19/10/2025
❤️🙏
„Hundetrainer – eure Hunde sind euer Aushängeschild!“
Und genau das ist das Problem.
Ich bin Hundetrainerin. Und weißt du was? Meine Hunde sind nicht perfekt.
Sie pöbeln mal. Sie haben Themen. Manche davon sind älter, manche tauchen plötzlich auf, manche bleiben hartnäckig. Na und?
Denn meine Hunde müssen nicht rund laufen wie ein Schweizer Uhrwerk. Sie sind keine Maschinen, sondern Lebewesen. Mit Geschichte. Mit Charakter. Mit guten und schlechten Tagen. Und ganz ehrlich: Mich nervt diese Mär vom „funktionierenden Hund“.
Die heile Welt der Hundeblase
Auf Social Media, auf dem Hundeplatz, im Gespräch mit anderen Halter:innen – überall wird uns suggeriert:
„Wenn du nur konsequent genug bist…“, „Wenn du das richtige Training machst…“, „Wenn dein Hund dich wirklich respektiert…“ Dann ist er brav. Dann macht er alles richtig. Dann funktioniert er.
Bu****it.
Hunde sind keine Tools. Kein „Trainingsobjekt“. Sie sind keine Abzeichen für deine Kompetenz – und schon gar nicht deine Visitenkarte als Trainer:in. Und wenn du deinen Wert an einem möglichst „gehorsamen“ Hund misst, dann läuft grundsätzlich etwas schief.
Ja, meine Hunde können was – wenn’s drauf ankommt. Im Alltag klappt das meiste. In wichtigen Momenten funktioniert die Kommunikation. Klar gibt’s Regeln. Klar gibt’s Training. Ich arbeite mit meinen Hunden, täglich. Ich nehme Verantwortung ernst.
Aber ich erwarte keine Perfektion – weder von meinen Hunden, noch von mir.
Und ich schäme mich auch nicht, wenn mal was nicht läuft.
Was mich stört, ist der Druck, der auf Halter:innen aufgebaut wird. Die Angst, zu versagen. Die ständige Angst, was „falsch“ zu machen – während andere scheinbar perfekte Hunde wie kleine Soldaten nebenherlaufen.
Lasst uns ehrlich sein.
Wir brauchen keine weiteren Tutorials mit Titeln wie „3 Fehler, die du im Rückruf-Training nie machen darfst“
oder „So bringst du deinem Hund in 7 Tagen alles bei“.
Wir brauchen mehr Beiträge wie:
– „Heute habe ich beim Training Mist gebaut.“
– „Mein Hund hat einen Rückfall – und ich auch.“
– „Ich hatte null Geduld und mein Hund war völlig überfordert.“
– „Wir haben keine Lösung, aber wir arbeiten dran.“
Schluss mit dem Schönreden.
Wer behauptet, sein Hund sei immer unter Kontrolle, lügt – oder sieht nicht hin.
Ich wünsche mir eine Hundewelt, in der wir einander nicht mit erhobenem Zeigefinger begegnen, sondern mit echtem Verständnis. In der wir Unsicherheiten zugeben dürfen, ohne uns zu rechtfertigen. In der man sagen kann:
„Mein Hund ist manchmal schwierig – aber ich liebe ihn dafür umso mehr.“
Fazit:
Meine Hunde müssen nicht funktionieren. Sie müssen lernen dürfen. Fehler machen dürfen. Wachsen dürfen.
Und ich übrigens auch.
Also: Weniger Fassade. Mehr Wahrheit.
Mehr echte Geschichten statt glänzender Fassaden.