14/09/2025
Was hat Kynologie (Hundewissenschaft) eigentlich mit Hundetraining zu tun?
Ehrlich gesagt frag ich mich das schon lange. Wenn ich all die Tipps und Trainingsanleitungen im Internet verfolge oder den Erzählungen mancher Hundetrainerkolleg:innen Glauben schenke kann, dann sind modernen wissenschaftlichen Kenntnissen über das Lernverhalten, die emotionalen Grundbedürfnisse, der Gesundheit der Hunde usw., Lichtjahre von dem entfernt, was gerade jetzt in diesem Moment in Hundeschulen, Hundevereinen und Hundecouchings geleert und praktiziert wird.
Da wird geblockt, geschubst und geschoben, um den Hund auf seine „richtige“ Position zu bringen, statt mit einer ganz einfach trainierbaren Umorientierung, einem Handtouch oder Handtarget zu arbeiten. Signale werden in strammer Habachtstellung des sog. Hundeführers in die Welt posaunt und erwartet, dass der Hund auf der Stelle ins Platz oder Sitz geht. Ein deutliches Handzeichen zu einem freundlich, leise ausgesprochenen Signalwort ist wesentlich nachhaltiger und der Hund weiß auch, was man von ihm wünscht. So ein Handzeichen erspart sehr viel an Lernstress in Situationen, wo der Hund plötzlich taub wird oder er aufgrund seines Alters nicht mehr hören kann. Selbst bei den gängigen Prüfungen wie z.B. der BH/VT muss ein Hund beim klassischen Abruf mit Vorsitz genau frontal zu seiner Bezugsperson sitzten, sonst gibt es Punktabzug. Ein Verhalten, dass ein friedlich gestimmter Hund in der freien Begegnung weder mit Artgenossen, noch mit Menschen zeigen wird. Hunde nähern sich in einem Bogen bzw. nehmen Kontakt in einer seitlichen parallelen Haltung zu ihren Sozialpartnern auf. Der ewige Mythos, wenn der Hund auf der Couch sitzt, dann dauert es nicht mehr lange und er übernimmt die komplette Herrschaft über Haus, Mensch und der Welt. Alles Quatsch! Kuscheln auf der Couch fördert Vertrauen, Bindung und die Nähe zu seinen Bezugsmenschen. Es macht den Hund entspannt und zufrieden. Entspannte und zufriedene Hunde haben keinen Grund, dominant zu werden. Dominanz ist erstens eine Charaktereigenschaft die angeboren sein kann und die durch die Angst von Kontrollverlust (ständige Unterwerfung und ständiger Fremdbestimmtheit) entstehen kann. Manchmal frag ich mich echt, ob die Spezies Mensch wirklich so naiv ist und all den verstaubten Trainingswahnsinn glaubt oder ob sie zu bequem ist, sich immer wieder mal selbst zu hinterfragen, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist. Ich jedenfalls habe mir fest vorgenommen, geistig nicht stehen zu bleiben und mich als Trainerin immer wieder selbst zu hinterfragen und bin bereit, Altes loszulassen und Neues dazuzulernen. Das würde ich mir übrigens von allen Menschen und nicht nur beim Thema Hundetraining wünschen. In diesem Sinne, schöne Grüße Eure Su