15/06/2022
Pferde leiden stumm. Sie sind sehr gut darin, Schmerzen zu verstecken, weil es sie in der Natur schwach und angreifbar macht.
Je besser wir aber unser Pferd kennen, umso leichter fällt es uns auch, Schmerzen zu erkennen.
Sicher, starke Lahmheiten oder Verletzungen sind offensichtlich.
Zusätzlich zum Schmerzgesicht kann aber auch subtileres Verhalten, welches wir häufig anfangs gar nicht bemerken, wie schlechtes Fressen oder Unruhe, durch häufiges Wechseln der Position oder Wälzen bereits Schmerzanzeichen sein.
Ein eingezogener oder fester Bauch können ein Anzeichen für Bauschmerzen sein.
Schnelles Schwitzen, wobei das auch von Angst, Stress und Umgebungstemperatur beeinflusst wird, ist auch ein Schmerzhinweis.
Wenn dein Pferd sich an bestimmten Stellen nicht mehr putzen lassen will oder nicht stillsteht, tut ihm vielleicht die Berührung weh. Muskelzuckungen bei Berührung sind hier ein Hinweis.
Lässt sich ein Pferd nicht mehr gut biegen oder stellen, galoppiert es einseitig nicht mehr sauber an oder ist schlecht zu sitzen – all dies können Hinweise auf Dysfunktionen sein.
Stolpern, Zähne zusammenbeißen, fest machen. Zügel aus der Hand reissen, Huf nicht mehr geben.
Und natürlich, wenn euer Pferd feste Muskulatur hat, die schon Defizite ausgleicht oder wenn Muskeln atrophieren, obwohl ihr trainiert.
All dies sind mögliche Symptome, die hinterfragt werden müssen. Auf keinen Fall darf man da einfach „drüber reiten“. Damit verschlimmert man die Situation nur.
Schwierig wird es, wenn es sich um chronische Geschehen handelt. Häufig sind es dann schleichende Prozesse, die langsam immer mehr Symptome machen. Daher ist es oft hilfreich, einen neutralen Blick auf euer Pferd werfen zu lassen oder es mit vor ein paar Jahren zu vergleichen. Was hat sich verändert? Zum Positiven oder Negativen? Woran liegt das?
Jede der von mir oben erwähnten Verhaltensweisen wäre ein Grund, einen Tierarzt oder Physiotherapeuten zu Rate zu ziehen. Oftmals ist man bei seinem eigenen Tier „betriebsblind“. Das ist normal – das bin ich auch. Daher scheut euch nicht, euren Therapeuten um Hilfe zu fragen.
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