17/10/2025
Korrektur im Hundetraining…. 💣
Jeden Tag lese ich hier immer wieder Rechtfertigungen und das Erklären der Notwendigkeit von Korrekturen im Hundetraining.
Vorab: Wie ist eine Korrektur gemeint im Hundetraining?
Ganz klar als aversive Einwirkung.
Und da gibt es nix dran zu rütteln.
Weil man möchte ja, dass der Hund das unerwünschte Verhalten abbricht.
Wie wenig oder viel man jetzt an Abbruchreiz einsetzt hängt vom „Korrigierenden“ ab.
Es geht hier also nicht um rote Markierungen an einer Klassenarbeit.
Warum sind positiv arbeitende Trainer:innen gegen Korrektur im o. g. Sinn im Hundetraining?
Weil es unfair ist.
Alles was ein Hund an Verhalten zeigt ist aus seiner Sicht richtig, logisch und nachvollziehbar.
Auch wenn uns das als Halter nervt.
Bellen, pöbeln, an der Leine ziehen, jagen, „klauen“, wälzen, Katze schreddern, Ressourcen verteidigen, Beißen, rammeln, usw. hat für den Hund eine Funktion.
Jedes Verhalten hat eine Funktion.
So. Jetzt möchte ich nicht, dass der Hund die Katze draußen schreddert.
Arbeite ich über die Korrektur, füge ich dem Hund bei der Reaktion auf eine Katze einen unangenehmen Reiz zu.
Dieser muss bei vielen Hunden schon sehr unangenehm sein, um das vom Hund gezeigte Verhalten zu unterbrechen.
Was passiert? Die Erregung des Hundes steigt noch mehr an bei Katzensicht als ohnehin schon.
Weil ja Strafe droht.
Das kann man auf alle vom Menschen unerwünschten Verhalten anwenden. #
Beim Thema Leinenpöbelei haben wir das ganz massiv:
Hund hat eh schon Probleme mit Artgenossen und muss dann noch Angst vor der unangenehmen Einwirkung vom Halter haben. Problem verdoppelt.
Dabei möchte Hund vielleicht nur 2 m mehr Abstand….
Es ist einfach unfair, Kommunikation per Korrektur (also Strafe) zu unterbrechen.
Warum? Weil der Hund es nicht versteht! Weil aus seiner Sicht sein Verhalten völlig logisch ist!
Also ist es meine Aufgabe dem Hund zu vermitteln, dass ich Katze schreddern oder an der Leine pöbeln nicht gut finde.
Und wie mache ich das?
Ich verhindere über Management das unerwünschte Verhalten und trainiere ein erwünschtes auf.
Abwenden von Katze, weiter gehen, Reiz ignorieren, etc.
Es ist einfach unfair, den Hund wissentlich ins unerwünschte Verhalten zu führen und ihn dann zu korrigieren.
(Kunden berichteten mir von einer „Trainerin“ hier in der Stadt, die folgende „Übung“ durchführte:
Hund sitzt vor dem Halter. Eine Helferin hält dem Hund ein Würstchen vor die Nase. Will der Hund zum Würstchen gibt es eine „Korrektur“. In dem Fall hat er einen Schlag auf die Nase bekommen.
So was darf einfach nicht als Training bezeichnet werden.
Das ist hochgradig unfair, unsozial und tierschutzwidrig.)
Und das lustige Argument, Hunde korrigieren sich untereinander ja auch, ist nicht anwendbar.
Wir sind Menschen und keine Hunde.
Wir sehen nur einen Bruchteil aller Kommunikation, auch wenn wir einen sehr geübten Blick haben.
Was Hunde untereinander machen ist niemals der Freifahrtschein für aversive Einwirkung!
Oder schnüffelt der Trainer zu Beginn der Gruppenstunde allen Hunden am Hintern und beschnuppert Pipistellen?
Das machen Hunde untereinander nämlich auch.
Tatsächlich fällt mir auch auf, dass Hunde sich überhaupt nicht so oft wie immer erzählt wird, korrigieren.
Im Gegenteil, ich sehe das in meinen Trainings eher selten.
Ich sehe eher total nettes Verhalten, um einen schlecht gelaunten Artgenossen milde zu stimmen.
Könnte an den unterschiedlichen Trainings-Settings liegen.
Ich provoziere nicht bewusst unerwünschtes Verhalten indem ich z. B. die Hunde einenge, Ressourcenverteidigung aktiviere, hart im Umgang bin, wenig Sicherheit und Struktur vermittele.
Vielleicht sehen bestimmte Trainer:innen einfach viel deeskalatives Verhalten nicht, weil sie den Hunden keine Möglichkeit dazu geben.
Korrekturen haben im Hundetraining nix verloren.
Ich kann unerwünschtes Verhalten einfach über ein top auftrainiertes Signal unterbrechen.