05/06/2024
Was heißt eigentlich „…die traditionelle Hundeschule…“?
Diese Frage taucht bei uns in regelmäßigen Abständen auf und führt bei manchen Menschen zu recht sonderbaren Annahmen darüber, wie wir in unserer Hundeschule arbeiten.
Deswegen möchten wir es an dieser Stelle kurz erklären, dann kann`s jeder nachlesen.
Mit Tradition verbinden immer noch einige Menschen „altbackenen“ Kram aus dem letzten Jahrhundert, Dinge, die längst überholt zu sein scheinen und die man heute nicht mehr braucht. Bezogen auf`s Hundetraining glauben diese Menschen dann auch schlagwortartig assoziiert: böse Halsbänder, Dr. Prügelpeitsch schreitet im Kommandoton über den Platz, die zahlreichen Bedürfnisse des Hundes werden missachtet und ähnlicher Unfug.
Glaube ist aber eben leider nicht wissen.
"Traditionen (lat. traditio, zu: tradere) werden im Hinblick auf Verhaltensweisen, Ideen und die Kultur in der Geschichte von Generationen, innerhalb einer bestimmten Gemeinschaft, entwickelt und weitergegeben."
Wir wundern uns seit ca. einem Jahrzehnt darüber, wie bei stetig steigender Dichte der Hundeschulen, die „nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ arbeiten, die Anzahl nicht oder schlecht erzogener Hunde stetig wächst. Sicherlich ist das ein sehr vielursächliches Phänomen, aber ein Grund scheint ganz klar auf der Hand zu liegen:
- der Mensch wird für seinen Hund immer „unklarer“, es wird vermenschlicht, wo es nicht angebracht wäre, es werden „Dinge“ in den Hund hineininterpretiert, die jeder außenstehende Mensch nur noch als hanebüchen bezeichnen würde, es wird aus jedem Pups, den der Hund lässt oder eben auch nicht lässt, ein Event höchster Ordnung gemacht, etc….diese Aufzählung ließe sich in diesen Zeiten fast endlos weiterführen.
Und wer ist am Ende der Leidtragende? In der Regel der Hund…
Wir verstehen „traditionell“ daher in dem Sinne, dass wir zuerst auf die Bedürfnisse des Hundes schauen und hier auch den Halter in die Pflicht nehmen, sich dem Hund gegenüber als fairer Teampartner zu zeigen, dem klar ist, dass der Hund nun mal kein Mensch ist und auch nie einer werden wird.
Dies beinhaltet eine klare (für den Hund verständliche!) Kommunikation, einen fairen Beziehungsaufbau fernab von pseudopsychologischen Verdrehtheiten wie ständigem „Rumgekekse“; dies bedeutet auch, soziale Fragen des Hundes anzunehmen und fair in einen Konflikt zu gehen, denn Beziehungen funktionieren nun mal nicht ohne Konflikte und das Vereinbaren sinnvoller Regeln erreicht man leider auch nicht durch die ständige (!) Gabe von Leckerchen. Das heißt auch, dass in der Mensch-Hund-Beziehung ein Machtgefälle existiert, was heute gern verneint wird („…ist mein bester Freund, Kumpel…“…könnte ergänzt werden um Sorgenboy, Ehepartnerersatz, Kinderersatz, etc…sagt nur keiner). Hunde benötigen eine klare (aber stets angemessene und faire!) Führung, weil sie mit uns in einer Welt leben (müssen), die sie in vielen Punkten weder verstehen, noch vorausschauend überblicken können. Auch hier sehen wir den Menschen ganz klar in der Verantwortung, diese Führung zu gewährleisten, auch dann, wenn Verantwortung heutzutage zwar gern verbal übernommen wird, sich im Handeln gegenüber dem Hund und der Umwelt aber immer seltener zeigt.
Dies und noch einiges mehr kann man durchaus als traditionelle Werte oder Haltungen bezeichnen: gegenseitige Rücksichtnahme, Fairness, Klarheit, Sicherheit geben, gute Kommunikation, Konfliktfähigkeit aus der dann letztlich eine ganz andere Souveränität des Hundehalters folgt.
Und das Alles funktioniert sogar sehr gut über wirkliche neueste, wissenschaftliche Erkenntnisse und deren konsequente Umsetzung und nicht über verhaltenstherapeutische Annahmen aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Wenn ihr dazu noch Fragen habt, sprecht uns gerne an!
Foto: auch diskutieren will gelernt sein 😎