30/04/2025
Vor ein paar Wochen wurde ich von einer jungen Kollegin um Rat gefragt. Sie war sich unsicher wie "weit" sie mit ihren quasi Einblicken in ihren Betrieb gehe sollte. Ihr Betrieb ist unserem eigentlich nicht unähnlich, auch Direktvermarktung von Fleisch, auch auf social media recht präsent, sehr weidebetonte Tierhaltung, ausgefallene alte Rassen usw. Dementsprechend auch viele wunderbare Fotos von diversem Nachwuchs usw. Konkret gings aber um ein verwendetes Tier, welches nicht gerettet werden konnte. Die Frage dementsprechend - soll man sowas auch mit seiner Kuhmuhnity teilen, oder immer nur die schönen Seiten herzeigen?
Meine Antwort auf solche Fragen ist immer dieselbe : Wenns dich beschäftigt, wenns dir ein Anliegen ist darüber zu reden, wenn du authentisch bleiben willst - dann raus damit.( Ala - das muss das interessierte Publikum abkönnen...) Aber nur und das sag ich immer dazu, wenn du dir bewusst bist das da auch allerhand Gegenwind kommen kann und vor allem, du im Moment in der Lage bist dem Gegenwind standzuhalten. (sonst kanns sein das dich der Gegenwind umhaut und das dein letztes "die Kuhmuhnity teilhaben lassen" war. So wie man es auf X landwirtschaftlichen Accounts jedes Jahr erleben kann)
Sie hat sich dann drüber getraut und es war alles halb so schlimm. Ich kenn das auch, kenne aber natürlich auch die andere Seite. Unlängst war es wieder mal soweit, nachdem ich das obige Foto geteilt hatte, inklusive Text bezüglich - wie schwer oder leicht einem manchmal dieser letzte Part unseres Geschäfts fällt.. ( ich kopier den originaltext hier auch rein)
Dann gings rund, irgendso eine mir bis dahin völlig unbekannt Tierschutzlady aus Deutschland nahm sich der Sache an und widmete mir mit einer "Kollegin" sogar ein kleines "Gutachten" über meine bzw unsere Abartigkeit usw. Auch das möchte ich euch nicht vorenthalten und kopiers hier dann rein.
Aber egal, lange Rede kurzer Sinn - was ich meinen ebenfalls auf social media aktiven Kollegen und damit mein ich nicht die "gekauften" Farmfluencer vom Bauernbund (😉) sagen will ist: Wenn wir der Gesellschaft Einblick in unser Leben und arbeiten geben wollen, dann müssen wir über alles berichten. Nicht nur über die freudigen Ereignisse, sondern halt auch über die, die einen fast zerreißen.
Also auf gut steirisch - scheißts euch nix 😉
Sodala und hier noch der originaltext und "mein Gutachten" 😁
Originaltext von Bergerhof Krakauebene:
Heute war mal wieder der Tag X.
Und weil immer wieder die Frage kommt, ob einem das schlachten manchmal leichter oder schwerer fällt?
Ja, da gibt es durchaus Unterschiede. Das werden erfahrene Tiehalter wahrscheinlich bestätigen. Der Kollege hier zb hat uns zeitlebens auf allen erdenklichen Wegen das Leben schwer gemacht. Jede Gruppe in der er war beunruhigt und nach Möglichkeit auseinander gejagt, andere Tiere in der Herde nach Kräften sekkiert und mich auch ein paar mal in durchaus gefährliche Situationen gebracht. Kurz zusammengefasst, schlachten is immer a spezielle Geschichte, heute fiel das Abschied nehmen aber leichter......
Dazu der Text von Nielsson-Bobelitzky - sie bringt es auf den Punkt.
Hier wird nicht nur ein verstörend abgestumpftes Verhältnis zu Tieren gezeigt, sondern auch die ganze moralische Bankrotterklärung jener offenbart, die Gewalt zu Routine und Tod zu Alltag machen – und das auch noch öffentlich zur Schau stellen.
Da wird ein Lebewesen, das ein eigenes Wesen, einen eigenen Willen und spürbar Charakter hatte, nicht als Mitgeschöpf wahrgenommen, sondern als Störfaktor im Betriebsablauf. Ein Störfaktor, dessen Tod man fast erleichtert beklatscht, weil er sich nicht gehorsam in die Logik der Nutzbarmachung einfügen wollte.
Dass das Töten hier mit einer Mischung aus nüchterner Betriebsamkeit und beleidigtem Groll beschrieben wird, ist an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten. Und das alles nur, weil das Tier – Gott bewahre – sich nicht „gut geführt“ hat. Was für ein Armutszeugnis. Was für ein erbärmlicher Maßstab.
Es ist keine Naturgewalt, dass Tiere getötet werden, weil Menschen sie essen wollen. Es ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung gegen Mitgefühl. Gegen Achtung vor Leben. Eine Entscheidung für einen Lebensstil, der Gewalt in hübsch verpackten Fleischstücken versteckt. Wer sie trifft, sollte wenigstens so viel Anstand haben, nicht auch noch zynisch und verhöhnend nachzutreten, wenn das Tier schon tot ist.
Wenn ein Mensch so über das Töten spricht wie in obigem post– abgeklärt, selbstgerecht, beinahe gönnerhaft – dann ist nicht das Tier das Problem. Sondern der Mensch, der glaubt, Leben sei nur dann wertvoll, wenn es sich nützlich und still verhält. Und das ist vielleicht das eigentlich Erschütternde an diesem Text: Nicht, dass jemand tötet per se. Sondern, mit welcher selbstgerechten und kalten Selbstverständlichkeit er es tut – und dabei meint, das sei völlig normal.