03/08/2025
Wenn Hormone übernehmen und warum dein Arm nicht die Lösung ist
Immer wieder sieht man auf Social Media Videos von Rüden, die ihre Menschen rammeln. Gerne begleitet von Aussagen wie: „Er ist halt gestresst, das hilft ihm, sich zu regulieren.“, „Er braucht das, um Dampf abzulassen.“ oder: „Ich will ihn nicht alleine lassen damit, ich will ihn unterstützen.“
So gut die Absicht oft gemeint ist, der Schluss ist falsch und für den Hund sogar kontraproduktiv.
Denn Aufreiten beim Hund kann verschiedene Bedeutungen haben. Es kann beispielsweise sexuell, stressbedingt, eine Dominanzgeste oder ein Zeichen mangelnder Frustrationstoleranz sein.
Was es nie ist: eine brauchbare Bewältigungsstrategie. Schon gar nicht am Menschen.
Ein junger Rüde, der seinen Menschen rammelt, sucht nicht nach Trost, sondern nach Orientierung. Nach jemandem, der ihm hilft, mit seinem Innenleben zurechtzukommen, nicht jemandem, der es verstärkt. Lässt man das Verhalten einfach geschehen, signalisiert man dem Hund: Mach ruhig. Deine Impulse sind wichtiger als unser gemeinsamer, sozialer Rahmen.
Das Problem: Der Stress bleibt oder wird sogar schlimmer. Denn was der Hund wirklich braucht, ist nicht ein Arm zum Rammeln, sondern ein Mensch, der ihn führt. Klar, ruhig und souverän.
Eine nicht paarungsbereite Hündin würde dieses Verhalten auch nicht dulden. iSe würde es deutlich beenden. Warum? Weil sie dadurch eine gesunde soziale Kommunikation lebt. Sie setzt Grenzen, die dem Rüden helfen, sich zu regulieren. Und genau das ist für einen übermotivierten Rüden hilfreich.
Ein pubertierender Rüde ist hormonell im Ausnahmezustand. Er muss erst lernen, mit innerem Druck, Erregung und Frust umzugehen. Das geht nicht durch hemmungsloses Ausleben, sondern durch Struktur und einen sozialen Rahmen.
Und dieser beginnt mit Menschen, die nein sagen können. Menschen, die erkennen, dass ein aufgedrehter Hund nicht mehr Freiheit braucht, sondern mehr Führung. Menschen, die verstehen, dass ein junger Hund nicht alles „rauslassen“ muss, sondern lernen, mit innerem Druck umzugehen.
Denn das tut er auch im Spiel mit anderen Hunden. Oder im Alltag mit klaren Regeln.
Er lernt es, wenn wir ihn nicht überfordern. Wenn wir ihm Raum für Bewegung geben aber auch Grenzen für Verhalten, das kein Platz haben darf.
Ein Hund, der regelmässig Menschen, Gegenstände oder andere Hunde rammelt, zeigt ein deutliches Ungleichgewicht. Ignorieren wir das oder werten es als „normalen Stressabbau“, lassen wir ihn damit allein. Wir fördern ein Verhalten, das sozial nicht tragfähig ist, weder für den Hund noch für sein Umfeld. Was hilft, ist Erziehung.
Es kann auch eine Kastration sinnvoll sein. Dies sollte durch eine Fachperson beurteilt werden, wenn der sexuelle Druck trotz konsequenter Erziehungsarbeit nicht nachlässt und den Hund in seiner Lebensqualität einschränkt.
Gabriela Frei Gees, eDOGcation
Die Basics der Hundeerziehung beginnen zuhause:https://www.edogcation.ch/online-hundeerziehung-seminar