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Absolut richtig! Lasst euch bitte nicht verunsichern!
05/04/2025

Absolut richtig! Lasst euch bitte nicht verunsichern!

Librela: Paranoia, schlechter Journalismus, mal wieder Social-Media-Hysterie

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Diesen Artikel schreibe ich gegen meinen Willen und wirklich nur auf vielfachen Wunsch von Leserinnen und Lesern! Ich habe eigentlich überhaupt keinen Bock auf das Thema, weil ich dabei automatisch „Brandolinis Gesetz“, also dem „Bu****it-Asymmetrie-Prinzip“ zum Opfer falle.

„The amount of energy needed to refute bu****it is an order of magnitude bigger than to produce it.” („Das Widerlegen von Schwachsinn erfordert eine Größenordnung mehr Energie als dessen Produktion.“)

Das mit dem Bu****it bezieht sich in diesem Fall auf den in meinen Augen sowohl wissenschaftlich als auch journalistisch unglaublich schwachen Zeitungsartikel eines Friedemann Diederichs mit dem Titel „Ein tödliches Wundermittel macht Hundebesitzern Angst“, der vor einigen Wochen in irgendeiner Regionalzeitung erschienen ist. Dieser Artikel scheint wohl der Anlass dafür zu sein, dass ich gerade jeden Tag mehrere PNs bekomme, die mich nach meiner Meinung zu dem Präparat „Librela“ (Wirkstoff Bedinvetmab, Hersteller Zoetis) fragen.

Gut, wenn ich ausschließlich meine aus vielhundertfacher Anwendung des Präparats gewonnenen Erfahrungen kundtun soll: Es hat nicht allen, aber den meisten Hunden, denen wir Librela wegen ihrer Osteoarthritis-Schmerzen verabreicht haben, sehr befriedigend geholfen. Wirklich nennenswerte Nebenwirkungen haben wir dabei nicht erlebt, von unerklärlichen Todesfällen ganz zu schweigen. Nach allem, was ich weiß – und ich kann im Gegensatz zu dem oben genannten Journalisten Zulassungsunterlagen, Fachinformationen und Arzneimittelagentur-Meldungen nicht nur lesen, sondern auch verstehen – kombiniert mit meinen persönlichen Erfahrungen halte ich Librela für ein vergleichsweise sicheres Präparat, das ich zum Beispiel seinerzeit auch meinem eigenen Hund gegen Ende seiner Lebensspanne mit gutem Erfolg verabreicht habe und unter den gleichen Voraussetzungen auch wieder verabreichen würde.

Natürlich gibt es auch zu Librela und seiner angeblichen Gefährlichkeit lautstarke Social-Media-Gruppen. Das Grundproblem ist immer das gleiche, ob nun bei den Leuten in solchen Gruppen oder bei Journalisten wie diesem Herrn Diederichs: Das Gehirn vieler Menschen scheint mit dem Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität einfach nicht klar zu kommen! Daran lässt sich meiner Erfahrung nach auch nicht viel ändern, weshalb es viele von uns auch gar nicht mehr versuchen.

Trotzdem – und so einfach wie möglich - erneut: Egal, was da in so einem Artikel oder auf Facebook für Todesfälle in irgendeinem zeitlichen Zusammenhang mit Librela-Injektionen berichtet werden, ohne pathologische Untersuchung, die eine definitive Kausalität beweist, bringt das rein gar nix. Ganz, ganz einfaches und hoffentlich für alle verständliches Beispiel: Vor einem halben Jahr habe ich ein neues Hüftgelenk bekommen. Das ist heutzutage ein Routineeingriff, aber auch nicht unbedingt von Pappe, also schon eine recht große OP. Wäre ich nun fünf Tage nach der Operation plötzlich mit einem Hirnschlag umgefallen, würden die entsprechenden Leute natürlich sofort sagen: Siehste, hätte er mal besser die Zähne zusammengebissen und mit seiner kaputten Hüfte weiter gelebt! Jetzt isser tot wegen seiner OP!

Was diese Leute aber nicht wüssten: Ich habe neben meiner Hüftgelenkarthrose seit einigen Jahren auch gelegentliches Vorhofflimmern. Patienten mit diesem Krankheitsbild müssen immer eine Gerinnselbildung in den Herzvorhöfen und damit ein deutlich erhöhtes Risiko für Hirnschläge fürchten, weshalb sie auch blutgerinnungshemmende Dauermedikamente bekommen, die das verhindern sollen. Wäre ich also eine Woche nach meiner OP tot umgefallen, wäre zwar ein kausaler Zusammenhang mit dem Eingriff selbst möglich gewesen; viel wahrscheinlicher aber wäre ein Zusammenhang mit meinem Vorhofflimmern gewesen. Davon abgesehen können 65jährige Menschen (genau so wie 13jährige Hunde) wegen einer Vielzahl von Ursachen spontan versterben. Nur eine pathologische Untersuchung hätte die Frage nach der wirklichen Ursache meines plötzlichen Todes beantworten können. Solche Untersuchungen finden in der Tiermedizin leider meist nicht statt.

Librela wird entsprechend seinem Anwendungszweck zu einem überwiegenden Prozentsatz an schon ältere Hunde verabreicht. Ältere Hunde haben, ebenso wie ältere Menschen, häufig nicht nur eine Baustelle im Körper. Wie wir Mediziner:innen immer sagen: Jeder hat ein Recht auf zwei Krankheiten! Es kann also in jedem alten Hund, der wegen seiner Gelenkschmerzen Librela bekommt, eine damit überhaupt nicht verknüpfte und eventuell bis dahin gar nicht bekannte Problematik nur darauf warten, dass sie zuschlagen kann. Im Fachsprech wird sowas als Komorbidität bezeichnet. Alte Menschen und Tiere können sogar multimorbide sein, also unter einigen voneinander abgrenzbaren Krankheitsbildern gleichzeitig leiden. Daraus folgt, wie schon erwähnt: Ohne pathologische Untersuchung eines Patienten, der verdachtsweise im Zusammenhang mit der Verabreichung von Librela verstorben ist, ist eben dieser Zusammenhang einfach weder bewiesen noch ausgeschlossen!

Niemand bei klarem Verstand bestreitet, dass Medikamente, die deutliche gewünschte Wirkungen erzielen, meist auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Damit muss die Medizin immer schon leben und umgehen. Wir alle tun das, und zwar routinemäßig! Wer von uns schmeißt bei Kopfweh, Zahnschmerzen und diversen anderen Wehwehchen nicht mal schnell Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen ein, obwohl auch diese so weit verbreiteten und leicht erhältlichen Medikamente ein ganz erhebliches Potenzial für schwere Nebenwirkungen haben?

Natürlich hat Librela ebenfalls unerwünschte Nebenwirkungen! Eventuell hat es auch welche, die extrem selten auftreten und trotz weltweit zigmillionenfacher Anwendung immer noch nicht bekannt oder endgültig geklärt sind. Für solche Fragestellungen gibt es das Konzept der Pharmakovigilanz. Sowohl Patient:innen als auch Mediziner:innen sind gefordert, einen Verdacht auf eine bisher unbekannte Nebenwirkung an den Hersteller oder andere zuständige Stellen zu melden. Dieses Konzept hat sich sehr gut bewährt. Also ist die richtige Herangehensweise bei solchen Vorfällen, erstens – wenn irgendwie möglich – eine pathologische Untersuchung zu ermöglichen und zweitens den Verdacht auf unerwünschte Wirkungen entweder selber oder über die Tierarztpraxis des Vertrauens zu melden.

Nicht richtig ist es dagegen, sich ohne irgendeinen Beweis eines kausalen Zusammenhangs in die entsprechenden paranoiden Social-Media-Gruppen zu begeben, um möglichst viele andere Leute zu verunsichern und Hunde, die von einer Therapie mit Librela deutlich profitieren könnten, davon abzuhalten. Nicht richtig ist es für Journalisten, die ihren Berufsethos hoch halten und weiter als seriös gelten wollen, einfach mal schnell einen dreist rufschädigenden Artikel rauszuhauen, ohne die dafür notwendigen wissenschaftlichen Basics auch nur ansatzweise recherchiert und verstanden zu haben.

Eine befreundete Kollegin hat die Librela-Situation neulich sehr treffend zusammengefasst:

„Ein paar Möchtegern-Spezialisten, die meinen, sie hätten den Gipfel der Weisheit erklommen, sich in Wahrheit aber nur auf dem Mount Stupid der Dunning-Kruger-Kurve befinden, zwingen eine Firma dazu, wortreich und mit zig Veröffentlichungen bewaffnet, die Wahrheit zu vertreten. Diese Gleichmacherei von Laien auf der einen Seite und einer Fülle von Wissenschaft sowie 20 Millionen ohne wesentliche Nebenwirkungen angewendetes Medikament auf der anderen Seite ist eigentlich kaum auszuhalten.“

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

Bildquelle: Screenshot Facebook

© Ralph Rückert
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Wie immer auf den Punkt liebe Kollegen. Uns erreichen täglich Anfragen mit genau diesem Hintergrund. Gerade letzte Woche...
05/03/2025

Wie immer auf den Punkt liebe Kollegen. Uns erreichen täglich Anfragen mit genau diesem Hintergrund. Gerade letzte Woche ein Anruf: Ja die Schwester hätte den Hund aus schlechter Haltung rausgekauft und jetzt stellen sie fest sie können ihn nicht behalten, können ihm nichts entgegen setzen. Auf die Nachfrage, ob sie nicht erstmal mit unserer Unterstützung ein sinnvolles Training beginnen möchte wurde dann mitgeteilt man hätte kein Geld dafür. Leute, es ist so super toll, wenn ihr darüber nachdenkt einen Hund zu adoptieren, aber bitte lasst euch schon im Vorfeld von uns unterstützen, damit es auch wirklich für alle ein Happy End werden kann. Heißt bei uns "Beratung vor dem Hundekauf". Wir freuen uns auf euch!!!

„Er hatte ja niemanden.“ „Er hat so traurig geguckt und war hungrig“

Die Hunderetter?!?
Und zwar sprechen wir hier von Menschen, die einen Hund (vermeintlich) „gerettet“ haben – sei es, dass er zum Beispiel direkt aus dem Urlaub von der Straße mit- oder aufgrund einer traurigen Internetanzeige aufgenommen wurde.

Aber das angebliche Happyend währt manchmal nicht lange. Nein, nach ein bzw. zwei Jahren sieht alles anders aus. „Der Hund muss weg!“

Zunächst voller Mitleid werden Hunde geholt, derer man dann nach einer Weile überdrüssig ist. Das Leben ist durch den Hund verändert, der Alltag muss umgestellt werden. Na sowas, der Vierbeiner kostet Zeit und Geld, er möchte Aufmerksamkeit und Ansprache. Damit konnte natürlich niemand rechnen.
Vielleicht läuft er nicht nur „einfach so“ nebenher mit, sondern geht den Besuch an, flippt bei Hundebegegnungen aus oder bleibt nicht allein. Ganz klar, der gerettete Hund, für den man soooo viel getan hat, ist undankbar!

Oder er passt von heute auf morgen nicht mehr rein, ist unbequem, denn er bringt Dreck ins Haus, die Urlaubsplanung gestaltet sich schwierig… Och ja, Gründe gibt es so viele, dass aus „oh, ist der süß!“ ein „es geht nicht mehr!“ wird.
Oder er hat gesundheitliche Themen, die nicht ins Konzept passen. Spezialfutter und Medikamente müssen gekauft werden.

Tja, was macht es mit dem Hund, das ist ja immer wieder die Frage?
Zuerst mit Liebe und Zuneigung überschüttet. Dann wurden die Menschen seiner überdrüssig. Jemand anderes soll sich kümmern. Die, die den Hund einst „gerettet“ haben, haben ihr Soll erfüllt - nun sollen sich gefälligst andere kümmern, nämlich in der Regel Tierheime. Die Empörung ist teilweise groß, wenn keiner „hier“ schreit und den Hund sofort holt.

Es ist wirklich manchmal verrückt und vor allem unschön, was auf dem Rücken von Tieren geschieht.
Ja, auch uns ist bewusst, dass es manchmal tragische Umstände gibt, die keine andere Wahl lassen, als sich vom Hund zu trennen. Doch darum geht es hier nicht.

Eure Wirs - mit Thokosile, die im Viernheimer Tierheim auf ein Zuhause wartet.

Wie immer sehr interessant und lesenswert, ein bitteres Thema, aber gerade darüber muss aufgeklärt werden. Der Tipp beim...
01/03/2025

Wie immer sehr interessant und lesenswert, ein bitteres Thema, aber gerade darüber muss aufgeklärt werden. Der Tipp beim Tierarzt vor einer OP dies zu regeln ist sicher etwas, über das wir nachdenken sollten.

Wiederbelebung (Reanimation): Öffentliche Wahrnehmung vs. Realität

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Ich glaube, dass in keinem Teilbereich der Medizin eine derartig krasse Diskrepanz zwischen öffentlicher Vorstellung und der harten Realität besteht wie bezüglich der Wiederbelebung (CPR, Reanimation) nach Herzstillstand, ob nun durch Laien-Ersthelfer oder durch medizinisches Fachpersonal.

Wir kennen natürlich alle diese unzähligen Filmszenen, in denen Reanimationssituationen dargestellt werden, fast immer begleitet vom wahrscheinlich meistverwendeten Ausruf der Filmindustrie, „Komm schon!“ bzw. „Come on!“. Man muss da unterscheiden zwischen der Darstellung von Wiederbelebungen durch medizinisches Personal in einschlägigen Serien und Filmen und der Laienreanimation außerhalb von Krankenhäusern. Bezüglich der Erfolgsquote von in Kliniken stattfindenden Wiederbelebungen in bekannten Medizin-Serien (ER, Chicago Hope, Grey’s Anatomy, etc.) gibt es eine Übersichtsuntersuchung, die eine geradezu unglaubliche Erfolgsquote von 77 Prozent ermittelt hat, eigentlich immer mit der Implikation auch längerfristigen und unbeschadeten Überlebens. Es wurde nur eine einzige Falldarstellung gefunden, bei der der Patient nur mit offensichtlichen neurologischen Einschränkungen überlebte.

Bei der Darstellung von Laienreanimationen wird es häufig so richtig abenteuerlich. Da wird zum Beispiel auf Ertrunkenen (wieder unter wiederholten Komm-Schon-Ausrufen) ein bisschen zärtlich rumgedrückt und zwei, drei mal angedeutet beatmet, dann spotzt die Person plötzlich mehr oder weniger viel Wasser aus, hustet noch fünf Sekunden ganz fürchterlich, lächelt im Anschluss tapfer-dankbar mit etwas zittrigen Lippen, um ein paar Minuten später wieder lebhaft durch die Landschaft hüpfen. Selbst Personen, die aufgrund kardialer Ursachen zusammenklappen, liegen meist in der nächsten Szene (ebenfalls tapfer lächelnd und der Form halber noch ein bisschen verkabelt) in ihrem Krankenhausbett und lösen den Kriminalfall dann eben von dort mit dem Laptop.

Diese enorm optimistische Darstellung der Erfolge von Reanimationsbemühungen auf breiter Ebene hat ganz klar einen Effekt auf uns, gegen den man sich fast nicht wehren kann. Man geht ganz selbstverständlich von viel zu hohen Erfolgsquoten aus. Selbst ich war als noch junger Tierarzt immer zutiefst enttäuscht und frustriert, wenn ich einen Patienten nicht erfolgreich wiederbeleben konnte oder aber ein Tier, bei dem es mir gelungen war, hinterher unter schwersten neurologischen Einschränkungen zu leiden hatte. Dabei ist dieses Outcome, also entweder Tod oder schwere, oft mit einem Weiterleben nicht oder kaum vereinbare Behinderung, eher die Regel als die Ausnahme, nicht nur beim Tier, sondern auch beim Menschen.

Mal ein paar Zahlen aus wissenschaftlichen Untersuchungen:

- In einer holländischen Studie zu 160 ertrunkenen Kindern, bei denen eine Reanimation durchgeführt wurde, waren ein Jahr nach dem Vorfall noch 44, also etwas über ein Viertel, am Leben, teilweise mit mehr oder weniger starker Behinderung. Und eines ist ganz, ganz sicher: Jemand, der nach einem Herz- Kreislaufstillstand durch Ertrinken erfolgreich reanimiert wird, macht danach nicht einfach weiter im Text, sondern landet stante pede im Krankenhaus und bleibt da eine ganze Weile.

- Bei erwachsenen Personen, die im Krankenhaus wiederbelebt wurden, starben 56 Prozent während bzw. trotz der Reanimationsbemühungen. Weitere 27 Prozent verstarben im weiteren Zeitverlauf, bevor sie entlassen werden konnten. 17 Prozent konnten lebend aus dem Krankenhaus entlassen werden, keineswegs immer nach Hause, sondern durchaus auch wegen schwerer Einschränkungen in Pflegeeinrichtungen. Ein Jahr nach der Entlassung waren nur noch 10 Prozent der Reanimationspatienten am Leben.

Natürlich sind das Durchschnittszahlen. Je nach Alter und den zugrundeliegenden Ursache(n) für den initialen Herz-Kreislaufstillstand gibt es Patientengruppen, bei denen die Erfolgsquoten besser oder noch schlechter ausfallen. Trotzdem sollten diese Zahlen klar machen, dass der Erfolg von Wiederbelebungsbemühungen nicht mal ansatzweise so rosig ausfällt, wie uns in Filmen und Serien suggeriert wird.

In der Tiermedizin, um die es hier in meinem Blog in erster Linie geht, müssen Sie als Tierbesitzer:innen Ihre diesbezüglichen Erwartungen noch einmal deutlich herunterschrauben. Reanimation (durch Fachpersonal) ist eines der wenigen Gebiete, auf dem wir der Humanmedizin weit (wirklich weit!) unterlegen sind. Das liegt zum einen daran, dass wir rein aus Kostengründen über kein organisiertes Rettungswesen verfügen und bestimmte Verfahren der Intensivmedizin nicht zur systematischen Anwendung bringen können. Zum anderen haben wir tatsächlich auch einfach zu wenig Übung und Routine. Wir sehen nun mal umständehalber viel, viel weniger Patienten, die man wiederbeleben könnte, als die Kolleginnen und Kollegen in einer humanmedizinischen Klinik mit ihren „Express-Zulieferern“ aus dem Rettungswesen. In einer mittelgroßen Tierarztpraxis können durchaus ein oder zwei Jahre vergehen, bis man mal wieder einen Patienten vor sich hat, bei dem Reanimationsbemühungen überhaupt Sinn machen.

Aufgrund dieser geringen Fallzahlen und nicht vorhandener statistischer Daten kann ich die Erfolgsquoten von Reanimationen in der Tiermedizin allenfalls aus dem Bauch heraus schätzen. Ich gehe davon aus, dass die Chancen auf ein komplett unbeschadetes Überleben wahrscheinlich pessimistisch gesehen bei nur ein, zwei Prozent liegen dürften, wild optimistisch gesehen bei fünf Prozent. Etwas besser schaut es eventuell spezifisch bei Patienten mit niedriger Risikoklasse aus, die während eines Eingriffs in Narkose einen Herz-Kreislaufstillstand erleiden, der durch gute Überwachung sofort erkannt wird. Aber auch da gilt: Entweder bringt man die Pumpe innerhalb kürzester Zeit (unter zwei, drei Minuten) wieder zum Ticken oder man kann es gleich bleiben lassen, weil man dann – selbst wenn es doch noch klappen sollte – mit schwersten neurologischen Schäden zu rechnen hat.

Angesichts der extrem bescheidenen Erfolgschancen, des unbestreitbaren Risikos für dauerhafte und oft mit einem artgerechten Leben nicht zu vereinbarenden Behinderungen und – damit das nicht unter den Tisch fällt - den happigen Kosten, die intensive und länger andauernde Reanimationsbemühungen mit sich bringen können, wäre mein Rat an Sie, dieses Thema vor Eingriffen in Narkose offen anzusprechen und für den Fall der Fälle Anweisungen zu treffen, wie es ja auch wir Menschen für uns selber machen. Zum Beispiel habe ich für mich schon seit Jahren geregelt, dass ich im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstandes NICHT wiederbelebt werden möchte. Es ist ethisch völlig okay und erleichtert überdies die Entscheidungsfindung für die Praxis oder Klinik, so eine Regelung auch für das eigene Tier zu treffen und entsprechend dokumentieren zu lassen.

Wenn Sie das, also die Erfolgszahlen im medizinischen Umfeld, verdaut haben, werden Sie sich schon denken können, wie Ihre Chancen aussehen, wenn Sie Ihr eigenes Tier zu reanimieren versuchen, nämlich irgendwo zwischen Null und Garnix. Bei Erste-Hilfe-Kursen für Tiere stößt das Thema zwar immer auf lebhaftestes Interesse und nimmt viel Zeit weg, obwohl das rein statistisch überhaupt keinen Sinn macht. Meiner Meinung nach gibt es (langfristig) erfolgreiche Wiederbelebungen durch Besitzer:innen bei echten Herz-Kreislauf-Stillständen einfach nicht. Anekdotische Erfolgsgeschichten von wieder erwachenden und dann munter weiterlebenden Hunden oder Katzen sind höchstwahrscheinlich dadurch zu erklären, dass zwar eine Bewusstlosigkeit, aber kein echter Herzstillstand vorgelegen hat. Wenn die Pumpe wirklich stehen bleibt, gibt es dafür in der Regel eine Ursache, und die ist durch eine momentan erfolgreiche Wiederbelebung ja nicht behoben, sondern besteht weiter. Reanimierte Patienten müssen unter intensivster Betreuung (wie sie eigentlich nur ein Rettungswagen mit Notarzt bieten kann) schnellstens in die Klinik und bleiben dort in der Regel ziemlich lange, bis sie, wenn überhaupt, wieder entlassen werden können. Dies ist bei einem Tier natürlich gar nicht zu verwirklichen. Einen Menschen müssen Sie als Ersthelfer unter günstigen Umständen nur ein paar Minuten über Wasser halten, dann übernimmt der herangeeilte Notarzt. Mit Ihrem Hund oder Ihrer Katze sind Sie da völlig auf sich gestellt. Kann man also aller Wahrscheinlichkeit nach einfach vergessen. Ich will Sie nicht davon abhalten, es zu versuchen, aber machen Sie sich besser keine Hoffnungen.

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

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25/02/2025

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