erfolg verabreicht habe und unter den gleichen Voraussetzungen auch wieder verabreichen würde.

Natürlich gibt es auch zu Librela und seiner angeblichen Gefährlichkeit lautstarke Social-Media-Gruppen. Das Grundproblem ist immer das gleiche, ob nun bei den Leuten in solchen Gruppen oder bei Journalisten wie diesem Herrn Diederichs: Das Gehirn vieler Menschen scheint mit dem Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität einfach nicht klar zu kommen! Daran lässt sich meiner Erfahrung nach auch nicht viel ändern, weshalb es viele von uns auch gar nicht mehr versuchen.

Trotzdem – und so einfach wie möglich - erneut: Egal, was da in so einem Artikel oder auf Facebook für Todesfälle in irgendeinem zeitlichen Zusammenhang mit Librela-Injektionen berichtet werden, ohne pathologische Untersuchung, die eine definitive Kausalität beweist, bringt das rein gar nix. Ganz, ganz einfaches und hoffentlich für alle verständliches Beispiel: Vor einem halben Jahr habe ich ein neues Hüftgelenk bekommen. Das ist heutzutage ein Routineeingriff, aber auch nicht unbedingt von Pappe, also schon eine recht große OP. Wäre ich nun fünf Tage nach der Operation plötzlich mit einem Hirnschlag umgefallen, würden die entsprechenden Leute natürlich sofort sagen: Siehste, hätte er mal besser die Zähne zusammengebissen und mit seiner kaputten Hüfte weiter gelebt! Jetzt isser tot wegen seiner OP!

Was diese Leute aber nicht wüssten: Ich habe neben meiner Hüftgelenkarthrose seit einigen Jahren auch gelegentliches Vorhofflimmern. Patienten mit diesem Krankheitsbild müssen immer eine Gerinnselbildung in den Herzvorhöfen und damit ein deutlich erhöhtes Risiko für Hirnschläge fürchten, weshalb sie auch blutgerinnungshemmende Dauermedikamente bekommen, die das verhindern sollen. Wäre ich also eine Woche nach meiner OP tot umgefallen, wäre zwar ein kausaler Zusammenhang mit dem Eingriff selbst möglich gewesen; viel wahrscheinlicher aber wäre ein Zusammenhang mit meinem Vorhofflimmern gewesen. Davon abgesehen können 65jährige Menschen (genau so wie 13jährige Hunde) wegen einer Vielzahl von Ursachen spontan versterben. Nur eine pathologische Untersuchung hätte die Frage nach der wirklichen Ursache meines plötzlichen Todes beantworten können. Solche Untersuchungen finden in der Tiermedizin leider meist nicht statt.

Librela wird entsprechend seinem Anwendungszweck zu einem überwiegenden Prozentsatz an schon ältere Hunde verabreicht. Ältere Hunde haben, ebenso wie ältere Menschen, häufig nicht nur eine Baustelle im Körper. Wie wir Mediziner:innen immer sagen: Jeder hat ein Recht auf zwei Krankheiten! Es kann also in jedem alten Hund, der wegen seiner Gelenkschmerzen Librela bekommt, eine damit überhaupt nicht verknüpfte und eventuell bis dahin gar nicht bekannte Problematik nur darauf warten, dass sie zuschlagen kann. Im Fachsprech wird sowas als Komorbidität bezeichnet. Alte Menschen und Tiere können sogar multimorbide sein, also unter einigen voneinander abgrenzbaren Krankheitsbildern gleichzeitig leiden. Daraus folgt, wie schon erwähnt: Ohne pathologische Untersuchung eines Patienten, der verdachtsweise im Zusammenhang mit der Verabreichung von Librela verstorben ist, ist eben dieser Zusammenhang einfach weder bewiesen noch ausgeschlossen!

Niemand bei klarem Verstand bestreitet, dass Medikamente, die deutliche gewünschte Wirkungen erzielen, meist auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Damit muss die Medizin immer schon leben und umgehen. Wir alle tun das, und zwar routinemäßig! Wer von uns schmeißt bei Kopfweh, Zahnschmerzen und diversen anderen Wehwehchen nicht mal schnell Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen ein, obwohl auch diese so weit verbreiteten und leicht erhältlichen Medikamente ein ganz erhebliches Potenzial für schwere Nebenwirkungen haben?

Natürlich hat Librela ebenfalls unerwünschte Nebenwirkungen! Eventuell hat es auch welche, die extrem selten auftreten und trotz weltweit zigmillionenfacher Anwendung immer noch nicht bekannt oder endgültig geklärt sind. Für solche Fragestellungen gibt es das Konzept der Pharmakovigilanz. Sowohl Patient:innen als auch Mediziner:innen sind gefordert, einen Verdacht auf eine bisher unbekannte Nebenwirkung an den Hersteller oder andere zuständige Stellen zu melden. Dieses Konzept hat sich sehr gut bewährt. Also ist die richtige Herangehensweise bei solchen Vorfällen, erstens – wenn irgendwie möglich – eine pathologische Untersuchung zu ermöglichen und zweitens den Verdacht auf unerwünschte Wirkungen entweder selber oder über die Tierarztpraxis des Vertrauens zu melden.

Nicht richtig ist es dagegen, sich ohne irgendeinen Beweis eines kausalen Zusammenhangs in die entsprechenden paranoiden Social-Media-Gruppen zu begeben, um möglichst viele andere Leute zu verunsichern und Hunde, die von einer Therapie mit Librela deutlich profitieren könnten, davon abzuhalten. Nicht richtig ist es für Journalisten, die ihren Berufsethos hoch halten und weiter als seriös gelten wollen, einfach mal schnell einen dreist rufschädigenden Artikel rauszuhauen, ohne die dafür notwendigen wissenschaftlichen Basics auch nur ansatzweise recherchiert und verstanden zu haben.

Eine befreundete Kollegin hat die Librela-Situation neulich sehr treffend zusammengefasst:

„Ein paar Möchtegern-Spezialisten, die meinen, sie hätten den Gipfel der Weisheit erklommen, sich in Wahrheit aber nur auf dem Mount Stupid der Dunning-Kruger-Kurve befinden, zwingen eine Firma dazu, wortreich und mit zig Veröffentlichungen bewaffnet, die Wahrheit zu vertreten. Diese Gleichmacherei von Laien auf der einen Seite und einer Fülle von Wissenschaft sowie 20 Millionen ohne wesentliche Nebenwirkungen angewendetes Medikament auf der anderen Seite ist eigentlich kaum auszuhalten.“

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

Bildquelle: Screenshot Facebook

© Ralph Rückert
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🎉🐾 Hey Leute! Am letzten Wochenende haben wir unseren ersten Erste-Hilfe-Workshop in der Trainingshalle veranstaltet – u...
05/04/2025

🎉🐾 Hey Leute! Am letzten Wochenende haben wir unseren ersten Erste-Hilfe-Workshop in der Trainingshalle veranstaltet – und wow, was für ein Erlebnis! Wer hätte gedacht, dass wir nicht nur unsere Hunde, sondern auch unsere Nerven trainieren müssen? 😂

Denn seien wir mal ehrlich: Wenn der Vierbeiner mal einen „Notfall“ hat, willst du ja nicht wie ein aufgeschrecktes Huhn herumrennen! 🐔💨

Falls du das verpasst hast, keine Sorge! Unser nächster Workshop „Fühle deinen Hund“ findet am 12.04. statt und wird von der großartigen Dominika geleitet. Sie bringt dir bei, wie du die Gefühle deines Hundes besser verstehen kannst – damit ihr gemeinsam noch mehr Spaß habt! 🥰🐶

Meld dich schnell an und lass uns zusammen lernen, wie wir unseren Fellfreunden noch besser helfen können! 💪✨

Wir haben unseren Teil dazu beigetragen. Bitte helfen.
04/04/2025

Wir haben unseren Teil dazu beigetragen. Bitte helfen.

Eine Einrichtung die es wert ist, unterstützt zu werden.Wir von unserer Hundeschule unterstützen die Dogworld Stiftung ...
02/04/2025

Eine Einrichtung die es wert ist, unterstützt zu werden.
Wir von unserer Hundeschule unterstützen die Dogworld Stiftung schon seit Jahren

🐕Seniorin Paulina ist eigentlich schon außer Dienst, arbeitet bei uns allerdings nebenbei noch etwas als Hof- und Haushund 😁 trotz Ruhestand.
Hier ein Bild während der Arbeit ☀️

27/03/2025

🐾 **Mantrailing Workshop am 26. und 27. April!** 🐾

Seid ihr bereit, die Spuren eurer Hunde zu entdecken? 🌟 Unser spannender Mantrailing Workshop findet an zwei Tagen statt und bietet euch die Möglichkeit, die faszinierende Welt des Spurensuchens kennenzulernen!

🔍 **Datum:** 26. und 27. April
📍 **Ort:** Tako Bello Hundeschule

Egal, ob ihr Anfänger oder bereits erfahrene Mantrailer seid – unser Workshop ist für jeden geeignet! Ihr lernt, wie ihr eure Hunde beim Suchen unterstützen und ihre natürlichen Instinkte fördern könnt.

Meldet euch schnell an und sichert euch euren Platz! 🐶❤️

Wir freuen uns auf ein tolles Wochenende mit euch und euren Vierbeinern!

Euer Team von Tako Bello, Hundeschule 🐕✨

🐾 Letzte Woche durften wir viele neue, tolle Hunde bei uns willkommen heißen! 🐶✨ Egal, ob es um Rehabilitation oder das ...
25/03/2025

🐾 Letzte Woche durften wir viele neue, tolle Hunde bei uns willkommen heißen! 🐶✨ Egal, ob es um Rehabilitation oder das Fitbleiben unserer Oldies geht – bei uns sind alle herzlich willkommen. Unterstützt eure Vierbeiner dabei, gesund und aktiv zu bleiben! 🌟

Unser Unterwasserlaufband ist sieben Tage die Woche von 8:00 bis 23:00 Uhr verfügbar. Da ihr selbstständig trainiert, bleiben die Kosten für euch überschaubar. 💰

Schaut euch alles auf unserer Website www.huffysfit.de an! Bei Fragen sind wir jederzeit für euch da. Euer Team von HuffysFit Duisburg. 💚🐕‍🦺

19/03/2025

Von den Grenzen der Professionalität: Der Einfluss des Kundenverhaltens (Teil 1)
Von Ralph Rückert, Tierarzt

Das ist eine leicht überarbeitete Wiederveröffentlichung eines acht Jahre alten Artikels. Ich habe den Text wieder nach oben geholt, weil ich in wenigen Tagen noch einen zweiten Teil hinzufügen möchte.

Eigentlich sollte es bezüglich der Qualität medizinischer Versorgung keine Rolle spielen, ob ein Patient dem Arzt sympathisch oder unsympathisch ist. Eigentlich! Aber wie schrieb schon George Orwell: „All animals are equal, but some animals are more equal than others.“

Dieser Artikel bezieht sich sowohl auf Tier- als auch Humanmedizin und handelt davon, dass man als Patient bzw. Patientenbesitzer durchaus davon profitieren kann, wenn man sich um ein sympathisches Auftreten bemüht. Oder andersrum ausgedrückt: Sich als strikt seine (vermeintlichen) Rechte einfordernder Kotzbrocken zu präsentieren und davon auszugehen, dass der Dienstleister (Tier-)Arzt sowieso darauf angewiesen ist, sich mit dem Kunden um jeden Preis gut zu stellen, könnte – speziell im medizinischen Bereich – hochgradig gesundheitsgefährdend sein.

Die Psychologie lehrt uns, dass das Unterbewusstsein dem Gegenüber geradezu blitzartig Etiketten verpasst, die ähnlich schwer wieder zu entfernen sind wie manche Produktaufkleber. Die Evolution hat dem sozialen Lebewesen Mensch die überlebenswichtige Fähigkeit verliehen, andere Menschen sekundenschnell einzuschätzen, und diese Ersteinschätzung ist im weiteren Verlauf eines Kontakts gar nicht so leicht zu verändern.

Für den Verkäufer und den Dienstleister ist die Berücksichtigung dieser Mechanismen natürlich von allergrößtem Interesse und ganz entscheidend für den Erfolg. Unzählige Untersuchungen und Veröffentlichungen beschäftigen sich mit genau diesem Thema. Verkäufer und Dienstleister, also im weitesten Sinne alle, die irgendwas erfolgreich an dem Mann bringen wollen, haben das entweder im Sinne eines Talents schon drauf oder müssen es sich aus Eigeninteresse im Laufe ihres Berufslebens mit viel Mühe (und unterschiedlichen Resultaten) aneignen, wenn sie nicht kläglich scheitern wollen.

Mit der umgekehrten Sichtweise, also der Fragestellung, wie man als Kunde am besten das bekommt, was man gerne haben möchte, wird sich insgesamt deutlich weniger beschäftigt, und wenn, dann heutzutage mit dem Grundtenor: Wie haue ich am besten auf die Pauke, um mein Recht durchzusetzen, zum Beispiel auf ein fehlerfreies Produkt, auf eine einwandfreie und wohlschmeckende Mahlzeit oder auf eine Urlaubsreise ohne nervende und das Vergnügen mindernde Mängel?

Dieses Auf-die-Pauke-Hauen, dieses Auf-Seine-Rechte-Bestehen, mithin jede Art von robustem und forderndem Auftreten, funktioniert natürlich nur dann wirklich gut, wenn man als Kunde die Qualität einer Ware oder Dienstleistung selbst beurteilen kann. Bei Leistungen, für deren Einordnung einem jegliche Qualifikation fehlt, könnte der Schuss aber schnell nach hinten losgehen, speziell in der (Tier-)Medizin mit sogar gefährlichen Folgen.

Medizin hat ein doppeltes Gesicht. Sie ist zugleich Wissenschaft und Kunst. Der sich ständig verändernde Stand der Wissenschaft produziert objektive Sichtweisen und Behandlungsleitlinien, die auch von Außenstehenden, die sich die Mühe der Auseinandersetzung mit der Materie machen, beurteilbar sind. In vielen, wenn nicht sogar sehr vielen Fällen, gibt es aber ein Element, das über Leitlinien – sozusagen über den „Dienst nach Vorschrift“ – weit hinausgeht. Dieses Element ist schwer greifbar, auf keinen Fall objektiv bewertbar und deswegen auch nicht einforderbar.

Berufsintern reden wir dabei gern von TLC, Tender Loving Care, also in etwa „liebevolle Zuwendung“. TLC beinhaltet aber nicht nur zartfühlenden Umgang, sondern auch sich über jede Leitlinie hinausgehend um den Patienten zu kümmern, über ihn nachzudenken (selbst außerhalb der Dienstzeit) und dann den einen und freiwilligen Schritt mehr zu gehen, der am Ende manchmal über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Wenn ich auch auf meiner Praxis-Website TLC als das wichtigste „Medikament“ in unserem Sortiment beschrieben habe, muss ich eingestehen, dass es unweigerlich nicht jeder Patient in gleichem Ausmaß bekommt.

Manche Patienten bzw. Patientenbesitzer treten von Anfang an in einer Weise auf, dass es einem sofort die Nackenhaare sträubt. Das kann vieles sein: Ruppigkeit, Unhöflichkeit, Unaufrichtigkeit, extrem forderndes oder passiv-aggressives Verhalten, hochgradig ausgeprägtes Internet-Pseudo-Expertentum, das ungehemmte Ausleben von Profilneurosen und so weiter und so fort. Natürlich ist man als Dienstleister gefordert, mit allen möglichen Kunden-Mindsets professionell umzugehen, und die meisten überdurchschnittlich erfolgreichen (Tier-)Mediziner haben das auch gut drauf. Es gibt aber Fälle, wo diese Professionalität an ihre Grenzen stößt, wo man zwangsläufig einen Teil seiner Konzentration auf die Frage richtet, wie man speziell diesen Kunden so schnell wie möglich wieder los wird, ohne dabei einen rechtlich zu beanstandenden Fehler zu machen.

Ihr daraus resultierendes Problem als Patient bzw. Kunde: Mit den von Ihnen oder Ihrer Versicherung entrichteten Behandlungsgebühren erwerben Sie nach Ansicht der Rechtssprechung keineswegs einen Anspruch auf Exzellenz und Unfehlbarkeit, sondern nur den auf „die von einem durchschnittlichen (Tier-)Arzt zu erwartende Sorgfalt“. Bei Routinemaßnahmen wie einer Impfung, einer Kastration, einem glatten Knochenbruch oder einem einfachen Brechdurchfall passt das schon, gar kein Problem. Geht es aber mal buchstäblich um Kopf und Kragen und damit auch um das letzte Quäntchen Einsatz aller Beteiligten, kann sich diese „durchschnittliche Sorgfalt“ als nicht ausreichend erweisen, und dann wird es potentiell sogar gefährlich für Sie oder Ihr Tier.

Natürlich können Sie jetzt trotzig aufstampfen, wütend werden und erbittert darauf bestehen, dass alle Patienten gleich zu behandeln sind, dass es keine Rolle spielen darf, ob uns Profis jemand sympathisch ist oder nicht. Können Sie machen, aber Sie verkennen dabei halt leider die Realitäten des Lebens und die Tatsache, dass auch wir Profis nur Menschen sind und keine emotionslosen Roboter. Speziell in der Medizin gibt es nun mal so viele und rechtlich nicht mal ansatzweise einforderbare „weiche“ Faktoren wie in keinem anderen Dienstleistungsbereich.

Nehmen wir nur ein Beispiel von vielen: Es gibt Kunden, die zum Tierarzt immer stinkfreundlich sind, aber die Tiermedizinischen Fachangestellten behandeln wie Dienstpersonal aus dem 19. Jahrhundert. Das Dumme dabei ist nur, dass genau die TFA, die man in einem anderen Zusammenhang so richtig schräg angemacht hat, irgendwann mal für die Pflege des schwer erkrankten und deshalb stationär aufgenommenen Tieres zuständig sein könnte. Wer da jetzt glaubt, dass diese TFA die vorhergehenden und als sehr negativ empfundenen Erlebnisse mit dem Besitzer einfach abschütteln könnte, um für das betreffende Tier über den Dienst nach Vorschrift hinaus nur das Allerbeste zu geben, der ist leider schief gewickelt.

Wie gehe ich als Tierarzt damit um, wenn ich bemerke, dass ein Tierbesitzer mir und/oder meinem Team so dermaßen unangenehm ist, dass es bei aller Professionalität und mit allen Mitteln, die dafür zur Verfügung stehen, nicht kontrollierbar ist, und dass dadurch eventuell die über die durchschnittliche Sorgfalt hinausgehende Versorgung des Patienten gefährdet sein könnte? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder fange ich damit an, subtile „Vergraulungssignale“ auszusenden, mit dem Ziel, den Kunden zu veranlassen, sich alsbald weiter auf die Suche nach einer besser zu ihm passenden Praxis zu machen. Oder ich spreche direkt an, dass ich ein echtes Problem habe, und beende damit die Dienstleister-Kunden-Beziehung.

Obwohl man diese (dankenswerterweise sehr selten notwendigen!) Maßnahmen mit dem Wohl des Tieres im Kopf ergreift und unter berufsethischen Gesichtspunkten eigentlich dafür gelobt werden müsste, ist einem gleichzeitig völlig klar, dass genau die Kunden, mit denen man nichts zu tun haben möchte und die man auffordert, sich anderweitig umzusehen, darüber meist zutiefst beleidigt sind und gern mal noch in Form negativer Bewertungen nachtreten. Aber damit muss und kann man leben, wenn man nicht das Wohl des Tieres, das ja nichts für die Mentalität seines Besitzers kann, gefährden will.

Inwieweit Sie die in diesem Artikel erläuterten Tatsachen für sich umsetzen können oder wollen, weiß ich nicht. Ich persönlich gebe mir im Krankheitsfall immer die größte Mühe, bei den für mich zuständigen Profis, seien es Ärzte, Medizinische Fachangestellte oder Pflegepersonal, als sympathischer und angenehmer Patient rüberzukommen, weil mir als Insider sonnenklar ist, dass davon meine Gesundheit, im absoluten Extremfall sogar mal mein Leben abhängen könnte. Es ist nach meiner Erfahrung geradezu unglaublich, wie sehr man als Patient die Qualität von Zuwendung und Pflege zum Beispiel mit einem kleinen Lob oder Kompliment verbessern kann.

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert



© Ralph Rückert

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17/03/2025
16/03/2025

Überlegungen zur Vermittlung eines gefährlich aggressiven Hundes

Wir als Hundezentrum Mittelfranken haben uns mal ein paar Gedanken gemacht, die bei diesem sensiblen Thema hoffentlich hilfreich sind.

Die Vermittlung eines gefährlich aggressiven Hundes ist ein äußerst emotionales Thema. Insbesondere über soziale Medien werden solche Anfragen häufig impulsiv oder unüberlegt geteilt, was oft auf emotionale Reaktionen sowie Halbwissen und oberflächliche Betrachtung zurückzuführen ist. Um diese komplexe Thematik verantwortungsvoll zu betrachten, sind folgende Punkte von Bedeutung:

Das Problem: Ein gefährlich aggressiver Hund stellt objektiv betrachtet eine kontinuierliche Herausforderung dar, also ein Problem. Es ist entscheidend, die Frage zu klären, ob man bereit ist, diese Verantwortung jeden Tag, rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, kompromisslos zu tragen. Hat man Lust auf ein Problem?

Geeignete Personen: Die Betreuung eines solchen Hundes sollte idealerweise nicht nur auf eine Einzelperson beschränkt sein. Was passiert beispielsweise im Krankheitsfall oder bei Abwesenheit? Gefährliche Hunde tolerieren oft nur schwer andere Personen, insbesondere wenn sie auf eine Bezugsperson fixiert sind. Ein gezieltes Training, um alternative Betreuungspersonen zu integrieren, ist daher essenziell häufig aber nur schwer machbar. Manchmal geht es nicht.

Verantwortungsbewusstsein: Die Übernahme eines gefährlichen Hundes verlangt ein tiefes Bewusstsein für die permanente Gefahr, die von ihm ausgeht. Dabei muss nicht nur das Wohl der direkten Bezugsperson, sondern auch das weitere soziale Umfeld berücksichtigt werden. Wer übernimmt die Verantwortung, wenn es im Nachhinein zu schwerwiegenden Verletzungen durch den Hund kommt?

Sicherheitsvorkehrungen: Der Umgang mit einem gefährlichen Hund erfordert umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen, darunter Maulkorb, stabile Leinen und sichere Karabiner. Räumliche Absicherungen wie hohe, ausbruchssichere Zäune, zuverlässige Schließmechanismen sowie stabile Fenster und Türen sind ebenfalls unerlässlich.

Zeitlicher Aufwand und Pflege: Hunde mit gefährlich aggressivem Verhalten benötigen intensives und häufig spezialisiertes Training, das nicht nur zeitintensiv, sondern auch kostspielig sein kann. Dabei ist zu beachten, dass der Fortschritt im Training stagnieren oder Rückschritte eintreten können, was zusätzlichen Einsatz erfordert. Neben dem Training gibt es oft einen erhöhten Pflegebedarf, der durch aggressive Verhaltensweisen oder gesundheitliche Probleme noch erschwert wird.

Pathologische Hintergründe: Aggressionen können auch auf pathologische Ursachen wie Schmerzen, Traumata oder neurologische Störungen zurückzuführen sein. Solche Probleme können durch Erziehung oder Training nur begrenzt beeinflusst werden, und die unberechenbare Natur solcher Verhaltensweisen erhöht die Herausforderungen.

Soziale Einschränkungen: Gefährliche Hunde können das Privatleben erheblich beeinflussen, da Besuch oder normale soziale Interaktionen oft eingeschränkt werden. Verantwortungsvolle Halter sind mental ständig mit ihrem Hund beschäftigt, was langfristig zu sozialer Isolation und psychischer Überforderung führen kann.

Einsatz professioneller Hilfe: Die Auswahl kompetenter Fachleute ist entscheidend, da falsche oder unzureichende Beratung zu gravierenden Folgen führen kann. Es erfordert Erfahrung und Aufmerksamkeit, qualifizierte Experten von selbsternannten Spezialisten zu unterscheiden.

Unterbringung: Die Unterbringung eines gefährlich aggressiven Hundes, etwa in einer Tierpension, erfordert spezielle Einrichtungen und geschultes Personal. Ungeeignete Bedingungen können den Hund langfristig mehr belasten als unterstützen.

Finanzieller Aufwand: Die Haltung eines solchen Hundes verursacht häufig hohe Kosten – sei es für Training, Pflege, Sicherheitsvorkehrungen oder tierärztliche Betreuung. Eine klare Klärung der finanziellen Verantwortung ist unverzichtbar. Wer ist dauerhafter Kostenträger? 

Zielsetzung: Vor der Vermittlung oder Übernahme sollte ein realistisches Ziel definiert werden: Was soll erreicht werden, und ist dieses Ziel tatsächlich erreichbar?

Tötung: Im Sinne des Tierschutzes sollte auch die Möglichkeit einer Euthanasie in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind. Dies ist ein äußerst sensibler Schritt, der sorgfältig abgewogen und niemals allein entschieden werden sollte.

Gefährliche Hunde erfordern nicht nur Raum, Zeit und Verantwortung, sondern auch ein hohes Maß an Geduld, Ausdauer und die Bereitschaft, mit Rückschlägen und Unsicherheiten umzugehen. 

Die Freiheiten eines Hundes sollten da aufhören wo die Freiheiten oder die Gesundheit eines anderen beeinträchtigt werde...
09/03/2025

Die Freiheiten eines Hundes sollten da aufhören wo die Freiheiten oder die Gesundheit eines anderen beeinträchtigt werden.

Wenn „Heilige Kühe“ zubeißen: Breaking bad? Born bad? Oder doch das andere Ende der Leine?

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Am 22. Februar 2025 meldete die „Kleine Zeitung“, dass tags zuvor in der Gemeinde Gratwein-Straßengel (nahe Graz, Steiermark) mehrere Notrufe wegen einer von einem Hund angegriffenen und um Hilfe schreienden Frau bei der Polizei eingegangen waren. Vor Ort trafen die Polizisten auf die hilflos am Boden liegende Frau und einen über ihr stehenden, etwa 60 kg schweren Rottweiler, der fortlaufend in den Bauch, die Hüften und die Beine der Frau biss. Die Polizisten versuchten, den Hund zuerst mit der Sirene des Einsatzfahrzeuges und dann mit Pfefferspray in die Flucht zu treiben. Als diese Maßnahmen keinen Erfolg zeigten, erschossen sie schließlich das Tier. Die schwer verletzte Frau wurde vom Rettungsdienst ins Krankenhaus nach Graz gebracht.

Am 23. Februar veröffentlichte die Facebook-Community „Rottweiler Freunde“ (ca. 12500 Follower) den folgenden Text:

„Ein letzter Gruß aus dem Regenbogenland

An die Menschen, die mich kannten, an die, die mich fürchteten, und an die, die mich liebten, ich bin nun fort. Mein Herz schlägt nicht mehr, mein Körper liegt in der kalten Erde. Ein letzter Knall, und alles wurde still. Ich war nur ein Hund, doch mein Leben war nicht weniger wert als eures. Ich wurde als Rottweiler geboren – eine stolze, kraftvolle Rasse, geschaffen zum Wachen, zum Beschützen, zum treuen Begleiter des Menschen. Doch ich wurde in eine Welt geworfen, die mich nicht verstand. Ich wurde gehalten, aber nicht geführt. Ich wurde gefüttert, aber nicht erzogen. Ich spürte Angst, Unsicherheit, Unruhe – und irgendwann wusste ich nicht mehr, wie ich mich verhalten sollte.
Man sagt, ich sei gefährlich gewesen. Doch frage ich euch: Wer hat mich zu dem gemacht? Ein Hund wird nicht böse geboren. Ein Hund liebt von Natur aus. Er folgt, wenn man ihn führt. Er vertraut, wenn man ihn versteht. Doch wenn man ihm die falschen Dinge beibringt – durch Nachlässigkeit, durch Unwissenheit oder durch Härte – dann bleibt ihm nur, sich auf seine Instinkte zu verlassen. Ich wollte nie jemandem wehtun. Ich wusste nur nicht, wie ich anders reagieren sollte. Vielleicht hättet ihr mir helfen können. Vielleicht hätte ich eine zweite Chance verdient. Doch statt Hilfe bekam ich eine Kugel. Jetzt bin ich hier, im Regenbogenland. Hier gibt es keine Angst mehr, keine falsche Haltung, keine Missverständnisse. Ich spiele mit anderen, die das gleiche Schicksal ereilte – geliebt, aber falsch behandelt. Gefürchtet, doch nie wirklich verstanden. Bitte, liebe Menschen, lernt aus meinem Tod. Erkennt, dass es nicht die Rasse ist, die gefährlich ist, sondern das, was ihr aus ihr macht. Hört auf, Hunde wie mich zu verteufeln. Hört auf, uns zu kaufen, wenn ihr uns nicht führen könnt. Hört auf, uns die Schuld zu geben für Fehler, die nicht unsere sind. Vielleicht hätte mein Leben anders verlaufen können. Vielleicht hätte ich ein guter Hund sein dürfen. Doch nun bleibt mir nur dieser Brief – ein stiller Gruß aus einer Welt, in der ich nicht mehr gefürchtet werde. Lebt wohl. Und denkt an mich, nicht als Monster, sondern als Opfer eurer Unwissenheit.
Ein Rottweiler, der nie eine echte Chance hatte.“

Ich habe keine Ahnung, wie es Ihnen geht, aber für mich ist dieser tränendrüsenmassierende Text durchgehend falsch und in seiner klebrigen Vermenschlichung sogar richtig creepy und abstoßend. Er wurde aber bis heute (26. Februar) über 500 mal geteilt, hat potenziell also bis zu 100.000 Menschen erreicht. Und die Kommentare zeigen, dass viele Leute das ganz anders sehen bzw. empfinden als ich. Ein paar Beispiele im unveränderten Original:

„Ich kann es einfach nicht verstehen wie so was passieren kann.Habe selbst einen Rotti und sie isst ein Traum von einem Hund.War noch nie aggressiv gegen Mensch und Tier.
Es ist der Mensch der diese Hunde zu Monstern macht. Solche Menschen dürfte überhaupt keine Hunde halten.“

„Ich bin unendlich traurig 😢 dies zu lesen...
Für DIE warst du eben nur ein gefährlicher Hund😡....du armer Schatz hättest eine 2.Chance verdient...ich denke mit Tränen in den Augen an dich. 😪
Komm gut über die Regenbogenbrücke 🌈🖤🐾“

„der arme rotti ❤️😭😭😭😭😭😭😭😭😭😭😭😭
richtig....ein TA hätte ihn betäuben MÜSSEN ! oder die polizei mit betäubungsgewehr !
bin geschockt und traurig 😭😭😭😭😭😭😭😭
viell hat er es jetzt besser 😭😭😭😭😭😭😭😭
"rip" guter junge ❤️😭😭😭😭
wer weiss schon, was man IHM angetan hat......😭😭“

„Es ist ein Wahnsinn dass man den Hund gleich erschießen muss.habe seit Jahrzehnten Rottweiler und muss sagen,bevor es einen Rottweiler aufhängt bzw.bevor der mal bewusst da dauert es sehr lange,da beissen andere Rassen schon öfters.habe auch noch einen Schäferhund. Nur da hätte man vieles machen können um den Hund von der Person wegzudenken.und nicht den Hund ermorden.wäre wenn man ihn bedäupt hätte von einem Tierarzt. Aber in Österreich ist ja das Tier eine Sache im Gesetz. Das gehört schnell mal geändert...und es sollen Menschen die keine Ahnung haben nicht so tolle Hunde führen dürfen.denn ein Hund bemisst nicht ohne Grund...“

„RIP du kleine Fellnase,ich wünsche dir ein schönes Leben hinter der Regenbogenbrücke. Jetzt darfst du spielen toben und glücklich sein,dort gibt es nur Freunde ♥️“

„Es tut mir so leid um den Hund. 😭 Dieser Brief beschreibt genau meine Gedanken, die ich hatte, als ich von dem Vorfall gelesen habe: Ein Tier musste völlig sinnlos sterben, weil wieder einmal Menschen komplett versagt haben! 😭
Laufe nun frei im Regenbogenland, fliege mit den Engeln und ruhe in Frieden, du arme Seele. ✨🥀🕯️🖤“

Tut mir leid, aber ich komme da einfach nicht mehr mit! Ist schon das Posting an sich in meinen Augen völlig schräg, so lassen mich diese Kommentare vollends fassungslos zurück. Man muss sich das mal vorstellen: Die Polizei eilt zum Ort des Geschehens und findet eine hilflos daliegende Frau, die von einem über ihr stehenden, riesigen Hund immer wieder gebissen wird, die um Hilfe schreit und stark blutet. Die Beamten versuchen den Hund von seinem Opfer zu vertreiben, erst mit dem Signalhorn, dann mit Pfefferspray. Erst, als dies nicht funktioniert, erschießen sie das Tier. Die Frau ist so schwer verletzt, dass sie – einer weiteren Pressemeldung zufolge – notoperiert werden muss, auf der Intensivstation liegt, nach Aussage der Ärzte noch viele Operationen vor sich hat und mehrere Wochen im Krankenhaus wird bleiben müssen. Dauerhafte Einschränkungen sind wohl nicht ausgeschlossen. Aus meinen Erfahrungen mit Hundebissverletzungen würde ich bleibende Schäden nicht nur nicht ausschließen wollen, sondern eher für höchstwahrscheinlich halten.

Und dann stellt dieser völlig nachvollziehbare Vorgang – Polizei rettet in höchster Not eine schwer verletzte Person vor einem durchgedrehten Hund – den Anlass dafür dar, dass bei den „Rottweiler Freunden“ seitenlang und hemmungslos über den toten Hund, den „armen Schatz“, die „kleine Fellnase“, die „arme Seele“ gebarmt wird, ohne dass im Posting selbst und in zwar nicht allen, aber doch der Mehrzahl der Kommentare auch nur ein Wort über das schwer verletzte Opfer verloren wird? Wie ich neulich schon mal geschrieben habe: Wir haben das Zeitalter der Vernunft endgültig verlassen! Mit am deutlichsten kommt das in den geradezu haarsträubenden Forderungen zum Ausdruck, dass der Hund von der Polizei oder durch einen Tierarzt hätte betäubt werden müssen, statt ihn zu erschießen. Vom Opfer wird dabei wahrscheinlich erwartet, dass es tapfer die Zähne zusammenbeißt und sich noch ein bisschen weiter zerfleischen lässt, bis eine für Distanzsedierung qualifizierte Person am Tatort eintrifft und die Betäubung endlich wirkt, damit die „arme Seele“ noch eine zweite Chance bekommen kann. Wie daneben kann man eigentlich werden, bevor man es selber merkt?

Apropos „zweite Chance“: Den Pressemitteilungen zufolge WAR dieser schwere Zwischenfall schon die „zweite Chance“, weil der Hund drei Jahre zuvor wohl ein fünfjähriges Kind gebissen hatte und deshalb unter behördlichen Auflagen stand. So ist das nämlich mit diesen stereotyp und in grenzenloser Naivität geforderten „Resozialisierungen“ oder „xten Chancen“ für Hunde, die in Beschädigungsabsicht gebissen haben: Wenn sie nicht funktionieren, kosten sie Menschen die Gesundheit oder gar das Leben!

Und dann natürlich das durchgehende Framing der jeweiligen Besitzer:innen eines solchen Tieres als die immer und grundsätzlich Schuldigen, die ganz, ganz sicher irgendwas ganz, ganz falsch gemacht haben müssen, weil Hunde an sich und natürlich speziell die der jeweils betreffenden Rasse sowieso mit einem Heiligenschein auf die Welt kommen. Damit wir uns richtig verstehen: Auch ich halte es für durchaus möglich, dass mit diesem Rottweiler Fehler gemacht wurden, aber „Kein Hund wird böse geboren“ ist zwar ein felsenfester Glaubenssatz der Szene, könnte aber letztendlich aus medizinischer Sicht uninformierter und falscher nicht sein. Selbstverständlich gibt es bei Hunden durchaus vergleichbare psychische Störungen und hirnorganische Erkrankungen wie beim Menschen, und da sind einige dabei, die auch ohne negativen Einfluss von inkompetenten Besitzer:innen zu extrem unberechenbarem und gefährlichem Verhalten führen können. Es gibt also durchaus Hunde, die „böse“ geboren oder im Lauf ihres Lebens „böse“ werden, und zwar aus medizinischen Gründen. Manche dieser Gründe sind gut diagnostizierbar und offensichtlich, beispielsweise eine Neurotoxoplasmose oder ein Hirntumor, über andere wissen wir noch viel zu wenig, was Art, Häufigkeit und eventuelle Vererbbarkeit angeht. Trotzdem ist für mich unstrittig, dass ein Hund mit einem veritablen Sprung in der Schüssel auf die Welt kommen oder ihn mit der Zeit entwickeln kann, ohne dass die jeweiligen Besitzer:innen irgendwas dafür können. Ich habe während meiner langen Zeit als Praktiker einige solche Hunde erlebt und ihre Entwicklung verfolgen können. Ein Fall, zufällig auch ein Rottweiler, ist mir besonders gut erinnerlich. Das Ehepaar, das diesen Hund als Welpen bekommen hatte, war langjährig hundeerfahren, gut informiert und wirklich sehr bemüht, alles richtig zu machen. Der kleine Rottweiler wurde trotzdem schon sehr früh verhaltensauffällig, mit absolut ungehemmter Aggression gegen sowohl Artgenossen als auch Menschen. Die Besitzer haben im weiteren Verlauf alles (wirklich alles!) unternommen, um diese extrem negative Entwicklung in den Griff zu bekommen, aber ohne für mich erkennbaren Erfolg. Unter bestimmten Umständen (menschliches Versagen, ein Moment der Unaufmerksamkeit, etc.) war und ist dieser Hund nach meiner Einschätzung eine klare Gefahr für seine Umgebung.

Wir gehen heute davon aus, dass vor 15- bis 30.000 Jahren an mehreren Orten auf der Welt Wölfe mit geringer ausgeprägter Scheu vor Menschen damit begonnen haben, sich diesen anzuschließen. Ebenfalls möglich ist es, dass die damaligen Menschen auf die Idee kamen, sich Wolfswelpen unter den Nagel zu reißen und sie aufzuziehen. Wie auch immer, auf jeden Fall begann damit die Geschichte der Hundehaltung. Wenn man sich das rückblickend anschaut, war es ja schon eine ziemlich gewagte und riskante Sache, einen dem Menschen körperlich überlegenen, gern aggressiv agierenden und schwer bewaffneten Spitzenpredator sozusagen in den Stamm aufzunehmen, in unmittelbarer Nähe zur eigenen und sehr verletzlichen Brut. Das konnte natürlich nur klappen, wenn Exemplare, die auch nur ansatzweise gegen Menschen gerichtete Aggressionen zeigten, sofort und kompromisslos aus dem Spiel genommen wurden. Und genau das, die sofortige Ausmerzung von gefährlichen Tieren, blieb über den längsten Teil der letzten 15.000 Jahre ein eisernes Grundprinzip der Hundehaltung. Auf diese Weise wurde höchst erfolgreich ein beständiger Selektionsdruck auf ein möglichst niedriges Aggressionslevel gegenüber Menschen ausgeübt. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist höchst beeindruckend, finde ich. Angesichts der immensen Zahl an Hunden kommt es insgesamt zu sehr wenigen echten Angriffen auf Menschen.

Seit einiger Zeit, genau genommen seit dem Beginn des Siegeszugs der Sozialen Medien, ist eine meiner Meinung nach besorgniserregende Entwicklung in Gang gekommen: Hunde werden mehr und mehr vermenschlicht, eigentlich sogar in eine Art Heiligenstatus erhoben, denn nach Meinung der „Schwarmintelligenz“ da draußen können sie eben gar nicht „böse“ sein, ohne dass ihnen vorher etwas angetan worden ist. Dass das aus tiermedizinischer Sicht Unsinn ist, habe ich ja schon erläutert, aber eigentlich geht es in erster Linie um was ganz anderes:

Wir können (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen) immer schon nur Hunde brauchen, die über eine gut entwickelte Resilienz bezüglich suboptimaler Haltungsbedingungen und menschlicher Unberechenbarkeit verfügen, denn wir, die Hundehalter:innen, sollten so ehrlich sein, um zuzugeben, dass wir alle unsere Hunde mehr oder weniger suboptimal halten und uns (aus Sicht der Hunde) häufig unberechenbar verhalten. Wir brauchen also Hunde, die dazu in der Lage sind, unsere Unzulänglichkeiten zu verzeihen oder zu ertragen. Von Anfang an konnte sich halt jede und jeder einen Hund zulegen, ob sie/er nun Ahnung hatte oder völlig ignorant war. Glaubt hier irgendjemand, dass sich steinzeitliche, antike oder mittelalterliche Menschen mit noch gar nicht vorhandenen Lerntheorien auseinandergesetzt haben, um auch ja alles richtig zu machen? Haben sie natürlich nicht, und trotzdem musste das Zusammenleben mit den Hunden flutschen, ohne dass da ständig rechts und links jemand aufs Krankenbett oder ins Grab gebissen wurde. Da wurde über die Jahrzehntausende sicher jede Menge falsch gemacht von den jeweiligen Besitzer:innen, nur eines nicht: Ein Hund, der das nicht ausgehalten hat, ohne jemandem an den Kragen zu gehen, war meist sofort weg vom Fenster.

Ich plädiere absolut nicht dafür, dass wir nun alle zwischenzeitlich gewonnenen Erkenntnisse der Wissenschaft in die Tonne treten und in steinzeitliches Verhalten zurückfallen. Wir sollten aber trotzdem einen Schritt zurücktreten und uns wieder klar machen, dass ein Hund zwar unser bester Kumpel unter den Tieren ist, aber trotzdem ein Tier bleibt, dem wir einfach nicht das Recht einräumen können, Menschen schwer zu verletzen oder gar zu töten. Wenn wir mal von schwerster, grausamer Misshandlung aus vorsätzlich tierquälerischen Motiven absehen, ist der Grund, warum ein Hund einen Menschen angegriffen hat, eigentlich völlig egal. Geht einfach nicht!

Und hat ein Hund (wie der Rottweiler in diesem Fall) bereits mehrfach Menschen angegriffen und ernsthaft verletzt, sollte man in meinen Augen auf gar keinen Fall von einer „zweiten Chance“ oder „Resozialisierung“ träumen. Wie Normen Mrozinski vor Jahren mal ganz richtig geschrieben hat: Es gibt am Hund keinen Knopf, mit dem man einen Reset oder eine Neuformatierung der Festplatte durchführen könnte! Ein Hund, der einmal so richtig zugebissen hat, hat dabei auch was gelernt, und das bekommt man nicht wieder gelöscht. Ohne die manchmal beeindruckende Arbeit von Organisationen oder Individuen kleinreden zu wollen, die sich um solche Hunde bemühen, bleibt es doch eine Tatsache, dass der Erfolg der durchgeführten Maßnahmen für den Rest des Lebens des jeweiligen Hundes nie wirklich feststeht, während der Misserfolg regelmäßig dadurch bewiesen wird, dass erneut jemand zu Schaden oder gar ums Leben kommt. Weiterhin muss berücksichtig werden, dass bei solchen Hunden der Spielraum für unvermeidbares menschliches Versagen so gut wie nicht vorhanden ist. Ein kleiner oder großer Fehler, ein einziger Moment der Unaufmerksamkeit, und schon passiert wieder was.

Natürlich muss jeder Vorfall, bei dem ein Mensch durch einen Hund ernsthaft verletzt wird – und dabei reden wir jetzt absolut nicht von ein paar Kratzern durch Anspringen oder von einem blutigen Finger durch einen Abwehrschnapper – von Profis genau analysiert werden, bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden. Aber auch diese Profis inklusive meiner auf Verhaltensmedizin spezialisierten Kolleginnen und Kollegen müssen sich immer der Tatsache bewusst sein, dass sie bei jedem Therapieversuch mit Leib und Leben anderer Menschen spielen. Dies gilt ebenso für Behörden, die nach einem ernsthaften Beißvorfall den betreffenden Hund unter Auflagen wie Leinen- oder Maulkorbpflicht stellen, ohne auch nur den Hauch einer Chance zu haben, die Einhaltung dieser Auflagen zu kontrollieren.

Die von dem Rottweiler zusammengebissene Österreicherin war ein in meinen Augen vermeidbares Opfer, das nun lebenslang unter diesem Vorfall zu leiden haben wird. Ihr gilt mein ganzes Mitgefühl. Dass der Hund erschossen wurde, war dagegen unter den gegebenen Umständen absolut alternativlos und letztendlich nur die Vorwegnahme einer sowieso unumgänglichen Euthanasie. Ich persönlich habe absolut kein Verständnis dafür, wenn eine völlig verquere und unethische Romantisierung von Hunden Menschen Gesundheit oder Leben kostet, obwohl das durch konsequentes Vorgehen einfach zu vermeiden wäre.

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

© Ralph Rückert
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