Hundeschule Team and Work

Hundeschule Team and Work Als lizenzierte Hundetrainer bieten wir in Winterthur und Umgebung individuelles Training mit positiver Verstärkung an. Gewaltfrei und nachhaltig!

Ob Welpen oder adulte Hunde – wir fördern Teamarbeit und soziales Verhalten.

💻🐾 Hundetrainer sein – und warum das viel mehr ist als „mit Hunden arbeiten“Ich sitze hier seit drei Stunden vor dem Lap...
28/11/2025

💻🐾 Hundetrainer sein – und warum das viel mehr ist als „mit Hunden arbeiten“

Ich sitze hier seit drei Stunden vor dem Laptop und schreibe Trainingsdokumentationen, Trainingsanleitungen und E-Mails. Und während ich so tippe, muss ich schmunzeln… Früher dachte ich: Hundetrainer – das ist ein Job an der frischen Luft, mit Hunden arbeiten, immer schön, immer draussen.

Heute weiss ich: Die Realität besteht zu einem sehr grossen Teil aus PC-Arbeit.
Und das ist völlig okay – aber eben anders, als viele denken.

✨ E-Mailverkehr ohne Ende: Anfragen, Kursanmeldungen, Abmeldungen, Fragen, …
✨ Buchhaltung: Rechnungen schreiben, Zahlungen verbuchen, Versicherungen, Lizenzen, Gebühren. (Erledigt zum Glück vieles Martin)
✨ Homepage pflegen: Inhalte aktualisieren, Kurse eintragen, Texte überarbeiten. (Auch Martin)
✨ Weiterbildungen organisieren: Wir legen Wert auf Qualität – also sitzen wir regelmässig in Webinaren, Seminaren oder Fortbildungen.
✨ Social Media: Zum Glück übernimmt das meistens Svenja – denn Content erstellen ist zeitintensiv und wird oft unterschätzt.
✨ Kurs- & Workshopvorbereitung: Gute Stunden entstehen nicht aus dem Bauch heraus. Improvisieren können wir – aber die Basis ist Planung. Oft mit 3–4 Trainingsvarianten im Kopf.
✨ Fahrzeit: Manchmal 30 Minuten pro Weg. Macht eine Stunde Autofahrt für 10 Franken Pauschale.

Und ja: Hundetraining ist nur selten „Arbeit am Hund“.
Es ist Arbeit mit den Menschen. ❤️

Ihr lebt 24 Stunden am Tag mit eurem Hund.
Wir sehen euch oft nur eine Stunde – aber für diese Stunde arbeiten wir viel, viel mehr im Hintergrund.
Wir analysieren, überlegen, planen, dokumentieren und sind erreichbar, wenn ihr uns braucht.

Warum ich das teile?
Weil Hundetraining nicht „teuer“ ist – es ist einfach viel mehr, als man von aussen sieht.
Es steckt Herzblut drin, Fachwissen, Erfahrung, Vorbereitung, Weiterbildung… und eine grosse Portion Liebe zu dem, was wir tun.

Und genau deshalb sind wir so gerne für euch da.
Mit Herz, Sachverstand – und ja, auch mit einem ziemlich warmen Laptop. J.H.

🐾 Erziehen oder verstehen – vom Gegeneinander zum MiteinanderWenn ein Hund ins Leben eines Menschen tritt, ist die gute ...
26/11/2025

🐾 Erziehen oder verstehen – vom Gegeneinander zum Miteinander

Wenn ein Hund ins Leben eines Menschen tritt, ist die gute Absicht meist da: „Ich will alles richtig machen.“

Doch schnell heisst es dann, der Hund müsse „gut erzogen“ sein – möglichst früh, möglichst konsequent, am besten „gleich von Anfang an wissen, wer der Chef ist“. Diese Haltung hält sich hartnäckig – und hat ihre Wurzeln in alten Vorstellungen von Rangordnung und Gehorsam. Der Hund soll funktionieren, sich anpassen, sich „benehmen“. Doch die Idee, dass Erziehung vor allem Kontrolle bedeutet, greift zu kurz.

Denkweisen, die schon lange wissenschaftlich widerlegt sind, werden noch immer weitergegeben – von Trainer zu Trainer, von Halter zu Halter.�Und so erziehen auch heute noch viele Menschen „wie man es halt schon immer gemacht hat“ – aus Gewohnheit, aus Halbwissen oder weil es auf den ersten Blick „funktioniert“. Besonders bei grossen, imposanten Rassen hält sich der Gedanke, man müsse „stärker“ sein als der Hund – schliesslich waren unsere Hunde doch noch vor wenigen Generationen wildlebende Wölfe! Ist das so? �
Unsere heutigen Hunde sind keine Wölfe mehr. Sie sind über Jahrtausende auf Kooperation, Kommunikation und Nähe zum Menschen gezüchtet worden. Ihr Verhalten folgt heute anderen Regeln, ihre Bedürfnisse sind andere – und sie haben sich hervorragend an das Leben mit dem Menschen angepasst. Wer Hunde noch immer wie Wölfe behandelt, verkennt nicht nur ihre Entwicklung – er verpasst auch die Chance, sie wirklich als Sozialpartner zu verstehen und zu akzeptieren.

Hunde sind hochsoziale Lebewesen, deren Verhalten tief von Emotionen, Bedürfnissen und innerer Sicherheit geprägt ist. Was sie tun, tun sie nicht, um uns „zu ärgern“ oder „die Grenzen auszutesten“ – sie reagieren auf ihr Umfeld, auf Stimmungen, auf die Klarheit (oder Unklarheit) unserer Signale. In ihrem Innern wirkt ein fein abgestimmtes System aus Emotion, Motivation und Erfahrung. Lernen bedeutet für sie nicht, Befehle auszuführen, sondern Zusammenhänge zu verstehen: Was bringt mir Sicherheit? Was vermeide ich besser? Was lohnt sich für mich? Was macht Sinn in meinem sozialen Gefüge? Wenn wir also „erziehen“, ohne zu verstehen, was im Hund vorgeht, formen wir Verhalten – aber keine Beziehung. Verstehen heisst, den Hund nicht nur zu sehen, sondern ihn wahrzunehmen: seine Körpersprache, seine Reaktionen, seine Geschichte.
Es bedeutet, zu erkennen, dass Verhalten immer ein Ausdruck eines inneren Zustands ist – nicht einfach eine „Absicht“. Und dass nachhaltiges Lernen nur dort entstehen kann, wo sich das Nervensystem sicher fühlt.

Aus neurobiologischer Sicht ist das kein esoterischer Gedanke, sondern Grundlage von Lernfähigkeit: Ein Hund, der sich bedroht oder unter Druck fühlt, schaltet in Stressreaktionen. Der präfrontale Kortex – jener Teil des Gehirns, der für Denken, Planen und Lernen zuständig ist – wird dabei gehemmt. Was bleibt, ist Überleben: Flucht, Angriff, Erstarren. Wer Druck erzeugt, erreicht vielleicht „gehorsames Verhalten“ – aber zum Preis von Angst, Unterdrückung oder innerem Rückzug. Manche Hunde werden aggressiv, andere geben auf. Doch kein Hund lernt dabei Vertrauen.

„Verstehen“ heisst allerdings auch nicht grenzenloses Laufenlassen. Es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Hunde brauchen Orientierung, Halt und manchmal auch klare Strukturen – aber solche, die führen, nicht unterdrücken. Jeder Hund bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit: genetisch, charakterlich, emotional. Der eine braucht viel Anleitung und klare Führung, der andere Sicherheit auf Distanz und die Möglichkeit, selbst Lösungen zu finden. Positives, bedürfnisorientiertes Arbeiten heisst deshalb nicht: ein Schema X anwenden. Es heisst, zuhören, hinschauen, anpassen. Es verlangt vom Menschen Empathie – aber auch Wissen, Selbstreflexion und Konsequenz. Denn der Hund kann immer nur so gut lernen, wie der Mensch bereit ist, sich selbst zu verändern.

Wer verstehen will, muss sich selbst kennen: die eigenen Erwartungen, das Bedürfnis nach Kontrolle oder Harmonie, den Umgang mit Frust, Geduld und Unsicherheit. Ein Hund spürt unsere innere Haltung, lange bevor wir sprechen. Unsere Emotionen, unser Körper, unsere Energie sind Teil seiner Lernumgebung. Darum liegt der Schlüssel zum Erfolg nie nur beim Hund – sondern in uns. Hunde sind Spiegel unserer inneren Zustände. Wer bereit ist, wirklich hinzuschauen, kann durch keinen anderen Lehrer so viel über sich selbst lernen. Aber das erfordert Mut: den Mut, das eigene Denken zu hinterfragen und den Weg des Verstehens zu wählen – auch wenn er länger dauert, leiser ist, manchmal unbequem.
Denn wahre Veränderung beginnt nicht im Hund – sie beginnt im Menschen.

Schon vor rund 100 Jahren sagte Viktor E. Frankl, österreichischer Neurologe und Psychiater:
„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion.“

Vielleicht geht es in der modernen Hundeerziehung gar nicht mehr um das Entweder-oder – Erziehen oder Verstehen – sondern darum, beides zu verbinden: Wissen und Gefühl, Struktur und Freiheit, Leitung und Vertrauen.
Denn wahre Beziehung entsteht dort, wo beide Seiten lernen dürfen.

S.G.

✨ Wir haben Grund zu feiern! ✨Unsere liebe Svenja hat ihre mündliche und praktische Abschlussprüfung zur Hundetrainerin ...
22/11/2025

✨ Wir haben Grund zu feiern! ✨

Unsere liebe Svenja hat ihre mündliche und praktische Abschlussprüfung zur Hundetrainerin erfolgreich bestanden – und wir könnten stolzer kaum sein! 🎉🐾

Vor etwas mehr als einem Jahr startete sie als Praktikantin bei uns. Schon damals fiel sie durch ihr feines Gespür für Hunde, ihr Fachwissen und ihre klare, empathische Kommunikation auf. Unsere Kunden mochten sie vom ersten Moment an – und das völlig zurecht.

In den letzten zwölf Monaten hat Svenja ein beeindruckendes Fachwissen aufgebaut, lebt unseren fairen Umgang mit Hunden zu 100 %, und geht unglaublich wertschätzend mit Menschen um. Bereits seit einem halben Jahr setzen wir sie als vollwertige Hundetrainerin ein – lange bevor der offizielle Abschluss nun bestätigt hat, was wir längst wussten.

Doch damit nicht genug:
📱 Sie übernahm unser Social Media
📝 arbeitete an Konzepten und Inhalten mit
🐶 begleitet bereits eigene Kund*innen in Einzeltrainings mit Herz, Klarheit und Erfolg
🍎 und „nebenbei“ schloss sie kürzlich noch ihren Abschluss zur Ernährungsberaterin für Hunde ab!

Aktuell bildet sie sich sogar zur Physiotherapeutin für Hunde weiter – für uns die perfekte Ergänzung zu ihrem Können als Trainerin.

💛 Wir sind dankbar, glücklich und unfassbar stolz, dass Svenja ein fester Teil von TEAM-AND-WORK ist – und bleibt!

Liebe Svenja, herzlichen Glückwunsch zu deinem Abschluss! Wir freuen uns riesig auf alles, was wir gemeinsam noch bewegen werden. 🐾✨

🐾 Vermenschlichung von Hunden – dürfen wir das?„Er weiss genau, dass er etwas falsch gemacht hat!“„Sie schaut mich so sc...
13/11/2025

🐾 Vermenschlichung von Hunden – dürfen wir das?

„Er weiss genau, dass er etwas falsch gemacht hat!“
„Sie schaut mich so schuldbewusst an!“
„Er ist eifersüchtig, weil ich mit einem anderen Hund spazieren war!“

Wir alle haben solche Sätze schon gehört – vielleicht auch selbst gedacht.
Wenn wir Hunden menschliche Gefühle oder Gedanken zuschreiben, spricht man in der Verhaltensforschung von Anthropomorphismus.
Doch was steckt tatsächlich dahinter? Können Hunde wirklich Schuld, Stolz oder Eifersucht empfinden wie wir?

1️⃣ Was ist Vermenschlichung eigentlich?

Anthropomorphismus bedeutet, dass wir Tieren menschliche Eigenschaften, Absichten oder Emotionen zuschreiben.
Bei Hunden passiert das besonders häufig – kein Wunder: Sie sind soziale Partner, leben eng mit uns zusammen und reagieren auf unsere Mimik, Gestik und Sprache. Vieles an ihrem Verhalten wirkt vertraut, fast „menschlich“.

Wissenschaftlich betrachtet ist das ein psychologisches Phänomen. Studien zeigen, dass Menschen dazu neigen, vertrauten Lebewesen – besonders Haustieren – menschliche Züge zuzuschreiben.
Der Effekt ist umso stärker, je enger die Bindung ist. Hundehalterinnen und Hundehalter, die ihren Hund als Familienmitglied sehen, schreiben ihm häufiger Emotionen wie Verständnis, Absicht oder Scham zu (Pirrone & Albertini, 2020; Antonacopoulos, 2016).

2️⃣ Was weiss die Forschung über Emotionen beim Hund?

Die moderne Kognitionsbiologie geht davon aus, dass Hunde über ein breites Spektrum an Gefühlen verfügen – Freude, Angst, Wut, Zuneigung, Erwartung, Neugier, Stress. Diese Emotionen sind biologisch fundiert und lassen sich neurophysiologisch nachweisen.

Doch komplexe, selbstreflektierte Emotionen wie Schuld, Stolz oder moralische Bewertung setzen Bewusstseinsprozesse voraus, die beim Hund bisher nicht belegt sind.
Das berühmte „schuldbewusste“ Verhalten nach einem zerstörten Schuh oder Mülleimer lässt sich gemäss Studien eher als Beschwichtigungssignal verstehen – eine Reaktion auf die Körpersprache oder Stimme des Menschen, nicht auf ein moralisches Empfinden (Horowitz, 2009, Behavioural Processes).

Auch sogenannte „Eifersucht“ beim Hund ist bislang nicht eindeutig als menschlich-analoger Zustand belegt. Experimente (z. B. Harris & Prouvost, 2014, PLoS One) zeigen, dass Hunde auf soziale Ungleichheit reagieren können – ob das aber echte Eifersucht ist oder schlicht Frustration über ungleiche Zuwendung, bleibt offen.

3️⃣ Warum Menschen vermenschlichen

Anthropomorphismus erfüllt für uns eine soziale Funktion. Er erleichtert den Kontakt, stärkt emotionale Nähe und macht komplexes Verhalten verständlicher.
Wer in einem Hund „ein Familienmitglied“ sieht, erlebt Empathie, Fürsorge und Bindung intensiver.
Diese Nähe ist etwas zutiefst Menschliches – sie spiegelt unser Bedürfnis nach Beziehung wider.

Wissenschaftlich gesehen ist das weder „richtig“ noch „falsch“ – sondern Teil menschlicher Wahrnehmung. Forschende wie Bradshaw (2011) und Wynne (2020) betonen, dass Vermenschlichung ambivalent ist:
Sie kann Mitgefühl und Achtsamkeit fördern, aber auch zu Missverständnissen führen, wenn wir Verhalten aus menschlicher Sicht deuten, das tierartspezifisch anders motiviert ist.

4️⃣ Wenn Menschliches Tierisches überlagert

Problematisch wird Anthropomorphismus dann, wenn er das Wohl des Hundes beeinträchtigt.
Beispielsweise, wenn Hunde überfüttert werden, weil „Liebe durch den Magen geht“, oder wenn sie Kleidung tragen, die ihre Wärmeregulierung stört.
Oder wenn menschliche Erwartungen – etwa „Er soll sich schämen“ – in Konflikt mit dem tatsächlichen Lernverhalten stehen.

Forscherinnen wie Serpell (2019, Animal Welfare) weisen darauf hin, dass solche Formen von Vermenschlichung den Hund in seiner Eigenart beschneiden können. Hunde brauchen nicht weniger Zuneigung, aber Verständnis für ihre artspezifische Wahrnehmung.

5️⃣ Was bleibt?

Vermenschlichung ist kein Fehler, sondern ein Spiegel unseres Bedürfnisses nach Nähe.
Doch wissenschaftlich gilt: Hunde sind keine kleinen Menschen mit Fell. Sie haben eigene emotionale Systeme, eigene Motivationen und eine ganz andere Art, die Welt zu erleben.

Vielleicht liegt die Kunst darin, sie weder zu vermenschlichen noch zu entmenschlichen – sondern zu verstehen, was sie wirklich fühlen können.
Denn zwischen Emotion und Interpretation liegt ein schmaler Grat. Und genau dort beginnt echtes Verstehen.

🐾 Training mit Respekt statt LagerdenkenIn der Hundewelt scheint es oft zwei Lager zu geben:Die einen trainieren mit Dru...
05/11/2025

🐾 Training mit Respekt statt Lagerdenken

In der Hundewelt scheint es oft zwei Lager zu geben:
Die einen trainieren mit Druck, Einschüchterung und Strafe.
Die anderen – jene, die belohnungsbasiert arbeiten – werden gern als «Wattebausch-Werfer» bezeichnet.

Solche Gegensätze helfen niemandem. Sie polarisieren, wo es eigentlich um das gemeinsame Ziel gehen sollte: Hunde zu verstehen und so mit ihnen zu arbeiten, dass sie sicher, freudig und nachhaltig lernen können.

Wir arbeiten positiv, und das bedeutet für uns weder Nachgiebigkeit noch Beliebigkeit.
Es heisst, den Hund zu verstehen, bevor wir ihn führen.
Es heisst, Verhalten aufzubauen, statt zu unterdrücken.
Und es heisst, Verantwortung zu übernehmen – für das, was der Hund lernt, fühlt und erlebt.

🔬 Was die Wissenschaft zeigt

Zahlreiche Studien belegen, dass aversive Trainingsmethoden – also solche, die auf Strafe, Schmerz oder Einschüchterung basieren – das Wohlbefinden von Hunden beeinträchtigen und gleichzeitig den Lernerfolg mindern.

In einer grossen Untersuchung von Vieira de Castro et al. (2019, PLoS ONE) zeigten Hunde aus aversiv trainierten Gruppen signifikant mehr Stressverhalten (z. B. Hecheln, Winseln, geduckte Haltung) und eine pessimistischere Erwartungshaltung im anschliessenden Kognitionstest.
Die Hunde, die belohnungsbasiert trainiert wurden, lernten Aufgaben schneller und zeigten Anzeichen einer positiveren emotionalen Grundstimmung.

Auch Haverbeke et al. (2008, Applied Animal Behaviour Science) fanden bei Diensthunden, dass Zwangsmethoden zu mehr Angst, Aggression und geringerer Kooperationsbereitschaft führten.

Eine Übersichtsarbeit von Ziv (2017) fasst zusammen:

«Die Verwendung aversiver Trainingsmethoden kann die physische und psychische Gesundheit von Hunden gefährden – und es gibt keine Hinweise darauf, dass sie zu besseren Lernergebnissen führen.»

Ähnlich kommen Fernandes et al. (2017, Journal of Veterinary Behavior) zum Schluss, dass Druck und Strafe weder schnelleres Lernen noch bessere Resultate erzielen.

Im Gegensatz dazu zeigen belohnungsbasierte Methoden bessere Lernleistungen, stabileres Verhalten und eine stärkere Bindung zwischen Mensch und Hund (Rooney & Cowan, 2011, Animal Welfare).

Die American Veterinary Society of Animal Behavior (2021) empfiehlt deshalb ausdrücklich, ausschliesslich belohnungsbasiertes Training als Standard zu verwenden – weil es sowohl wirksamer als auch tierschutzkonformer ist.

💡 Was «positiv arbeiten» für uns bedeutet:

✅ Führung zeigen – nicht mit Druck, sondern mit Klarheit.

✅ Grenzen setzen – aber fair und verständlich.

✅ Lernen ermöglichen – nicht durch Angst, sondern durch Motivation.

✅ Verantwortung übernehmen – nicht nur «nett» sein.

❗Ein Hund, der aus Angst reagiert, lernt nichts über sein Verhalten – er lernt nur, es zu vermeiden.

💯Ein Hund, der durch Motivation lernt, versteht Ursache und Wirkung – und kann Verhalten wirklich verändern.

Das ist kein «weicher» Ansatz, sondern verhaltensbiologisch fundiertes Training, das Lernen über positive Verstärkung nutzt – einen Mechanismus, der in der Lernpsychologie seit Skinner (1938) und in zahllosen Tierarten, einschliesslich des Hundes, belegt ist.

Hundetraining darf kein Machtkampf sein.
Es ist Kommunikation – und Kommunikation funktioniert nur, wenn beide Seiten verstanden werden.

Wir wünschen uns, dass die Diskussion nicht länger von Etiketten bestimmt wird, sondern von Fakten.
Denn positiv zu arbeiten bedeutet nicht, Wattebäusche zu werfen.
Es bedeutet, Wissen anzuwenden – mit Respekt, Verantwortung und Verstand.

HUNDE RIECHEN ZEITWusstest du, dass Hunde die Zeit nicht sehen, sondern riechen können?Das klingt nach Poesie, ist aber ...
30/10/2025

HUNDE RIECHEN ZEIT

Wusstest du, dass Hunde die Zeit nicht sehen, sondern riechen können?

Das klingt nach Poesie, ist aber neurobiologisch erstaunlich plausibel.
Während wir Menschen Zeit in Minuten, Stunden und Tagen denken, erleben Hunde Zeit als Geruchsveränderung. Ihre Welt besteht aus Molekülen, die sich ständig bewegen, schwächer werden, verfliegen. Und genau darin liegt ihr Zeitempfinden.

Hunde besitzen bis zu 300 Millionen Riechzellen – wir Menschen gerade einmal fünf Millionen. Ihr Riechhirn ist, relativ zur Gesamtgrösse, 40-mal grösser als unseres (Horowitz, 2016).
Was für uns unvorstellbar ist, ist für sie Alltag: Jeder Duft trägt eine Geschichte.

Ein Geruch, der stark und klar ist, bedeutet: «Das war gerade eben.»
Ein Geruch, der schwächer und diffuser wird, sagt: «Das liegt schon etwas zurück.»
So entsteht in der Hundenase etwas, das man eine olfaktorische Zeitlinie nennen könnte.

Die Verhaltensforscherin Alexandra Horowitz (Columbia University) beschreibt, dass Hunde Gerüche wie eine Art «Zeitspur» lesen – sie nehmen wahr, wie sich Düfte im Verlauf des Tages verändern. Auch Federica Pirrone (Universität Mailand, 2020, Animals 10:1215) betont, dass Hunde Geruchsinformationen nicht nur im Moment, sondern auch über Zeit hinweg abspeichern und vergleichen können.

Das bedeutet:
Hunde riechen nicht nur wo etwas passiert ist, sondern auch wann.

Diese Fähigkeit ist ein evolutionärer Vorteil. Für Wölfe oder Streuner war es überlebenswichtig zu wissen, wie alt eine Spur ist: frische Beute in der Nähe oder nur der verblasste Geruch von gestern? Neurowissenschaftliche Studien (Slotnick, 2017, Chemical Senses) zeigen, dass Hunde olfaktorische Erinnerungen mit zeitlicher Veränderung verknüpfen – sie verfügen also über eine Form des «Zeitgedächtnisses durch Geruch».

Was heisst das für unseren Alltag mit Hunden?
Mehr, als man denkt.

Wenn du morgens das Haus verlässt, bleibt dein Geruch zurück – auf Sofa, Kleidung, Teppich. Mit der Zeit verblasst er. Viele Hunde reagieren genau dann besonders aufmerksam, wenn dein Geruch ein bestimmtes «Alter» erreicht hat – vielleicht, weil sie gelernt haben: Jetzt kommst du bald zurück.
Das ist kein Zauber, sondern Biologie.

Auch beim Spaziergang liest dein Hund eine Geruchschronik: Wer war hier? Wie lange ist es her? Warum riecht dieselbe Stelle heute anders als gestern?
Für ihn ist jeder Weg eine Zeitreise.

Selbst im Training spielt das eine Rolle. Beim Mantrailing oder Suchspielen folgen Hunde nicht nur einer Spur – sie entscheiden aktiv, welche Gerüche frisch genug sind, um relevant zu sein. Ihre Nase trifft gewissermassen eine Zeitentscheidung.

Und noch etwas: Diese Art der Wahrnehmung erklärt, warum Routine, vertraute Gerüche und Sicherheit für Hunde so bedeutsam sind. Wenn wir etwas verändern – neue Umgebung, andere Pflegeprodukte, ein anderer Geruch am Arbeitsplatz – riecht der Alltag für sie plötzlich «anders in der Zeit».

Hunde leben in einem Kontinuum aus Düften. Für sie ist jeder Geruch ein Hinweis auf das, was war – und auf das, was kommt.

Oder, wie Horowitz es formuliert:

«A dog’s world is not made of sights and sounds as ours is, but of smells that tell the story of time.»

Hunde riechen Geschichte, Gegenwart und vielleicht sogar Erwartung.
Und wir?
Wir können nur ahnen, wie reich diese Welt sein muss, in der Zeit nicht tickt, sondern duftet.

S.G.

𝐆𝐮𝐭 𝐠𝐞𝐬𝐜𝐡ü𝐭𝐭𝐞𝐥𝐭 𝐢𝐬𝐭 𝐡𝐚𝐥𝐛 𝐠𝐞𝐥𝐞𝐫𝐧𝐭𝐋𝐞𝐫𝐧𝐭 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐇𝐮𝐧𝐝 𝐭𝐚𝐭𝐬ä𝐜𝐡𝐥𝐢𝐜𝐡, 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐢𝐜𝐡 𝐢𝐡𝐧 𝐝𝐮𝐫𝐜𝐡𝐬𝐜𝐡ü𝐭𝐭𝐥𝐞 𝐮𝐧𝐝 𝐞𝐫 𝐰𝐢𝐞 𝐚𝐦 𝐒𝐩𝐢𝐞𝐬𝐬 𝐬𝐜𝐡𝐫𝐞𝐢𝐭?Die...
15/10/2025

𝐆𝐮𝐭 𝐠𝐞𝐬𝐜𝐡ü𝐭𝐭𝐞𝐥𝐭 𝐢𝐬𝐭 𝐡𝐚𝐥𝐛 𝐠𝐞𝐥𝐞𝐫𝐧𝐭
𝐋𝐞𝐫𝐧𝐭 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐇𝐮𝐧𝐝 𝐭𝐚𝐭𝐬ä𝐜𝐡𝐥𝐢𝐜𝐡, 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐢𝐜𝐡 𝐢𝐡𝐧 𝐝𝐮𝐫𝐜𝐡𝐬𝐜𝐡ü𝐭𝐭𝐥𝐞 𝐮𝐧𝐝 𝐞𝐫 𝐰𝐢𝐞 𝐚𝐦 𝐒𝐩𝐢𝐞𝐬𝐬 𝐬𝐜𝐡𝐫𝐞𝐢𝐭?

Diese Frage sollte man sich stellen, wenn man so manche Social Media Beiträge anderer Hundetrainer liest.
Humoristisch erzählt eine Kollegin aus der Sicht ihres noch jungen Hundes, ich schätze an die 4 Monate, wie er sich durch die Schlafzimmertür schieben will. Wäre da nicht das Frauchen. Geballtes "lerntheoretisches Wissen" kämpfen nun gegen impulsives frustrationsgeladenes Verhalten des Vierbeiners. Und wer gewinnt? Natürlich die Halterin! Dank gekonntem Blocken verhinderte sie das Eindringen des Hundes, das liess dieser nicht auf sich sitzen und biss mal kräftig in den Oberschenkel. Der Kampf ging in die 2. Runde und die Halterin schüttelte den Hund ordentlich durch, zwar schrie er wie am Spiess, aber gab sich danach immer noch nicht geschlagen und setzte zu einem letzten Kraftakt an, sprang gegen seine Bezugsperson, ging aber letzten Endes doch K.O.

Was sich hier wie ein Boxkampf liest, fand tatsächlich so gemäss der Schilderung der Trainerin statt. Hundeerziehung muss ein Kampf sein, der Mensch der Gewinner, nur so lernt der Hund zu warten.

Ist das so?
Was auf den ersten Blick als humorvolle Alltagserzählung erscheinen mag, ist bei genauerer Betrachtung aus verhaltensbiologischer, lerntheoretischer und tierschutzrechtlicher Sicht in mehrfacher Hinsicht problematisch.
Der beschriebene (in Österreich stattgefundene) Eingriff stellt eine körperliche Einwirkung dar, die nach dem österreichischen Tierschutzgesetz (§ 5 Abs. 1 TSchG) als tierschutzrelevant einzustufen ist.
Es ist verboten, einem Tier ohne gerechtfertigten Grund Schmerzen, Leiden oder Angst zuzufügen. In der geschilderten Situation lag kein Notfall vor, sondern eine erzieherische Massnahme. Ein junger Hund wurde körperlich konfrontiert, um Verhalten zu unterdrücken – ein Vorgehen, das nachweislich Stress, Angst und Verunsicherung auslöst.
Solche Methoden fördern Abwehrverhalten und beschädigen das Vertrauen zwischen Hund und Halter nachhaltig.

Das Verhalten des jungen Hundes war keine „Dominanz“, sondern Ausdruck von Überforderung. Ein vier Monate alter Hund kann seine Impulse noch nicht im gewünschten Ausmass kontrollieren – er muss erst lernen, mit Erregung umzugehen. Statt ihn körperlich zu massregeln, hätte man ihm kleinschrittig vermitteln können, dass ruhiges Warten zum Ziel führt.
„Warten“ ist kein angeborenes Verhalten, sondern eine Fähigkeit, die trainiert werden muss. Wenn ein Hund das Signal noch nicht kennt, braucht es Management und vorausschauende Planung: etwa eine geschlossene Tür, eine Leine oder räumliche Begrenzung. So kann der Hund Erfolg haben, ohne in Konflikt zu geraten. In dieser Situation hätte es viele Wege gegeben, das gewünschte Verhalten freundlich zu fördern.
Aussagen wie, ein Gebrauchshund könne „nicht mit Keksen erzogen werden“, ist wissenschaftlich falsch. Alle Hunde lernen über dieselben Mechanismen – zB durch Verstärkung. Positive Bestätigung ist keine „weiche Methode“, sondern die Grundlage erfolgreichen und tierschutzkonformen Trainings. Körperliche Einwirkung ersetzt keine Führung, sie zerstört im schlimmsten Fall Vertrauen.

Dass ein junger Hund in einer solchen Situation bereits schnappt, ist ein Warnsignal. Es zeigt Überforderung, nicht Ungehorsam. Wird darauf mit Druck reagiert, entsteht eine Konfliktspirale, das Vertrauen und Sicherheit nachhaltig untergräbt. Gefährlich wird es, wenn Menschen diese Methoden unreflektiert nachahmen und ihre eigenen Hunde anfangen zu schütteln.

Moderne Hundeerziehung hat längst Abstand genommen von Konfrontation, körperlicher Einwirkung und Dominanzdenken. Zeitgemässes Training basiert auf Wissenschaft, Ethik und Beziehungssicherheit. Grenzen zu setzen, bedeutet nicht, einen Hund zu bedrängen oder zu bestrafen, sondern ihm verständlich zu machen, welches Verhalten sich lohnt. Ein „Warte“-Signal kann und soll kleinschrittig über positive Verstärkung aufgebaut werden. Der Hund lernt dabei, dass ruhiges Verhalten und Selbstkontrolle zum gewünschten Ziel führen. So entsteht Frustrationstoleranz auf Basis von Vertrauen, nicht durch Unterdrückung.

Der beschriebene Vorfall ist deshalb mehr als nur eine humoristische Episode. Er zeigt, wie tief überholte Vorstellungen von „Durchsetzen“ und „Erziehen“ in Teilen der Hundeszene noch verankert sind. Körperliche Einwirkung, besonders gegenüber einem Welpen oder noch jungen Hund, ist kein Ausdruck von Konsequenz, sondern von Hilflosigkeit. Sie verletzt nicht nur das Tierschutzgesetz, sondern auch die Grundsätze einer respektvollen, modernen Mensch-Hund-Beziehung.

Die Beziehung zwischen Menschen und Hund darf niemals zu einem Machtkampf werden. Training ist kein Wettbewerb darüber, wer sich durchsetzt oder „gewinnt“. In einer funktionierenden Mensch-Hund-Beziehung geht es nicht um Dominanz, sondern um Vertrauen, Kommunikation und gegenseitiges Verständnis. Wenn der Fokus darauf liegt, den Hund zu „besiegen“ oder körperlich zu kontrollieren, verliert man das eigentliche Ziel aus den Augen: gemeinsames Lernen und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Hunde sind keine Gegner, die es zu bezwingen gilt, sondern soziale Lebewesen, die Orientierung und Sicherheit suchen. Wer seinem Hund beibringen möchte, ruhig zu warten, ansprechbar zu bleiben oder sich zu kontrollieren, muss selbst Ruhe, Geduld und Klarheit ausstrahlen. Lernen geschieht im Dialog, nicht im Widerstand – und nur in einer Atmosphäre gegenseitiger Sicherheit kann Vertrauen wachsen.

Verantwortungsvolle Hundeausbildung bedeutet, Verhalten zu verstehen, Emotionen zu lenken und dem Hund zu helfen, richtige Entscheidungen zu treffen. Sie setzt Wissen, Geduld und Empathie voraus – nicht Kraft. Gewalt und Einschüchterung haben im Hundetraining, gleich welcher Rasse oder Persönlichkeit, keinen Platz.

J.H.

07/10/2025

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🌲🐾 Gefährliche Funde im Wald – bitte Vorsicht mit Hunden! 🐾🌲Vor kurzem bin ich beim Spaziergang auf einen Teller mit Süs...
03/10/2025

🌲🐾 Gefährliche Funde im Wald – bitte Vorsicht mit Hunden! 🐾🌲

Vor kurzem bin ich beim Spaziergang auf einen Teller mit Süssigkeiten, Kuchen, Obst und zwei Bechern mit einer gelben Flüssigkeit gestossen. Auf den ersten Blick wirkte es wie eine liebevoll vorbereitete Mahlzeit – tatsächlich handelt es sich dabei aber sehr wahrscheinlich um eine Opfergabe. Solche Gaben findet man immer wieder in Wäldern oder an besonderen Orten, sie haben für manche Menschen eine spirituelle oder kulturelle Bedeutung.

🙏 Wichtig: Wir respektieren diese Traditionen und Absichten – sie sind nicht gegen Hunde gerichtet.
❗️Aber: Für Hunde stellen solche Funde ein ernsthaftes Risiko dar.

Viele der typischen Bestandteile können gefährlich oder sogar giftig sein:

🍫 Schokolade → kann Herz- und Kreislaufprobleme bis hin zu Vergiftungen verursachen
🍇 Trauben & Rosinen → führen schon in kleinen Mengen zu Nierenversagen
🍷 Alkohol oder unbekannte Flüssigkeiten → können starke Vergiftungen auslösen
🍰 Kuchen & Süssigkeiten → enthalten Zucker, Xylit oder andere Zusatzstoffe, die problematisch sind
🥮 Lebensmittelreste → können verschimmelt oder von Bakterien belastet sein

Für uns Menschen sieht das vielleicht harmlos aus – für Hunde kann schon eine winzige Menge gefährlich werden.

👉 Unser Tipp:
Lasst Hunde nicht unbeaufsichtigt schnüffeln oder fressen, wenn ihr solche Stellen entdeckt.
Trainiert ein zuverlässiges Abbruchsignal – im Notfall kann das Leben retten.
Wenn ihr etwas Gefährliches im Maul entdeckt: Ruhe bewahren, Hund nicht anschreien, sondern gegen ein Leckerli austauschen.
Im Ernstfall (Hund hat doch gefressen) → sofort den Tierarzt oder den Tiernotdienst kontaktieren.

❗️ Falls ihr solche Funde öfter seht: Meldet es eurer Gemeinde oder Förster*innen, damit niemand zu Schaden kommt – weder Tier noch Mensch.

🐕 Unsere Hunde vertrauen darauf, dass wir sie sicher durch den Alltag führen – also Augen auf bei Spaziergängen!

Warum der Hund kein Wolf ist und Vergleiche oft in die Irre führenViele Trainingsansätze und Verhaltensdeutungen beim Hu...
21/09/2025

Warum der Hund kein Wolf ist und Vergleiche oft in die Irre führen

Viele Trainingsansätze und Verhaltensdeutungen beim Hund berufen sich auf den „Ursprung Wolf“. Doch obwohl Haushunde (Canis familiaris) und Wölfe (Canis lupus) genetisch eng verwandt sind, lassen sich Verhaltensweisen nur bedingt vergleichen. Über mehrere zehntausend Jahre der Domestikation entstanden tiefgreifende Unterschiede in Physiologie, Sozialstruktur und Kognition. Wer hündisches Verhalten unreflektiert aus dem Wolfsverhalten ableitet, übersieht diese evolutionären Anpassungen und riskiert Fehlinterpretationen.

Genetisch trennt Hund und Wolf lediglich ein winziger Bruchteil des Genoms: „Domestic dogs and grey wolves differ at only a small fraction of the genome, with mean pairwise sequence divergence of approximately 0.04 % across the autosomal genome“ (Freedman et al., 2014, PLoS Genetics). Zum Vergleich: Mensch und Schimpanse teilen rund 98,8 % ihres Erbguts (Waterston, Lander & Wilson, 2005, Nature). Niemand würde deshalb menschliches Verhalten pauschal auf Affen zurückführen.

Dass minimale genetische Unterschiede grosse funktionelle Auswirkungen haben können, zeigen Analysen der Domestikation. Cagan et al. (2016, BMC Evolutionary Biology) identifizierten spezifische Genvarianten, die bei Hunden unter starker Selektion standen – insbesondere Gene der Adrenalin-/Noradrenalin-Biosynthese sowie des Neurotransmitter Transports. Diese Veränderungen beeinflussen Stress- und Angstreaktionen und spiegeln die gezielte Zähmung wider, die geringere Furcht und Aggression gegenüber Menschen begünstigte. Selektion wirkt bis heute fort, etwa durch moderne Rassezucht.

Auch hormonell unterscheiden sich Hunde und Wölfe. Eine Studie zu den Wechselwirkungen von Oxytocin („Bindungshormon“) und Cortisol (Stresshormon) befasste sich mit der Beeinflussung der Lebenserfahrung und Sozialisierung von Haushunden und wild lebenden Hunden bzw Wölfen in Gefangenschaft (Wirobski et al., 2021 - Nature). Dabei zeigen Haushunde bei Interaktion mit vertrauten Menschen oft einen Oxytocinanstieg, welcher auf eine intensive Bindung zu diesen Menschen hinweist. Gleichzeitig reagieren sie insgesamt mit geringerer Variabilität im Sozialverhalten, während wildlebende Wölfe oder verwilderte Hunde in vergleichbaren Situationen eher einen Cortisolanstieg zeigen (Wirobski et al., 2021, Nature). Solche Unterschiede belegen, dass Domestikation tief in neuroendokrine Systeme eingegriffen hat.

Auch das Sozialleben divergiert deutlich. Wolfsrudel bestehen aus einem fortpflanzenden Elternpaar und dessen Nachkommen. Enge Inzucht und Inzest wird vermieden: Wölfe erkennen Verwandte über Geruch und bevorzugen fremde Partner (vonHoldt et al., 2008). Abwanderung junger Tiere verhindert zusätzlich innerfamiliäre Paarungen.
Kooperation ist überlebenswichtig: Jagd, Welpenaufzucht und Revierverteidigung erfolgen gemeinschaftlich, Konflikte werden durch ritualisierte Beschwichtigung geregelt. Diese sind über Generationen erlernt und hochgradig vorhersehbar. Ein Rudelmitglied in einem Konflikt zu verletzten könnte das Ende für das komplette Rudel bedeuten und wird vermieden. Heulen dient vor allem der Reviermarkierung und Kohäsion, Bellen ist selten.

Freilebende Haushunde dagegen bilden lose, flexible Gruppen ohne starre Hierarchie und kooperieren nur eingeschränkt bei der Nahrungsbeschaffung; sie ernähren sich opportunistisch, etwa von Abfällen (vgl. die „Pizzahunde“ nach Günther Bloch). Sie besitzen ein breites, kontextabhängiges Lautrepertoire und bellen wesentlich häufiger als Wölfe.

Besonders einzigartig ist die Mensch–Hund-Beziehung. Hunde sind auf interartliche Bindung selektiert: Sie orientieren sich an menschlicher Gestik, Mimik und Blickrichtung und können diese zuverlässig interpretieren und entsprechend darauf reagieren (Hare & Tomasello, 2005). Wölfe können solche Signale nur nach intensiver menschlicher Aufzucht ansatzweise nutzen und bleiben vorsichtiger (Range & Virányi, 2015). Für Konfliktlösung ziehen Hunde den Menschen aktiv hinzu – etwa durch Blickkontakt oder Hilfesuche (Miklósi et al., 2003). Menschen werden also nicht als „Artgenossen ohne Fell“, sondern als eigene, verlässliche Sozialpartnerkategorie wahrgenommen.

Diese Erkenntnisse haben unmittelbare Konsequenzen für die Praxis: Wenn wir versuchen, „hündisch“ zu kommunizieren – durch Anstarren, Knurren oder körperliche Korrekturen – kann das für Hunde verwirrend oder bedrohlich wirken, weil solche Signale nicht in den Mensch-Hund-Kontext passen. Effektiver ist eine klare, faire und vorhersehbare menschliche Kommunikation, unabhängig vom verwendeten Lernquadranten. Nur so können wir für unsere Hunde ein verlässlicher Sozialpartner sein.

J.H.
Foto: Stefan Pfaller

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