29/06/2025
Sehr interessante 2 Seminartage mit viel Austausch mit (angegehenden) Hundetrainer*innen. Danke für die Einschätzung von Enzo.
Seminar „Umgang mit speziellen Hunden“ – Rückblick
Zwei intensive Tage liegen hinter uns. Sieben Hunde mit ganz unterschiedlichen, aber durchweg anspruchsvollen Verhaltensauffälligkeiten haben uns gefordert, berührt – und vor allem: zum Denken gebracht.
Viele dieser Hunde tragen eine eindrückliche Geschichte mit sich – manche kamen direkt zu uns, andere über Umwege durch diverse Hundeschulen oder Trainer:innen. Es waren keine klassischen Trainingsfälle, keine „Sitz-Platz-Fuss“-Aufgaben – sondern echte Herausforderungen. Verhaltensbilder, bei denen auch erfahrene Trainer:innen im Seminar erstmal innehalten mussten. Und das ist keine Schwäche. Im Gegenteil: Es braucht Mut, sich einzugestehen, wenn man an Grenzen stösst.
Umso wertvoller war es, dass wir nicht weggeschaut, sondern hingeschaut haben. Dass wir nicht abgesagt, sondern Verantwortung übernommen haben – auch dort, wo es unbequem wurde. Denn gerade dort beginnt Entwicklung – bei Mensch und Hund.
Wir haben über Trauma und Traumafolgestörungen gesprochen, über Hypervigilanz, Panik, Übersprung, Reaktivität und Zwangsverhalten – und das alles nicht reduziert auf simple Reiz-Reaktions-Schemata, sondern mit einem tiefen Verständnis für Neurobiologie, Entwicklung und Beziehungsdynamik.
Was wir gemacht haben, war keine „klassische“ Verhaltenstherapie. Wir haben Lernprozesse neu gedacht – mit dem ganzen Spektrum moderner Lerntheorie und einer Haltung, die auf Co-Regulation, Sicherheit und echter Verbindung basiert.
Auch Themen wie Somatic Experiencing®, die Polyvagal-Theorie und die körpertherapeutische Begleitung fanden Platz – nicht als esoterische Randnotiz, sondern als ernsthafte, fundierte Ansätze im Umgang mit Hunden, die gelernt haben, dass die Welt gefährlich ist.
Und ja: Auch Zwangs- und Suchtverhalten – wie es bei einem der Hunde in Bezug auf Wasser deutlich wurde – haben wir differenziert betrachtet. Mit Respekt vor dem Hund, seinem Nervensystem und seiner Geschichte. Gewaltfrei. Mit klaren Strukturen. Mit einem Plan.
Alle Besitzer:innen sind mit neuen Impulsen, einer anderen Sicht auf ihren Hund und konkreten Umsetzungsideen nach Hause gegangen. Die Lehrgangsteilnehmenden wiederum haben erlebt, was es bedeutet, wenn Theorie auf echte, rohe Praxis trifft – und wie wertvoll ein guter, analytischer Blick und innere Haltung sein können.
Ein Seminar mit Tiefgang. Und ein Plädoyer für mehr Differenzierung, mehr Wissen – und mehr Menschlichkeit im Hundetraining. Vor allem dann, wenn es schwierig wird.
Danke an alle Teilnehmer, die uns das Vertrauen geschenkt haben.