08/12/2023
Der Wallach mit dem Dominanzproblem
"Ab durch die Mitte" lautete das Motto des dreijährigen Wallachs Onyx. Regelmäßig räumte er seine Menschen aus dem Weg und stieg beim Weggehen von seiner Herde senkrecht in Richtung der Führperson. Seine hochschwangere Besitzerin hatte vor seinem Verhalten großen Respekt- zu Recht. Im Umgang wurde Onyx mehr als einmal sehr gefährlich. Ein Dominanzproblem?
Pferde sind in den seltensten Fällen dominant gegenüber dem Menschen. Häufig steht hinter dem beschriebenen Verhalten etwas ganz anderes. Onyx war unsicher, unkoordiniert und mangelbewegt. Er hatte zu Beginn unserer gemeinsamen Zeit keine Idee, was der Mensch ihm zu sagen versuchte.
Anstatt also Dominanztraining (in welcher Form auch immer) zu machen, wird Onyx aktuell durch planvolles Training von Tag zu Tag zuverlässiger im Umgang:
Klare Kommunikation und sicheres Grundhandling:
Ein Mensch, der in einer Stresssituation hektisch wird oder sich in der Longe verheddert, kann keine Sicherheit ausstrahlen. In diesem Fall war es sinnvoll, das Training zunächst an mich zu übergeben. Sobald Onyx Routine hat, lässt es sich prima zusammen lernen.
Langsames, schrittweise gesteigertes Wegbewegen von der Herde mit positiver Verstärkung:
Der junge Wallach macht immer wieder die Erfahrung zur Herde zurück zu kehren, bevor der Puls nennenswert ansteigt und der Stress unaushaltbar wird.
Longieren in Dauermethode:
Ein gesundes Pferd bewegt sich gern und viel. Mangelbewegte Pferde werden im Alltag explosiv. Beim physiologischen Traben über einen längeren Zeitraum kann der Wallach seine angestaute Energie ruhig und sinnvoll loswerden.
Koordinationstraining:
Onyx ist für sein Alter bereits sehr groß und schlaksig. Er erinnert ein wenig an einen zu schnell gewachsenen Teenie, der sich nicht in seinem Körper zurecht findet. Durch gezieltes Koordinationstraining lernt er, seine Beine besser zu sortieren und kann somit besser Acht auf seine Mitmenschen geben.