
02/04/2025
Wofür sind Zecken eigentlich gut?
Ein paar Dinge über die ungeliebten Blutsauger, die ihr vielleicht noch nicht wusstet.
Sie sind lästig, manchmal sogar gefährlich und eigentlich verzichtbar. Oder?
Nicht ganz.
Zecken haben zwar keinen besonders glamourösen Job im Ökosystem, aber sie haben tatsächlich einen.
Verschiedene Pilze (z. B. Metarhizium anisopliae), bestimmte Ameisenarten, Vögel wie Perlhühner oder Fasane, sie alle bedienen sich an Zecken.
Das hat teilweise einen wichtigen Nebeneffekt:
Die erwähnten Pilze sind nämlich nicht nur Zeckenfresser, sie sind Teil eines größeren Regulationssystems für Parasiten.
Ohne Zecken würden sie potenziell auf andere Wirte übergehen, auch auf nützliche Insekten, die im Ökosystem dringend benötigt werden.
Die Zecken halten sie quasi "beschäftigt."
Es scheint wie eine Art ökologisches Ablenkungsmanöver, damit die wirklich sensiblen Arten in Ruhe gelassen werden.
Auch wenn das jetzt von mir stark vereinfacht dargestellt wurde,
kann man durchaus sagen:
Zecken stehen im Ökosystem wie eine Art Gegengewicht da – nicht als Zweck an sich, sondern als Teil eines Regulationsmechanismus.
Auch jenseits der Pilze erfüllen Zecken Funktionen.
Durch die Übertragung von Krankheiten regulieren sie Wildtierpopulationen, vor allem bei Nagetieren, Rehen und Füchsen.
Das ist nicht schön aber einer muss diesen Job erledigen ...
Sympathischer sind sie dadurch nicht wirklich.
Aber sie sind kein "Fehler im System", was man manchmal denken könnte, denn dafür sind Zecken viel zu durchdacht "erbaut."
Zecken sind wahre Meister der Anpassung.
Ihr Geruchsorgan, das Haller’sche Organ, sitzt an ihren Vorderbeinen und funktioniert wie ein biologischer Scanner für Schweiß, Atemluft, Wärme und Bewegung.
Manche Arten überleben bis zu 10 Jahre ohne Nahrung.
Die winzigen Larvenstadien sind kaum größer als ein Punkt am Ende dieses Satzes, aber erstaunlich zielstrebig.
Sie lauern an Grashalmen, Farnen und Sträuchern, die Vorderbeine ausgestreckt.
Sie springen nicht einfach planlos. Sie warten. Und sie haben Zeit.
Wie Zecken wirklich auf den Menschen kommen
Zecken klettern selten höher als 1,50 Meter.
Sie lauern lieber in Bodennähe, in feuchten, schattigen Bereichen.
Helle Kleidung hilft nur dabei, sie frühzeitig zu entdecken. Wirklichen Schutz bietet auch sie nicht.
Kleine Zeckenstadien wie die Nymphen gelten als besonders gefährlich. Weil sie schwer zu entdecken sind und länger unbemerkt bleiben. Je kleiner die Zecke, desto größer manchmal das Risiko.
Noch ein paar Fakten und Ammenmärchen, zum Thema Zecken
Zecken lassen sich von Bäumen fallen?
Nein, sie sitzen meist im Gras.
Je größer die Zecke, desto gefährlicher?
Nein, oft sind die Kleinen riskanter.
Zecken beißen? Nein, sie stechen.
Zecken sind nur im Sommer aktiv?
Nein, schon ab 6 Grad beginnt die Saison.
Kleidung waschen reicht, um sie zu töten?
Nein, nur der Trockner killt sie sicher.
Schnell entfernen, und dann sind sie ungefährlich?
Ja und Nein.
Bei FSME kann der Erreger sofort übertragen werden, bei anderen Infektionen hat man ein paar Stunden Zeit.
Warum immer ich? Die Zecken lieben mich.
Zecken haben Vorlieben.
Sie orientieren sich an Körpertemperatur und Wärmeabstrahlung. Warm und gut durchblutet macht ihnen Appetit.
Sie orientieren sich aber auch am
CO₂-Ausstoß beim Atmen, an Hautbakterien und Geruch, an Bewegung und Aktivität.
Bei Tieren gilt:
Dunkles Fell zieht mehr Zecken an.
Dichtes Fell ist für sie gutes Fell.
Zecken niemals mit Öl entfernen.
Diese Methode könnte dazu führen, dass sie sich in ihren Wirt auch noch "übergeben", mitsamt Speichel, Darminhalt und Erregern.
Lieber mit der Zeckenzange oder Karte nahe an der Haut greifen, beherzt herausziehen und dann die Stelle desinfizieren
Seit meiner Borreliose Aktion im letzten Sommer mache ich neuerdings immer ein Foto von der Bescherung und notiere das Datum, um besser zu erkennen, falls sich die Stelle verändert.
Es gibt 1001 Mittelchen gegen Zecken.
Mehr oder weniger wirksam, mehr oder weniger heiß diskutiert. Mit teilweise gravierenden Unterschieden und Nachteilen. Das ist ein Thema für sich - vielleicht ein andermal.
Bei mir wandert die Bekleidung nach jedem Aufenthalt in freiem Gelände in den Trockner, denn Waschen allein reicht nicht.
Und meine Katzen werden täglich nach Zecken abgesucht, und zwar gründlich.
Besonders im Nacken, am Kinn und an den Ohren.
Zecken sind keine "Freunde". Meine jedenfalls nicht.
Aber sie sind auch keine Fehlproduktion der Evolution,
sie erinnern uns vielleicht daran,
dass die Natur keine Kompromisse macht.