
18/03/2025
Und täglich grüßt das Murmeltier
Eine Dame im Rentenalter kommt ausgesprochen schwerfällig angelaufen und schafft es mühselig bis zu unserem Büro.
Sie möchte einen Hund.
Ihr verstorbener hätte 28 kg gewogen. Den mussten ihr die Nachbarn die Treppe rauf und runter tragen, denn das könne sie nicht mehr. Der neue soll deshalb leichter sein. Nur maximal 20 kg. Ah ja.
Wie wär’s mit einem kleineren Hund – so unter 10 kg? Nein, ein größerer soll es schon sein.
Aber ein Welpe kommt für sie keinesfalls infrage, sondern ein älterer Hund, sagt sie. Na, wenigstens eine Einsicht. „So zwei Jahre …“. Alles klar. Nein, von uns gäbe es für sie - wenn überhaupt – einen kleinen Hund unter 10 kg und älter als 8 Jahre.
Aber wie und wo würde sie denn überhaupt Gassi gehen mit dem neuen Hund?
In Berlin gibt es viele Möglichkeiten, erfahren wir. Ja, das stimmt. Aber welche davon hat sie denn schon mal genutzt? Na, der Hund ist immer mit dabei. Und sie ist ja meist nicht in ihrer Wohnung.
Uns ist das zu viel Nebel. Wir erklären, nicht vermitteln zu wollen.
Wie zu erwarten folgt der übliche Spruch: Dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn die Leute Tiere aus Polen holen.
Und täglich grüßt das Murmeltier.
Im Hollywood-Film endet der Fluch irgendwann – in den deutschen Tierheimen endet er nie und der Spruch wird wohl bis zum Jüngsten Tag zu hören sein.
Wir verabschieden die Dame.
Aber sie muss noch zwei Stunden auf ihren Bus warten.
Dann möchte sie doch wenigstens noch Gassi gehen, sagt sie.
Eine Mitarbeiterin sucht ein Minihündchen von wenigen Kilo aus. Die Hündin ist sehr sanft und läuft super an der Leine, ohne zu ziehen.
Die Frau geht mit ihr los. Nach wenigen Metern ist ihr die Leine schon aus der Hand gefallen und liegt am Boden. Die meisten Hunde wären jetzt weg. Unsere Mitarbeiterin bricht ab.
Nun will die Frau durch’s Tierheim streifen. Nein, das geht nicht. Die Tiere regen sich auf dadurch. Die Unfallgefahr steigt. Wir sind auch kein Zoo. Und außerdem gibt es gesetzliche Vorschriften, dass man als Betriebsfremder nicht einfach durch die Anlagen laufen darf.
Laut schimpfend zieht sie von dannen. Wir hätten ihr auch noch nicht einmal einen Kaffee angeboten.
Und sie droht:
Sie hätte viele Freunde und die haben alle Internet und wir würden schon sehen, was da jetzt abgeht.
Na, dann mal los. Je mehr desto lieber, denn wir sind ja nicht doof:
Wenn wir es nicht schon vorher wussten, so haben wir doch spätestens in den letzten Monaten begriffen:
Man kann völlig inkompetent sein; man kann lügen, dass sich die Balken biegen; man kann sogar kriminell sein - man kann trotzdem Präsident des mächtigsten Landes der Welt werden.
Hauptsache, die Menschen zerreißen sich die Münder über einen.
Also Leute: ran an die Computer! Zieht so richtig her über uns. Aber schreibt bitte deutlich unseren Namen, damit uns auch alle finden, die ihr neugierig gemacht habt!
Eine Autostunde südwestlich von Berlin in Potsdam-Mittelmark, Brandenburg gelegen betreut das Tierheim Verlorenwasser über 300 Hunde, Katzen und Kleintiere.