23/07/2025
Zum Nachdenken und nur geteilt!
- Mein Name ist Klopfer -
„Na wer bist du denn kleines Kerlchen?“, flüsterte eine sanfte Stimme.
Das Kaninchen blinzelte und schaute sich um.
Um es herum war noch alles verschwommen und so sah es nur ein paar Umrisse. Die Stimme hörte sich zärtlich an, zärtlich und besorgt.
„Ich…ich weiß es nicht.“ piepste das Kaninchen leise. „Ich glaube ich habe gar keinen Namen“.
Die Stimme wurde noch sanfter „Niemand hat dich je gerufen?“
„Nur einmal“ erwiderte das Kaninchen zaghaft „Ganz am Anfang. Meine Mama. Meine Mama hat mich Klopfer genannt, weil ich mit den Hinterpfoten immer so auf den Boden getrommelt habe“. Bei dem Gedanken an seine Mama wurde dem Kaninchen ganz warm ums Herz. „Aber ich habe meine Mama schon lange nicht mehr gesehen. Sie war auf einmal weg und meine Geschwister auch.
Sie alle waren auf einmal weg und ich auf einmal ganz allein. Allein, in einem kleinen Raum mit Gittern.“
Die andere Stimme blieb still. Sanft. Wartend.
„Und da waren Hände.“ flüsterte Klopfer, auf den nun eine Erinnerung nach der anderen einprasselte. „Manchmal da haben mich diese Hände gegriffen und umhergetragen. Manchmal da haben sie nur am Gitter gerüttelt. Dann waren die Hände wieder weg und ich war wieder allein.
Es gab Tage, da kam niemand. Es gab Tage, da war Futter da…dann wieder nicht. Auch Wasser gab es nur ab und zu. Ich hatte so oft solchen Hunger, dass ich es kaum noch ausgehalten habe. In solchen Momenten wollte ich einfach nur noch sterben."
Ein Seufzen durchfuhr den Körper des kleinen Kaninchens.
„Weißt du, meine Mama hat mir mal von einem Ort erzählt, an dem man niemals Hunger haben muss. Man nennt diesen Ort Wiese und dort gibt es immer etwas zu essen. Es soll das Paradies sein. Ganz grün ist es dort, hat Mama gesagt. Immer wenn ich mich besonders einsam gefühlt habe oder der Hunger zu schlimm war, dann habe ich mir diesen Ort vorgestellt. Ich habe mir vorgestellt, wie meine Geschwister, meine Mami und ich eines Tages diesen Ort besuchen werden.“
Die andere Stimme war nun näher als zuvor und fragte liebevoll „Hast du je eine Wiese gesehen Klopfer?“
„Nein“ hauchte das Kaninchen. „Aber weißt du Stimme, vorhin da kamen wieder diese Hände. Sie haben mich aus meinem Gefängnis geholt und in eine dunkle Höhle gesteckt. Dann hat es auf einmal viel gewackelt und gepoltert. Ich hatte solche Angst. Aber ich war ganz tapfer und dann auf einmal ging die Box und durch einen kleinen Spalt, da habe ich Licht gesehen. Licht und weißt du was noch?“
„Was hast du gesehen mein Kleiner? Erzähl es mir.“ sagte die Stimme liebevoll.
„Ich habe grün gesehen! Grün! Denkst du… denkst du das war eine Wiese?“
Schweigen.
Dann sagt die Stimme ganz zärtlich „Ja, kleiner Klopfer. Es war eine Wiese. Aber weißt du, wir sind nicht mehr bei dieser Wiese. Wir sind nun an einem noch viel schöneren Ort. Wir sind bei mir. Wir sind Zuhause.“
Klopfer hob den Kopf. „Zuhause? Bist du… bist du meine Mama?“
„Nein mein Kleiner. Ich bin der Tod."
Klopfer blinzelte „Heißt das … bin ich gestorben?“
Die Stimme wurde noch liebevoller und Klopfer spürte, wie ihn sanfte Hände hoch nahmen
„Ja mein Kleiner. Du wurdest ausgesetzt. Du warst ganz allein. Und noch bevor du endlich eine Wiese sehen durftest… nun ja, bist du gestorben. Aber nun bist du nie mehr alleine. Du bist nun bei mir. Du bist nun frei. Und schau mal, hier ist jemand, der bereits auf dich gewartet hat…“
Neugierig drehte Klopfer sich herum und schaute in die liebevollen Augen seiner Mama und seiner Geschwister. Endlich war Klopfer wieder bei seiner Familie. Endlich fühlte er sich geborgen. Er war Zuhause.
Die Geschichte von Klopfer ist eine fiktive Geschichte, die stellvertretend für alle ausgesetzten Tiere steht. Doch sie ist näher an der Realität als uns lieb ist.
Täglich werden Tiere ausgesetzt. Tiere, die nicht mehr gewollt sind. Tiere, deren Besitzer die Arztkosten nicht mehr bezahlen können. Jedes dieser Tiere hat eine eigene Geschichte und doch teilen sie alle das gleiche Schicksal.
Wir appellieren an alle Menschen dort draußen:
Tiere sind kein Spielzeug. Tiere sind kein Accessoire. Tiere dienen nicht der persönlichen Unterhaltung.
Ein Tier zu adoptieren, bedeutet nicht nur es zu lieben. Es bedeutet auch Verantwortung zu tragen. Ein Leben lang.
Kaninchen und andere Haustiere sind fühlende und liebende Lebewesen. Sie brauchen eine artgerechte Haltung. Sie brauchen Platz zum Leben, Gesellschaft, gutes Futter, frisches Wasser und vor allem: Liebe und Verantwortung.
Wer ein Tier aussetzt, riskiert damit seinen Tod – einsam, verängstigt, hungrig…
Überlege dir gut, ob du ein Tier halten kannst – zeitlich, emotional und auch finanziell.
Wenn du an einem Punkt bist, wo du ein Tier nicht mehr behalten kannst (die Gründe hierfür sind vielfältig und wir verurteilen niemanden): Es gibt Tierheime, Pflegestellen, Organisationen, die helfen. Nicht immer ist es einfach Hilfe zu erhalten, denn auch diese Orte sind oft an ihrem Limit. Aber sie versuchen dich und das Tier zu unterstützen.
Frage nach dieser Hilfe, aber lasse ein Tier niemals alleine zurück.