13/08/2025
Gefahren auch bei moderaten Temperaturen – unterschätztes Risiko bei Nasenarbeit… oder warum ich so vorsichtig bei Sommertemperaturen bin.
Hitzebedingte Notfälle bei Hunden werden oft mit extremen Außentemperaturen in Verbindung gebracht. Tatsächlich können jedoch auch moderate Werte – um 20 bis 25 °C – in Verbindung mit körperlicher Belastung und bestimmten Rahmenbedingungen zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Zwei aktuelle Vorfälle verdeutlichen dies eindrücklich.
Fallbeispiel 1: Hündin „Marie“
Im Sommer 2024 erlitt eine einjährige Golden Retriever-Hündin während eines Waldspaziergangs bei rund 25 °C einen akuten Hitzschlag. Trotz schattiger Umgebung und moderater Außentemperatur führte die Kombination aus körperlicher Aktivität, dichter Fellstruktur und möglicherweise fehlender Anpassung an warme Temperaturen zu einer kritischen Überhitzung. Marie zeigte typische Symptome: starkes Hecheln, Zittern, Erbrechen und Durchfall. Nur durch sofortige Abkühlung und intensive tiermedizinische Versorgung konnte sie gerettet werden – verbunden mit hohen Tierarztkosten im fünfstelligen Bereich. Der Fall zeigt, dass selbst bei Temperaturen deutlich unter 30 °C Gefahr bestehen kann, insbesondere wenn die Wärmeabgabe des Hundes eingeschränkt ist.
Fallbeispiel 2: Rottweiler „Jimmy“
Ein weiterer Vorfall ereignete sich in Niederösterreich. Der Rüde „Jimmy“ brach während eines Spaziergangs am Vormittag zusammen – bei Starttemperaturen von etwa 21 °C und überwiegender Schattenführung. Der Besitzer leitete umgehend die Rettung ein, stieß jedoch auf ein strukturelles Problem: In Niederösterreich gibt es keine flächendeckende Tierrettung, und die Erreichbarkeit von Tierärzt:innen war stark eingeschränkt. Erst nach mehr als zwei Stunden traf Hilfe ein – zu spät, Jimmy starb noch vor Ort. Dieser Fall verdeutlicht, dass nicht nur die klimatischen, sondern auch die organisatorischen Rahmenbedingungen entscheidend über Leben und Tod bestimmen können.
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Warum moderate Temperaturen gefährlich sein können
Hunde regulieren ihre Körpertemperatur primär über Hecheln. Bereits bei Temperaturen ab etwa 20–25 °C kann diese Kühlleistung an ihre Grenzen stoßen, wenn:
• hohe Luftfeuchtigkeit die Verdunstungskühlung mindert,
• körperliche Belastung (z. B. intensives Suchen, Laufen, Springen) den Wärmeumsatz stark erhöht,
• individuelle Faktoren wie dichtes Fell, dunkle Fellfarbe, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder brachyzephale Anatomie die Wärmeabgabe einschränken.
Bei Nasenarbeit verstärkt sich das Risiko zusätzlich:
In der Schnüffelphase steigt die Atemfrequenz auf über 300 Atemzüge pro Minute. Diese schnelle Luftbewegung dient zwar der Geruchserfassung, hat jedoch den Nebeneffekt, dass weniger kühlende Luft tief in die Atemwege gelangt. Gleichzeitig arbeitet die Muskulatur hochintensiv, was zusätzliche Wärme produziert. Der Hund kann somit überhitzen, ohne dass die Außentemperatur extrem hoch sein muss.
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Prävention im Kontext von Mantrailing und Nasenarbeit
• Trainingszeiten anpassen: Frühmorgens oder spätabends arbeiten, direkte Sonne meiden.
• Pausen einplanen: Hunde zwischen den Trails abkühlen lassen, Schatten aufsuchen.
• Individuelle Leistungsgrenzen beachten: Ältere, untrainierte oder gesundheitlich vorbelastete Hunde besonders vorsichtig führen.
• Soforthilfe vorbereiten: Telefonnummern von Tierärzt:innen und Notdiensten griffbereit halten, Kühlmöglichkeiten (feuchte Tücher, kühles Wasser) mitführen.
• Warnsignale erkennen: Starker Speichelfluss, plötzliches Nachlassen der Suchmotivation, Taumeln oder Erbrechen sind Alarmzeichen, die sofortiges Handeln erfordern.
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Fazit:
Die beschriebenen Fälle belegen, dass hitzebedingte Notfälle nicht nur eine Gefahr an extrem heißen Sommertagen darstellen. Besonders bei Nasenarbeit wie Mantrailing kann die körperliche Belastung in Kombination mit moderaten Temperaturen und organisatorischen Rettungslücken zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Entscheidend sind vorausschauende Planung, Wissen um die physiologischen Belastungsgrenzen und der sofortige Zugriff auf tierärztliche Hilfe.
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